Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
Pläne helfen zu dürfen. Diese Last schien ihr nun unerträglich, und beinahe hasste sie es, dass sie gleichzeitig eine Freude in sich aufkeimen fühlte. Die Sorge um Lindsay vereinte sich mit ihrer Trauer um Tony. Beides zusammen brachte sie wieder auf die Füße. Ihr Atem ging stoßweise, während sie darum kämpfte, ihre Fassung wiederzugewinnen. Schließlich fragte sie: »Tony, bist du sicher?«
Er brauchte ebenfalls einen Moment, um wieder sprechen zu können, gefangen in seinen und ihren Gefühlen. »Ich bin mir sicherer als bei allem, was ich je zuvor in meinem Leben getan habe. Es ist die richtige Entscheidung, Maggie, das weiß ich.«
Maggie ging zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht. Sie wagte kaum, in den Spiegel und damit Tony in die Augen zu schauen. Schließlich lächelte sie doch und nickte.
»In Ordnung. Uns bleibt nicht viel Zeit. Du bist dir ganz sicher?«
»Ja, Maggie. Das bin ich.«
»Gut. Dir ist klar, dass du dann niemals meine Karamellrollen probieren kannst?« Sie tupfte sich die Augen ab. »Albern, nicht wahr? Aber ich hätte wirklich gern, wenn du sie probieren könntest.«
»Das werde ich, Maggie. Nicht in nächster Zeit, aber später ganz bestimmt.«
Maggie ging zurück in den Warteraum, wo alle gleich spürten, dass sich die Lage verändert hatte. Sie erklärte ihnen, dass die Ärzte jetzt eine Verfügung Tonys hatten, wie mit der künstlichen Beatmung zu verfahren sei.
»Aber sie werden nichts tun, solange sie nicht mit den nächsten Angehörigen darüber gesprochen haben.« Sie nickte Jake zu. Wieder kamen ihr die Tränen. »Ich gehe jetzt Lindsay besuchen. Ich kann es nicht erklären, aber ich spüre gerade ein starkes Bedürfnis danach. Würdet ihr auf mich warten? Ich bin in ein paar Minuten wieder zurück.«
»Ich komme mit.« Clarence fragte nicht erst, sondern betrachtete es als selbstverständlich.
»Ich auch«, sagte Molly und wandte sich Jake zu. »Würdest du ein Auge auf Cabby haben? Ich möchte nicht, dass er wieder Verstecken spielt.«
Jake nickte, etwas überrascht, aber sichtlich gerne bereit, ihr zu helfen.
Sie wollten gerade gehen, als Maggie sich noch einmal umdrehte. »Cabby, kommst du gerade mal her zu mir?«
Es war offensichtlich, dass er etwas spürte. Sein Verhalten war sanft und schüchtern. Er ging zu seinem Maggie-Kumpel. Maggie umarmte ihn. Leise, sodass niemand sonst es hören konnte, flüsterte sie: »Cabby, Tony sagt, du hast zu ihm gesagt, der Tag wird kommen, dass er dich lieb hat. Ich soll dir sagen, dass dieser Tag heute ist. Verstehst du?«
Da füllten sich Cabbys schöne Mandelaugen mit Tränen, und er nickte. »Tschüss, Too-ny«, flüsterte er. Er zog Maggies Gesicht zu sich heran, bis ihre Stirnen sich berührten und er ihr tief in die Augen schauen konnte. »Cabby hat Too-ny lieb!« Dann rannte er zu Jake davon, der ihn in den Arm nahm. Er vergrub sein Gesicht an der Brust des Mannes.
Schweigend gingen die drei vom Hauptgebäude hinüber in die Doernbacher-Klinik. Clarence wurde zunächst von der Ananas-Prinzessin aufgehalten, bis Molly die entsprechenden Genehmigungen erteilt hatte. Nach einer kurzen Befragung zu seinem Gesundheitszustand durfte er die Frauen auf die Station begleiten. Lindsay war wach und las.
»Hi!« Sie lächelte, schaute Clarence an und warf dann Maggie einen wissend lächelnden Blick zu.
»Ja, das ist Clarence. Der Polizist, von dem ich dir erzählt habe.«
»Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, Clarence«, sagte sie strahlend und schüttelte ihm die Hand.
»Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte er mit einer leichten Verbeugung, die Lindsay sichtlich charmant fand.
»Lindsay, wir sind gekommen, um für dich zu beten. Ist das in Ordnung?« Molly legte Maggie die Hand auf den Arm, mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht. Es war nicht so, dass sie ihrer besten Freundin nicht vertraut hätte, sie hatte es nur nicht kommen sehen. Maggie umarmte sie und flüsterte ihr ins Ohr, wobei ihr wieder die Tränen kamen: »Molly, das ist Tonys Geschenk an euch, an uns alle. Vertraue mir einfach, okay?«
Sie nickte mit großen, fragenden Augen. »Lindsay?«, fragte Maggie.
»Natürlich«, antwortete sie lächelnd, etwas befremdet darüber, dass die beiden Frauen Tränen in den Augen hatten. »Ich nehme alle Gebete, die ich kriegen kann. Ich fühle mich jedes Mal besser, wenn jemand für mich gebetet hat.«
»Gutes Mädchen«, sagte Maggie und öffnete ihre Handtasche. »Jetzt werde ich deine Stirn
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