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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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dem Feuer der Flammenlanze schützte.
    »Komm zurück, Oladahn!« schrie Falkenmond. »Du kannst mit dem Schwert nichts ausrichten!«
    Aber Oladahn schlug zweimal heftig nach der Maschine – und das Schwert drang tatsächlich ein. Fast hätte es Kalan von Vitall erwischt, - ehe der Zauberwissenschaftler ihn sah und ein paar Handgriffe an einer winzigen Pyramide vornahm, die er in den Fingern hielt. Boshaft grinste er Oladahn jetzt an.
    »Oladahn! Vorsicht!« brüllte Falkenmond, der eine neue Gefahr witterte.
    Doch der Mann aus den Bulgarbergen holte zu einem neuen Hieb gegen Kalan aus – - und schrie erschrocken auf!
    Verwirrt blickte er sich um, als sähe er etwas anderes als die Pyramide und das Schiffsdeck.
    »Der Bär!« heulte er. »Der Bär hat mich!«
    Und dann war er mit einem grauenvollen Schrei verschwunden.
    Falkenmond ließ die Flammenlanze fallen und rannte vorwärts. Aber er sah nur noch vage Kalans kicherndes Gesicht, ehe auch die Pyramide verschwand.
    Von Oladahn war nichts zu sehen. Da war Falkenmond klar, dass der kleine Bergmensch zumindest für den Augenblick in seine eigene Zeit zurückversetzt worden war. Aber würde ihm gestattet sein, dort zu bleiben?
    Falkenmond hätte sich deshalb keine so großen Sorgen gemacht – er wusste schließlich, dass Oladahn den Kampf mit dem Bären lebend überstanden hatte –, wenn ihm nicht plötzlich die ganze Macht bewusst geworden wäre, über die Kalan nun verfügte.
    Unwillkürlich schauderte er. Er drehte sich um und bemerkte, dass sowohl Kapitän als auch Mannschaft ihn argwöhnisch beäugten.
    Ohne ein Wort ging Falkenmond an ihnen vorbei, zurück zu seiner Kabine.
    Es war nun dringender und wichtiger als zuvor, Soryandum und das Geistvolk zu finden.

 
3. Die Reise nach Soryandum
     
    Bald nach dem Vorfall auf Deck erhob sich ein so starker Wind, dass an einen aufkommenden Sturm zu denken war. Der Kapitän befahl in aller Eile die Segel zu hissen, damit sie den Wind nutzen und möglichst noch vor dem Sturm Behruk erreichen konnten.
    Falkenmond hegte den Verdacht, dass die Hast des Kapitäns mehr mit dem Wunsch zu tun. hatte, seine Passagiere loszuwerden, als seine Ladung zu löschen. Er konnte den Mann gut verstehen. Ein anderer Kapitän hätte den Vorfall möglicherweise zum Anlass genommen, die vier über Bord zu werfen.
    Falkenmonds Hass auf Kalan von Vitall wuchs. Das war das zweite Mal, dass ihn ein Lord des Dunklen Imperiums seines Freundes beraubt hatte, und irgendwie empfand er den Verlust diesmal noch schmerzhafter, obwohl er darauf vorbereitet gewesen war. Er beschloss, gleichgültig, was geschehen mochte, Kalan zu finden und zu töten.
    Als sie auf dem weißen Kai des Behruker Hafens an Land gingen, vermummten die vier sich nicht mehr. Obwohl auch hier entlang der arabischen Küste die Legenden über sie verbreitet waren, kannte doch kaum einer sie persönlich, genauso wenig wie ihre Bilder. Trotzdem beeilten sie sich, am Markt vier kräftige Kamele zu erstehen und sofort zu ihrer Expedition ins Inland aufzubrechen.
    Nach vier Tagen hatten sie sich an den Ritt auf ihren schaukelnden Tieren gewöhnt und empfanden ihn nicht mehr als so unbequem wie am Anfang. Am Ende der vier Tage hatten sie auch den Rand der Syrianischen Wüste erreicht. Nun folgten sie dem Euphrat, der sich durch hohe Sanddünen wand. Falkenmond studierte häufig die Karte und wünschte sich, Oladahn – der Oladahn, der an seiner Seite in Soryandum gegen d’Averc gekämpft hatte, der seinerzeit noch ihr Feind gewesen war – wäre hier und könnte ihm helfen, sich an ihren damaligen Weg zu erinnern.
    Die heiße Sonne hatte Graf Brass’ Rüstung in grellglänzendes Gold verwandelt, und sie blendete nun die Augen seiner Gefährten kaum weniger als die Pyramide Kalan von Vitalls es getan hatte. Dorian Falkenmonds Stahlpanzer dagegen leuchtete wie Silber. Bowgentle und Huillam d’Averc, die keine Rüstung trugen, machten ein paar beißende Bemerkungen darüber, schwiegen jedoch, als ihnen klar wurde, dass die beiden gepanzerten Männer viel mehr unter der Hitze litten als sie.
    Am fünften Tag verließen sie den Euphrat und ritten geradewegs in die Wüste. Stumpf gelber Sand erstreckte sich in allen Richtungen. Manchmal, wenn ein schwacher Wind aufkam, kräuselte er sich und erinnerte sie auf schier unerträgliche Weise an das Wasser, das ihnen nun so fern war.
    Am sechsten Tag kauerten sie müde über den Knäufen ihrer hohen Sättel. Ihre Augen waren stumpf, ihre

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