Der Weg Nach Tanelorn
was für die Menschheit nicht gerade von Vorteil war, und so wurde sein Geist ausgetrieben.«
Der Kapitän stand vor ihnen, und seine blinden Augen starrten durch sie hindurch. Und neben ihm hatte sich sein Zwillingsbruder, der Steuermann, eingefunden. Seine Arme waren ausgestreckt, und auf seinen Handflächen ruhte das große schwarze Runenschwert.
»Es war die Manifestation dieses Schwertes, die wir suchten«, fuhr der Kapitän fort. »Es war eine sehr lange Suche, und wir verloren unser Schiff dabei.«
»Aber es ist doch kaum Zeit vergangen, seit wir uns von Euch verabschiedeten«, sagte Erekose überrascht.
Der Kapitän lächelte ironisch. »Etwas wie die Zeit gibt es nicht«, erklärte er. »Vor allem nicht in Tanelorn und schon gar nicht, während der Konjunktion der Millionen Sphären. Wenn die Zeit existierte, wie die Menschen glauben, wie könntet Ihr und Falkenmond dann gemeinsam hier sein?«
Erekose schwieg, aber er drückte seine Prinzessin noch enger an sich.
Das Wesen donnerte: »GIB MIR DAS SCHWERT!«
»Ich kann nicht«, sagte der Kapitän. »Das weißt du genau. Und du kannst es dir nicht nehmen. Du kannst nur eine der zwei Manifestationen, das Schwert oder das Juwel, übernehmen (oder von ihr übernommen werden). Nie beide!«
Die schwarze Gestalt fletschte die Zähne, aber sie machte keine Anstalten, nach dem Schwert zu greifen.
Falkenmond blickte auf den Stab, den das Kind ihm gegeben hatte, und er sah, dass er sich nicht getäuscht hatte: Die Runen im Stab glichen jenen auf der schwarzen Klinge. Er wandte sich an den Kapitän.
»Wer hat diese Artefakte hergestellt?«
»Die Schmiede, die dieses Schwert am Anfang des großen Kreislaufs machten, benötigten einen Geist, der ihm innewohne, um ihm Macht über alle anderen Waffen zu geben. Sie schlossen einen Handel mit diesem Geist (dessen Namen wir nicht nennen wollen).« Der Kapitän drehte sein blindes Gesicht der schwarzen Kreatur zu. »Du warst damals sehr erfreut über diesen Handel. Zwei Schwerter wurden geschmiedet, und in jedes davon schlüpfte ein Teil von mir. Aber eines der Schwerter wurde zerstört, und so übernahmst du das andere ganz. Die Schmiede, die diese Schwerter gehämmert hatten, waren keine Menschen, aber sie arbeiteten für die Menschheit. Sie versuchten zu jener Zeit, gegen das Chaos zu kämpfen, denn sie waren treue Diener der Lords der Ordnung. Sie glaubten, sie könnten Chaos mit Chaos besiegen. Sie erkannten ihren Irrtum jedoch allzu bald …«
»Das taten sie allerdings!« Die schwarze Kreatur grinste.
»Also schufen sie den Runenstab, und sie suchten die Hilfe deines Bruders, der der Ordnung diente. Es war ihnen jedoch nicht bewusst, dass du und er nicht wirklich Brüder seid, sondern Aspekte des gleichen Wesens, die nun wieder vereint sind – aber durchdrungen von der Macht des Schwarzen Juwels, das deine eigene dunkle Macht vervielfältigt. Ein Paradoxon.«
»Ein Paradoxon, das ich sehr nützlich finde«, erklärte die schwarze Gestalt.
Der Kapitän ignorierte sie und fuhr fort. »Sie stellten das Juwel als Falle für dich her, in der sie dich gefangen hielten. Das gab dem Juwel große Macht. Es hielt nicht nur die Seelen anderer, und deine Seele ebenfalls, genau wie das Schwert, aber es war auch möglich, dich aus dem Juwel zu entlassen, so wie du manchmal aus dem Schwert entlassen werden konntest …«
›»Verbannt‹ ist ein besseres Wort«, warf die Kreatur ein, »denn ich liebe meinen Körper, das Schwert. Es wird immer Männer geben, die mich als Schwert tragen werden.«
»Nicht immer«, widersprach der Kapitän. »Eine Waage war das letzte große Artefakt, das diese Schmiede herstellten, ehe sie in ihre eigenen Welten zurückkehrten – es war ein Symbol des Gleichgewichts zwischen Ordnung und Chaos, mit einer eigenen Macht, die es auf den Runenstab übertrug – um eben das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos herzustellen. Und das ist, was dich im Augenblick in Schach hält.«
»Nicht, wenn ich das Schwarze Schwert habe!«
»Du hast so lange versucht, die völlige Herrschaft über die Menschheit zu erlangen, und hin und wieder ist es dir für eine Weile auch geglückt. Die Konjunktion findet auf vielen verschiedenen Welten statt, in vielen verschiedenen Zeitaltern, und die Manifestationen des Ewigen Helden vollbringen ihre großen Taten, um das Multiversum von den Göttern zu befreien, die ihre Vorväter erschufen. Und in einer Welt, die frei von Göttern ist, wäre die Macht dein, nach
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