Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
selbst Eisenschwerter zu zerschlagen. Eines Tages würde er vielleicht das Rätsel seiner Herkunft lösen, hatte sich der junge Mann, der inzwischen seine Reisegefährten bereits um Haupteslänge überragte, fest vorgenommen. Er würde sich auf die Suche nach Antworten machen wenn er endgültig erwachsen und ein Ritter sein würde.
Gegen Mittag des fünften Reisetages erreichten sie die Passhöhe und konnten kurze Zeit später die vertraute Silhouette der Stadt Mors im Tal vor sich liegen sehen.
Sie rasteten auf einem kleinen Felsplateau, auf dem einige verkrüppelte Bergkiefern, die zwischen den Felsen wuchsen, spärlichen Schatten spendeten, bevor sie den Abstieg nach Mors in Angriff nahmen.
Ragnor band seine Grauesel an eine der Kiefern an, sodass sie sich an den kargen Grasbüscheln, die hier oben wuchsen, laben konnten. Der Junge nahm ihnen mit tatkräftiger Unterstützung von Maramba die schweren Packen ab, damit sie sich ungehindert ihrer Nahrungsaufnahme widmen konnten. Während der Schwarze, nach getaner Arbeit, zu Tana hinüber ging um einen Schluck Wasser zu trinken, trat Ragnor an den Rand des kleinen Felsplateaus hinaus um einen Blick auf die ferne Stadt zu werfen.
Ein wenig müde nahm er seinen Helm ab, den er wie auch das Kettenhemd, auf Mennos Geheiß hin, während ihrer Reise ständig trug, legte ihn auf einen kleinen Felsen und wischte sich erleichtert den Schweiß von der Stirn. Die Mittagssonne hatte bereits ordentlich an Kraft gewonnen, jetzt da der Übergang vom Frühjahr zum Frühsommer im Norden von Makar fast vollzogen war. Der Junge schüttelte erleichtert seine vom Schweiß verklebten, nackenlangen Haare auf um sie im kühlen Bergwind, der hier beständig wehte, zu trocknen.
Er trat noch ein paar Schritte weiter vor, um besser sehen zu können, und dann wanderte sein Blick wanderte hinunter ins Tal wo sich das silberne Band der Mors in der Ferne verlor. Fast liebevoll glitt sein Blick über die Stadt, in der seine Liebste mit ihren Schwestern lebte, und er war glücklich, dass er einen bescheidenen Beitrag bei der Vernichtung von Kraaks Bande hatte leisten können. Er wagte nicht sich vorzustellen, was da unten passiert wäre und wie Mors jetzt aussehen würde, wenn die Plünderung durch die Gesetzlosen und die verräterischen Söldner geglückt wäre. Seine Bekanntschaft mit dieser Stadt war zwar erst kurz aber trotzdem hatte er ihre Bewohner, von denen er einige, wie Karl den Schmied oder Grugar den Verwalter des Kontors der Frauen, schätzen gelernt hatte. Als seine Gedanken zu Ana, seiner Liebsten, zurückkehrten, schlich sich ein scharfer Schmerz in seine Brust, wenn er daran dachte, dass sie ihre Gefährtenschaft, die ihm so viel bedeutete, beenden würden, wenn die Reisenden in einigen Tagen nach Kaarborg weiterzogen. Fast unwillig schüttelte er seine aufkeimende Eifersucht auf den neuen Gefährten, den Ana sicher früher oder später wählen würde, wieder ab. Er sagte sich, dass es unbillig wäre, Ana an sich zu binden, ohne sie wenigsten einige Male im Jahr für ein paar Tage besuchen zu können. Doch obwohl er in seinem Kopf die bevorstehende Trennung als unvermeidlich akzeptierte, blieb ein leiser bohrender Schmerz zurück, den er nicht abschütteln konnte.Ragnor löste seinen Blick von der Stadt, nahm seinen Helm wieder auf und ging zu seinen Freunden hinüber um auch einen Schluck zu trinken.
Die trockene Hitze hier oben machte doch ganz schön durstig. Menno reichte ihm wortlos einen Wasserschlauch, den der Junge fast abwesend entgegennahm. Dabei schüttete er sich prompt den ersten Wasserschwall aus dem Schlauch über das Kettenhemd."Wo hast du nur deine Gedanken?", fragte Menno schmunzelnd, wobei seine Augen wissend funkelten."Das Kettenhemd wird rosten, wenn du es weiter so fleißig wässerst", fügte er breit grinsend hinzu um den Jungen von seinen schwermütigen Gedanken ein wenig abzulenken.Ragnor nahm den Ball dankbar auf und antwortete, nachdem er einen tiefen Schluck aus dem Wasserschlauch genommen hatte, gespielt ernsthaft: "Du hast sicher recht. Ich werde Tana gleich fragen ob ich das Kettenhemd mit ihrem Halstuch abtrocknen darf damit es keinen Schaden nimmt."Menno lachte laut über die pfiffige Antwort, denn er wusste wie sehr Tana ihr seidenes Halstuch liebte, das von jenseits des Binnenmeeres stammte. Sie wäre mehr als entsetzt gewesen, falls sie Ragnors Worte mitbekommen hätte.
Die liebe Tana war jedoch glücklicherweise in ein Gespräch mit Lars
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