Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
telepathisch kommunizierte indem er seinen Ring mit dem Quasarstein auf ihren Kopf legte, hatte auch Mennos grauen Hengst Kima auf dieselbe Weise instruiert mit Lars vorsichtig zu sein, denn das etwas nervöse Pferd war ansonsten hin wieder recht widerborstig. Dieser erstmalige telepathische Kontakt mit einem Menschen hatte den Hengst offensichtlich so beeindruckt, dass er entgegen seiner sonstigen Gewohnheit ganz ruhig da stand und auf die Abreise wartete, anstatt ungeduldig zu tänzeln wie es sonst so seine Art war.
Bevor Ragnor mit den beiden Pferden die Scheune verließ, sah er sich noch einmal gründlich an der Stätte um in der er als Kind so oft gespielt hatte. Alles war nun leer geräumt und sehr still. Irgendwie sah es hier ganz fremd aus, denn auch die Dreihornziegen, die sonst immer drüben im Gatter gestanden und den Stall mit ihrem Meckern belebt hatten, waren nicht mehr da. Menno und er hatten sie heute am Morgen im Tal frei gelassen wo sie verwildern würden, denn es war nicht möglich gewesen, sie auch noch mitzunehmen um sie in Mors zu verkaufen.
Dann war es endlich soweit!Als letzten Akt ihres endgültigen Abschiedes von Calfors Klamm hatten Menno und Maramba noch die Tür von Haus und Scheune mit starken Bretter verschlossen. Die beiden halfen, als sie damit fertig waren, Lars und Tana, die der Versiegelung ihres Hauses mit brennenden Augen zugesehen hatten, auf die Pferde. Jeder der beiden Alten nahm dann je zwei der Lastpferde an den langen Zügel, während Menno, Maramba und Ragnor jeder je sechs Grauesel führen würde. Sie waren froh, auf diese Weise nur bis Mors reisen zu müssen, was etwa vier bis fünf Tage in Anspruch nehmen würde. Dort würden sie dann ihren überschüssigen Proviant und Teile des Hausrats verkaufen und zwei große Planwagen zu erwerben, welche es ihnen erlauben würden die lange Reise nach Kaarborg deutlich bequemer zu gestalten.
Sie waren nun zum Abmarsch bereit. Der alte Lars hob die rechte Hand und gab das Zeichen zum Aufbruch. Bevor er anritt, schüttelte er entschlossen seine traurige Stimmung ab und sagte mit klarer fester Stimme: "Vorbei ist vorbei. Wir wollen uns nun auf unsere Reise und unsere neue Aufgabe konzentrieren." "Außerdem freue ich mich darauf, die Mädchen in Mors noch einmal wiederzusehen", setzte er mit einem Augenzwinkern hinzu.Nun musste sogar Tana lachen und meinte: "Alter schützt vor Torheit nicht! Die Männer sind unverbesserlich, egal wie alt sie sind."Alle lachten mit, und so fand ihr Abschied aus Calfors Klamm doch noch in einer positiven Aufbruchsstimmung statt.
Während sie den Aufstieg zum Pass in Angriff nahmen, fragte sich Ragnor wie es in Kaarborg wohl sein würde und was ihn dort erwarten würde. Aber zuerst würde er in Mors seine erste große Liebe Ana zum letzten Mal wiedersehen. Dieser Wermutstropfen dämpfte die Freude auf seinen neuen Lebensabschnitt doch erheblich, und er erkannte plötzlich überrascht, dass es ihm im Grunde genauso ergehen würde wie Lars und Tana bei ihrem Abschied aus Calfors Klamm wenn sie dann Mors, nach kurzem Aufenthalt, letztendlich in Richtung Kaarborg für immer verlassen würden. Lars hatte also nur zu recht gehabt, als er einmal zu ihm gesagt hatte, dass jeder Neuanfang auch fast immer einen Verlust mit sich bringt, der erst verarbeitet werden muss.
In diesem Moment unterbrach ein scharfer Ruck in der Führleine seinen melancholischen Gedankengang, da die beiden letzten Grauesel seiner Kette stehengeblieben waren um an einem Busch einige süße Beeren zu naschen. Einige kräftige Hiebe mit der langen biegsamen Gerte, die er für solche Zwecke bei sich trug, ließ die beiden Leckermäuler schnell von ihrem Vorhaben Abstand nehmen, und sie setzten sich, wenn auch laut protestierend, wieder in Bewegung.
Auf der Passhöhe, nach dem Durchtritt durch die schmale Schlucht, die Calfors Klamm mit dem Hauptpass nach Mors verband, wurden die Tiere bereits wieder abgeladen, und die beiden Alten machten sich daran, Zelte für das Nachtlager aufzuschlagen. Ragnor, Menno und Maramba gingen mit vier Eseln noch einmal zurück, um mit einigen Bäumen, welche sie vor drei Tagen gefällt und mit Eseln den steilen Pass hoch geschleppt hatten, die Schlucht zu blockieren. Das ergab zwar kein unüberwindliches Hindernis, würde aber allen Fremden, die sich hier her verirrten, signalisieren, dass hier niemand mehr lebte und wahrscheinlich nichts mehr zu holen war. Es würde sie dann vielleicht davon abhalten, bis
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