Der Weg Nach Tanelorn
Gelächter vom Himmel, aber es war unmöglich zu sagen, wer hohnlachte – der Mann oder das Schwert.
Erekose, gigantisch und erschreckend, zog die Arme zum zweiten Hieb zurück.
Das Schwert schwang durch den Himmel. Blitze zuckten, Donner grollte. Es durchschnitt die Ketten der anderen Waagschale, und auch sie fiel.
Und wieder erbitterte die Welt.
»Ihr habt die Welt von den Göttern befreit, doch nun nehmt ihr ihr auch die Ordnung.«
»Nur die Macht!« erklärte Falkenmond.
Der Steuermann sah ihn verstehend an.
Falkenmond blickte auf den Boden, wo das Schwarze Juwel stumpf und leblos vor ihm lag. Dann schaute er zum Himmel auf, als Erekose das Schwert zum dritten- und letzten Mal herabsausen ließ und nun auch das mittlere Waagestück zerstörte.
Ein grelles Licht zuckte aus den zerschmetterten Überresten, und ein seltsames, fast menschliches Heulen hallte gellend durch die Welt. Da waren sie geblendet und nahezu taub.
Aber Falkenmond hörte trotzdem das eine Wort, auf das er gewartet hatte. Er vernahm Erekoses Titanenstimme:
»JETZT!«
Und plötzlich vibrierte der Runenstab voll Leben in Falkenmonds rechter Hand, und das Schwarze Juwel pulsierte. Da hob Falkenmond den Arm zu einem mächtigen Hieb, dem einzigen, der ihm vergönnt sein würde.
7. Zurück zur Burg Brass
»Die Zeit der Konjunktur ist fast vorbei«, sagte der Kapitän. »Das Multiversum beginnt einen neuen Zyklus – frei von Göttern, frei von dem, was Ihr, Falkenmond, vielleicht ›kosmische Gerichtsbarkeit‹ nennen würdet. Vielleicht wird es nie wieder Helden brauchen.«
»Nur Vorbilder«, murmelte Jhary-a-Conel. Er schlurfte zu den Statuen, zu einem leeren Podest. »Lebt wohl ihr alle. Lebt wohl, Held, der nicht länger Held zu sein braucht, und vor allen Dingen, Ihr, Oladahn, lebt wohl.«
»Wohin geht Ihr, Freund?« erkundigte sich der kleine Mann aus den Bulgarbergen und kratzte den roten Pelz seines Kopfes.
Jhary hielt an und hob die kleine schwarz-weiße Katze von seiner Schulter. Er deutete auf das leere Podest zwischen den Statuen. »Ich nehme meinen für mich freigehaltenen Platz ein. Ihr lebt, ich lebe. Mein letztes Lebewohl für Euch.«
Er stieg auf das Podest und war augenblicklich eine Statue mit verwegenem, selbstzufriedenem Lächeln.
»Ist hier auch Platz für mich?« fragte Falkenmond und dreht sich zu Orland Fank um.
»Nicht jetzt«, erwiderte der Orkneymann. Er nahm Jhary-a-Conels geflügelte Katze auf den Arm und streichelte sie. Sie schnurrte.
Ermizhdad stand auf. Sie weinte nicht länger. Stumm, ohne ein Wort zu den anderen, trat sie auf die Statuenreihe zu und fand ebenfalls ein leeres Podest. Sie hob die Hand zu einem letzten Gruß und stieg auf das Podest, wo sie den gleichen blassen, aus innen heraus leuchtenden Ton der anderen Statuen annahm. Falkenmond sah, dass die Statue neben ihr Erekose war, der sein Leben opferte, als er das Schwarze Schwert nahm.
»Möchtet Ihr und Eure Lieben in Tanelorn bleiben, Falkenmond?« fragte der Kapitän. »Ihr habt Euch das Recht dazu verdient.«
Falkenmond legte die Arme um die Schultern seiner Kinder. Er sah ihre strahlenden Augen, und Glück erfüllte ihn. Yisselda legte zärtlich eine Hand auf seine Wange und lächelte ihn an.
»Nein«, erwiderte Falkenmond. »Wir möchten nach Burg Brass zurückkehren. Es genügt mir zu wissen, dass es Tanelorn gibt. Was ist mit dir, Huillam? Oladahn? Und Ihr, Sir Bowgentle?«
»Ich habe so viel zu erzählen, und ich täte es am liebsten an einem prasselnden Feuer, mit einem Kelch des lieblichen Weines der Kamarg in der Hand und mit guten alten Freunden um mich«, sagte d’Averc. »Bestimmt würden meine Geschichten, die auf Burg Brass viel Interesse fänden, die Leute hier in Tanelorn nur langweilen. Ich begleite euch.«
»Ich ebenfalls!« rief Oladahn.
Bowgentle zauderte als einziger. Er blickte nachdenklich auf die Statuen und dann auf die Türme Tanelorns. »Ein ungemein interessanter Ort. Ich frage mich, wer ihn geschaffen hat.«
»Wir«, erwiderte der Kapitän. »Mein Bruder und ich.«
»Ihr?« Bowgentle lächelte. »Ich verstehe.«
»Und was ist euer Name?« erkundigte sich Falkenmond. »Ich meine, wie nennt man Euch und Euren Bruder?«
»Wir haben nur einen Namen«, sagte der Kapitän.
Und der Steuermann erklärte: »Wir werden Mensch genannt.« Er nahm seinen Bruder am Arm und führte ihn fort von den Statuenreihen, hinein in die Stadt.
Stumm blickten Falkenmond, seine Familie und seine Freunde ihnen
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