Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
geschrieben, dass es nicht meine Schuld war.«
»Ich bin froh, dass du ihm gesagt hast, wie wütend du auf ihn bist. Das ist sehr heilsam.«
»Ich bin auch froh. Und ich bin froh, dass ich ihm gesagt habe, wie sehr ich ihn liebe und dass er mir fehlt.« Sie schaute Maggie in die Augen. »Danke.«
»Wofür, Darling?«
»Ich weiß es nicht genau.« Angela lächelte erschöpft. »Ich möchte dir einfach danken, das ist alles.«
»Es ist wirklich gern geschehen. Und ich gebe es weiter.«
Wieder lächelte Angela, auch wenn sie nicht recht wusste, was Maggie damit meinte. Sie setzte sich zu ihrer Mutter und lehnte sich müde bei ihr an.
Als Nächster kam Jake aus dem Zimmer. Er sah aus wie durch den Wolf gedreht, aber seine Augen funkelten lebendig.
»Bist du sicher, dass du nicht mit ihm reden willst?«, murmelte Maggie.
»Ich kann nicht!«, erwiderte Tony resigniert.
»Weshalb?«
»Weil ich ein Feigling bin, deshalb. Trotz aller positiver Veränderungen habe ich davor immer noch zu viel Angst.«
Sie nickte, für die anderen kaum merklich, aber doch genug, dass Tony es mitbekam. Dann setzte sie sich neben Clarence, der sie umarmte und im Schutz dieser Umarmung flüsterte: »Tony, danke für alles. Und damit du beruhigt bist: Welche Unterlagen auch immer in diesem Müllsack waren, sie sind professionell vernichtet worden.«
»Richte ihm meinen Dank aus, Maggie. Und richte ihm aus, was für ein feiner Kerl er ist. Ich werde seiner Mutter Hallo sagen, wenn das irgendwie möglich ist.«
»Ich sage es ihm«, erwiderte sie.
Es war nun Zeit, und Maggie ging allein ein letztes Mal in Tonys Zimmer. »Keine Katzen, also«, sagte sie.
»Nein. Nichts für die Katzen, Gott sei Dank. Das Testament, das wir im Tresor gelassen haben, teilt mein gesamtes Vermögen gerecht zwischen Jake, Loree und Angela auf. Eines Abends war ich betrunken und hörte mir diesen Bob-Dylan-Song an. Du weißt schon: den, der von dieser Frau gecovert wurde …«
» Make Me Feel Your Love von Adele? Lass mich deine Liebe spüren?«
»Ja, genau der. Da fühlte ich mich plötzlich ganz scheußlich und setzte die drei als Erben ein. Am nächsten Morgen war ich immer noch voller Schuldgefühle. Trotz eines schlimmen Katers ging ich zum Notar und ließ es beglaubigen. Aber dann, wie immer, änderte ich meine Meinung wieder …«
Maggie und Tony waren ungestört. Inmitten der sich unermüdlich wiederholenden Arbeitsgeräusche der Maschinen senkte sich Stille herab.
Schließlich durchbrach Maggie die Stille. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Tony, durch dich hat sich mein Leben zum Besseren verändert. Du bedeutest mir viel, und ich weiß nicht, wie ich dich ziehen lassen, dir Lebewohl sagen soll. Alles, was ich weiß, ist, dass du eine große Lücke in meinem Herzen hinterlassen wirst.«
»Niemand hat je so etwas zu mir gesagt. Danke.« Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »Maggie, es gibt noch drei Dinge, über die ich mit dir sprechen muss.«
»Okay, aber bring mich bitte nicht mehr zum Weinen. Ich glaube, es sind keine Tränen mehr da.«
»Maggie, die erste Sache ist ein Geständnis. Eines Tages, wenn du den Moment für geeignet hältst, kannst du es Jake erzählen. Mir fehlte dazu der Mut. Ich bin wirklich feige, aber ich … ich kann es einfach nicht. Die Angst ist zu groß.«
Sie wartete, während er nach Worten suchte.
»Dass mein Bruder und ich getrennt wurden, war meine Schuld. Ich war immer für Jake da. Ich war der große Bruder, der auf ihn aufpasste. Aber dann war da plötzlich diese eine Pflegefamilie, und nach allem, was sie sagten, war ich mir sicher, dass sie zur Adoption bereit waren. Das Problem bestand aber darin, dass sie nur einen von uns adoptieren konnten. Ich wünschte mir verzweifelt, dieser eine zu sein, wieder irgendwo dazuzugehören.« Tony hatte nie jemandem von dieser Sache erzählt und kämpfte mit der Scham, die unter der Last des Geheimnisses verborgen lag.
»Also belog ich sie über Jake. Er war jünger, netter und viel angenehmer im Umgang als ich, also erfand ich alle möglichen schlimmen Geschichten über ihn, damit sie ihn nicht adoptierten. Ich habe meinen Bruder verraten, und er erfuhr niemals davon, bis heute. Eines Tages kamen die Leute vom Jugendamt und holten ihn ab. Er schreit und tritt um sich und klammert sich an meinen Beinen fest, und ich halte ihn fest, als würde es mir wirklich etwas ausmachen. Aber, Maggie, ein Teil von mir war froh, dass sie ihn abholten. Er war alles, was ich
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