Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
mit diesem Öl salben. Das ist keine Magie, nur ein Symbol für den Heiligen Geist, und dann werde ich dir meine Hände auflegen und beten, okay?«
Lindsay nickte und lehnte sich in die Kissen zurück. Sie schloss die Augen. Maggie strich ihr mit dem Öl das Kreuzzeichen auf die Stirn. »Das ist das Symbol für Jesus, und heute ist Karfreitag, ein ganz besonderer Tag.« Ihre Stimme brach, und Lindsay schlug die Augen auf.
»Ich bin okay, mein Liebes.« Zufrieden schloss Lindsay ihre Augen wieder. Dann legte Maggie ihre Hand auf die Stirn des Teenagers, wo das Öl noch glänzte, und beugte sich vor.
»Talitha kumi«, flüsterte sie, und Lindsays Augen öffneten sich plötzlich. Sie schien an Maggie vorbeizusehen, schien etwas hinter ihr wahrzunehmen. Ihre Augen weiteten sich und füllten sich mit Tränen. Einen Moment später richtete sie ihren Blick wieder auf Maggie und flüsterte: »Maggie, wer war das?«
»Wer denn, mein Schatz?«
»Der Mann, was war das für ein Mann?«
»Welcher Mann? Wie hat er ausgesehen?«, fragte Maggie verwundert.
»Er hatte die schönsten braunen Augen, die ich je gesehen habe. Er hat mich angeschaut, Maggie.«
»Blaue Augen«, sagte Tony. »Falls du dich das fragst, ich habe blaue Augen. Ich glaube, sie hat Jesus gesehen. Er sagte mir, ich selbst könnte niemanden heilen. Nicht ohne ihn.«
»Das war Jesus, Lindsay«, sagte Maggie. »Du hast Jesus gesehen.«
»Er hat etwas zu mir gesagt.« Sie schaute ihre Mutter an. »Mom, Jesus hat etwas zu mir gesagt.«
Tränenüberströmt setzte sich Molly aufs Bett und nahm ihre Tochter in die Arme. »Was hat er gesagt?«
»Erst sagte er etwas, das ich nicht verstand, und dann lächelte er und sagte: ›Das Beste kommt noch.‹ Was bedeutet das, Mom? Das Beste kommt noch?«
»Da bin ich mir nicht sicher, Liebling, aber ich glaube ihm.«
»Tut mir leid, Lindsay«, unterbrach Maggie die beiden. »Ich muss zurück auf die neurologische Intensivstation. Molly, es ist Zeit, Abschied zu nehmen.«
Clarence setzte sich an Lindsays Bett und unterhielt sich mit ihr über das Buch, das sie gerade las, während Molly sich mit Maggie in eine Zimmerecke zurückzog. Molly setzte mehrfach an, etwas zu sagen, aber die Worte steckten irgendwo zwischen ihrem Herzen und ihrem Mund fest.
Tony meldete sich: »Maggie, sag ihr einfach, dass es eine wunderbare Erfahrung für mich ist – alles, was wir in den letzten Tagen gemeinsam erlebt haben.«
Molly nickte. »Tony?«, flüsterte sie schließlich, »bist du Jesus?«
Er lachte laut auf, und Maggie musste grinsen. »Sag Molly: Nein, aber er und ich verstehen uns gut.«
Jetzt lächelte Molly, aber dann beugte sie sich wieder vor. »Tony, ich denke, es steckt mehr von Jesus in dir, als dir selbst bewusst ist. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
»Tony sagt Lebewohl, Molly. Er sagt, du kannst ihm danken, indem du ein Auge auf Jake hast, okay?«
»Ja, okay.« Molly lachte unter Tränen. »Ich liebe dich, Tony!«
»Ich … ich … liebe dich auch, Molly.« Einfache Worte, und doch fiel es ihm so unendlich schwer, sie auszusprechen. Aber er fühlte, dass es die Wahrheit war. »Maggie, bring mich hier weg, bitte, bevor ich mich total in Tränen auflöse.«
Ein paar Minuten später kehrten Maggie und Clarence in das Wartezimmer in der OHSU zurück. Die beiden hatten ein Auge auf Cabby, während die anderen nacheinander, wenn sie bereit dafür waren, in Tonys Zimmer gingen und von ihm Abschied nahmen.
Diese Augenblicke zwischen Leben und Tod sind zerbrechlich und zart, und Maggie wollte nicht ohne Mitgefühl auf diesem heiligen Boden gehen. Während Angela darauf wartete, dass die Reihe an sie kam, setzte sich Maggie zu ihr und gab ihr den Brief ihres Vaters. Zwanzig Minuten lang las die junge Frau schluchzend, aber auch voller Wut, was Tony für sie aufgeschrieben hatte. Ihre Mutter gesellte sich zu ihr und tröstete sie. Schließlich ging auch Angela auf Zimmer 9 der Intensivstation, allein, denn das war ihr Wunsch. Mit rotgeweinten Augen und erschöpft kehrte sie zu den anderen zurück.
»Bist du okay?«, fragte Maggie und nahm sie in den Arm.
»Es geht mir besser. Ich habe ihm gesagt, wie wütend ich auf ihn war. Maggie, ich war so wütend dort drin! Es fehlte nicht viel, und ich hätte das Zimmer zertrümmert. Aber ich habe es ihm gesagt.«
»Ich bin sicher, dass du richtig gehandelt hast, Angela. Er wusste es nicht besser, das war Teil seines Schmerzes.«
»Ja, das hat er in dem Brief
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