Der Weg Nach Tanelorn
mehr.«
»Was wird ihren Platz einnehmen?« fragte Erekose.
»Das muss erst noch entschieden werden«, erwiderte die schwarze Gestalt. »Ich bin hier, um mir meinen Körper einzuhandeln. Es ist mir egal, welche Manifestation. Meinetwegen beide.«
»Du bist das Schwarze Schwert?«
Das Kind deutete erneut mit dem Stab. Jhary-a-Conel stand vor ihnen, den Hut schief auf dem Kopf, seine Katze auf der Schulter. Er betrachtete Oladahn mit amüsiertem Blick. »Dürfen wir denn beide hier sein?«
Oladahn sah ihn erstaunt an. »Ich kenne Euch nicht, mein Herr.«
»Dann kennt Ihr Euch selbst nicht, Sir.« Jhary verbeugte sich vor Falkenmond. »Seid gegrüßt, Herzog von Köln. Ich glaube, das gehört Euch.« Er hatte etwas in der Hand und näherte sich ihm, um es ihm zu geben, als das Kind ihn aufhielt.
»Bleib stehen. Zeig es ihm.«
Jhary-a-Conel machte eine theatralische Geste und beäugte die schwarze Gestalt. »Ihm zeigen? Muss ich das? Dem Winsler?«
»Zeig es mir«, flüsterte die schwarze Gestalt. »Bitte, Jhary-a-Conel.«
Jhary strich dem Kind über die Haare, wie ein Onkel seinen Lieblingsneffen begrüßen mochte. »Wie geht es dir, Vetter?«
»Zeig es ihm«, wiederholte Jehamiah Cohnahlias.
Jhary legte eine Hand auf den Knauf seines Schwertes, streckte erst ein Bein, dann seinen Ellbogen aus, dann blickte er nachdenklich auf die schwarze Gestalt, und plötzlich, mit der Flechsigkeit eines Bühnenzauberers, wies er vor, was seine Finger bisher verborgen hatten.
Die schwarze Gestalt atmete heftig.
»Das Schwarze Juwel!« keuchte Falkenmond. »Ihr habt das Schwarze Juwel!«
»Ich gebe mich mit dem Juwel zufrieden«, erklärte das schwarze Wesen eifrig. »Hier …«
Zwei Männer, zwei Frauen und zwei Kinder erschienen. Goldene Ketten banden sie – Stränge aus goldener Seide.
»Ich behandelte sie gut«, versicherte das Wesen, das sich selbst Schwert nannte.
Einer der beiden Männer, er war groß, schlank, von übertriebener Eleganz und langsamen Bewegungen, hob müde seine gefesselten Handgelenke. »Oh«, murmelte er. »Diese luxuriösen Ketten.«
Falkenmond erkannte alle, außer einer. Kalter Grimm erfüllte ihn.
»Yisselda! Yarmila und Manfred! D’Averc! Bowgentle! Wie kommt es, dass ihr Gelange dieser Kreatur seid?«
»Es ist eine lange Geschichte …«, begann Huillam d’Averc mit gelangweilter Stimme, doch Erekoses überdröhnte sie. Seine Stimme überschlug sich schier vor Freude.
»Ermizhdad! Meine Ermizhdad!«
Die Frau, die Falkenmond nicht gekannt hatte, entstammte einer Rasse, die Elrics und Corums glich. Auf ihre Weise war sie schön wie Yisselda. Es gab viel in den völlig verschiedenen Gesichtern der beiden Frauen, das sie einander ähnlich machte.
Bowgentle drehte sich offenbar völlig ruhigen Gesichts in diese, dann eine andere Richtung, und murmelte: »Dann sind wir also endlich in Tanelorn.«
Die Frau namens Ermizhdad zerrte an ihren Ketten, um Erekose zu erreichen.
»Ich dachte, du bist Kalans Gefangener«, wandte Falkenmond sich in der allgemeinen Verwirrung an d’Averc.
»Das glaubte ich ebenfalls. Aber dieser wohl etwas verrückte Herr hier unterbrach unsere Reise durch den Limbus …« D’Averc verzog sein Gesicht, als Erekose die schwarze Gestalt anfunkelte.
»Du musst sie freilassen!«
Das Wesen lächelte. »Ich will zuerst das Juwel haben. Sie und die anderen für das Juwel. So hatten wir es abgemacht.«
Jhary-a-Conel krampfte die Finger um den schwarzen Edelstein. »Warum entreißt du es mir nicht einfach? Du behauptest doch, du hättest Macht.«
»Nur ein Held darf es ihm geben«, erklärte das Kind.
»Das weiß er.«
»Dann gebe ich es ihm!« schrie Erekose.
»Nein«, wehrte Falkenmond ab. »Wenn jemand das Recht dazu hat, dann ich. Durch das Schwarze Juwel machte man mich zum Sklaven. Nun kann ich es benutzen, um jene zu befreien, die ich liebe..«
Das schwarze Gesicht blickte ihn aufgeregt an.
»Noch nicht«, wehrte das Kind ab.
Falkenmond achtete nicht darauf. »Gebt mir das Schwarze Juwel, Jhary.«
Jhary-a-Conel sah erst den einen an, den er »Vetter« genannt hatte, dann Falkenmond. Er zögerte.
»Dieses Juwel«, erklärte Jehamiah Cohnahlias ruhig, »ist ein Aspekt eines der zwei mächtigsten Dinge, die gegenwärtig im Multiversum existieren.«
»Und was ist das zweite?« fragte Erekose und blickte sehnsüchtig die Frau an, die er durch eine Ewigkeit gesucht hatte.
»Das andere ist der Runenstab.«
»Wenn das Schwarze Juwel die Furcht ist,
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