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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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vor, wir begeben uns inkognito nach Marshais, dem größten Hafen der Gegend, und besorgen uns eine Überfahrt als unbekannte Reisende auf dem nächstbesten Schiff.«
    »Ich sehe, Ihr habt alles schon wohl überlegt.« Graf Brass erhob sich und begann seine Sachen in den Sattelkörben zu verstauen. »Wir werden Eurem Plan folgen, mein Herzog von Köln, und hoffen, dass uns Kalan nicht findet, ehe wir Soryandum erreicht haben.«
     
    Zwei Tage später kamen sie – vermummt in Kapuzenumhängen – in die geschäftige Stadt Marshais, die vermutlich der größte Seehafen an dieser Küste war. Über hundert Schiffe lagen vor Anker, hochmastige, seetüchtige Kauffahrer, die kein Wetter in Verlegenheit bringen würde. Und ihre Besatzung waren tüchtige Seeleute, von Sonne und Wind gebräunt, raue, harte Burschen, die sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Viele rannten mit nackten Oberkörpern herum und trugen nur kurze Kilts aus Seide oder Baumwolle und Bein- und Armbänder, gewöhnlich aus edlen Metallen mit kostbaren Steinen. Um Hals und Kopf hatten sie lange Tücher geschlungen, so grellfarbig wie ihre Kilts. Viele hatten in ihren Gürteln Waffen stecken – Dolche und Kurzsäbel. Und die meisten dieser Männer besaßen nicht viel mehr, als was sie am Leibe trugen – doch das war gewöhnlich ein kleines Vermögen wert (das sie allerdings so manches Mal in wenigen Stunden in den unzähligen Spielhöllen, Weinhäusern, Tavernen und Freudenhäusern verspielten und verprassten, die sich in den Straßen um den Hafen dicht an dicht drängten).
    In dieses Gewimmel und Gewirr und die grellen Farben kamen die fünf müden Reiter, mit den Kapuzen über das Gesicht gezogen, weil sie verhindern wollten, dass man sie erkannte. Und Falkenmond wusste nur zu gut, wie sehr diese Gefahr bestand, denn die Bilder der fünf Helden waren in so mancher Gaststube zu finden, ihre Statuen schmückten den Marktplatz fast jeder Stadt, und immer noch gingen ihre Erlebnisse von Mund zu Mund. Doch noch eine Gefahr sah Falkenmond, nämlich, dass man sie gerade wegen ihrer Vermummung für Männer des Dunklen Imperiums halten mochte, die nichts dazugelernt hatten und sich immer noch hinter Masken verbargen.
    In einer der Nebenstraßen fanden sie ein Gasthaus, das ein wenig ruhiger als die meisten zu sein schien, und nahmen sich ein großes Zimmer, in dem sie die Nacht verbringen konnten, während einer von ihnen sich zum Kai begeben sollte, um nach einem geeigneten Schiff Ausschau zu halten.
    Falkenmond übernahm diese Aufgabe, denn er hatte sich inzwischen einen Bart wachsen lassen, der ihm noch am ehesten half, unerkannt zu bleiben. Gleich nachdem sie ihr Abendessen eingenommen hatten, machte er sich also auf den Weg. Auf einem Kauffahrer, der mit der Flut am Morgen aufbrechen würde, konnte er zu einem vernünftigen Preis Passage für sie buchen. Sein Ziel war zwar nicht Hornus, sondern Behruk, ein Stück weiter an der Küste, aber für Falkenmonds Zwecke fast genauso gut. Mit dieser erfreulichen Nachricht kehrte Falkenmond in das Gasthaus zurück. Sie begaben sich bald darauf zur Ruhe, aber keiner der fünf schlief sehr gut, denn die Ungewissheit, wann die Pyramide mit Kalan zurückkehren würde, quälte sie alle.
    Falkenmond war inzwischen klar geworden, woran die Pyramide ihn erinnert hatte. Sie war im Prinzip offenbar etwas Ähnliches wie die Thronkugel des Reichskönigs Huon – jene Hülle, die das Leben dieses unvorstellbar alten Herrschers geschützt und erhalten hatte, bis Baron Meliadus ihn ermordete. Vielleicht hatte die gleiche Wissenschaft beides hervorgebracht! Das war zumindest höchstwahrscheinlich. Vielleicht aber hatte Kalan irgendwo auch ein Lager alter Maschinen entdeckt, wie sie überall auf der Welt vergraben waren, und eine davon benutzt? Nicht in Londra, sondern einem anderen Londra, das hatte er doch gesagt?
    Falkenmond schlief von allen am unruhigsten, denn diese und tausend andere Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf. Als er endlich doch schlummerte, hielt er das blanke Schwert in der Hand.
     
    An einem klaren Herbsttag stachen sie mit dem hohen, schnellen Segler mit dem Namen Die rumänische Königin in See (ihr Heimathafen befand sich im Schwarzen Meer). Ihre Segel und Decks blitzten weiß und sauber in der frühen Morgensonne, und sie glitt mit großer Geschwindigkeit durch das Wasser.
    Die ersten beiden Tage machten sie gute Fahrt, aber am dritten flaute der Wind ab, und die Segel hingen schlaff von

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