Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
sein Grund und Boden, aber er erkannte das Land kaum wieder. Der Fluss, der den Tempel zerstört hatte, hatte auch den größten Teil der Mauern weggerissen. Dort, wo der Boden zuvor verdorrt und kahl gewesen war, spross neues Leben hervor.
»Das ist besser! Viel besser!«, sagte Großmutter.
»Es ist gut!«, sagte Jesus.
Für Tony zählte in diesem Augenblick nur, hier zu sein, in der Beziehung mit diesen beiden. Eine heitere Ruhe erfüllte seine Seele, eine freudige Erwartung, die einherging mit tiefem innerem Frieden.
»Hey«, fragte er sich laut, »wo sind eigentlich eure Behausungen geblieben? Ich sehe kein Ranchhaus mehr, und auch nicht diese, nun ja …«
»Lehmhütte. Nenne es ruhig beim Namen«, sagte Großmutter. »Die haben wir nie wirklich gebraucht. Das Ganze hier ist jetzt ein Habitat, kein bruchstückhaftes Ödland mehr. Und mit weniger würden wir uns auch niemals zufriedengeben.«
»Es ist Zeit«, lächelte Jesus und streckte seine Hände in die Luft.
»Zeit?«, fragte Tony neugierig. »Du meinst, es ist Zeit, dass ich deinen Vater treffe, Papa-Gott?«
»Nein, das nicht. Außerdem hast du ihn bereits getroffen.«
»Habe ich? Wann denn das?«
Jesus lachte und legte Tony den Arm um die Schulter. Er beugte sich nahe zu ihm und flüsterte: »Talitha kumi!«
»Was?«, rief Tony aus. »Machst du Witze? Das kleine Mädchen im blau-grünen Kleid?«
»Durch Bilder«, sagte Großmutter, »lässt sich Gott niemals ausreichend definieren, aber es ist unsere Absicht, dass ihr uns erkennt, und jedes Flüstern und Atmen eines Bildes ist ein kleines Fenster zu einer Facette unseres Wesens. Cool, nicht wahr?«
Tony nickte. »Obercool. Wofür ist also jetzt Zeit? Wird Papa-Gott dort sein?«
»Es ist Zeit zu feiern, Zeit für das Jenseits, das Leben danach, das Zusammenkommen und Sprechen«, antwortete Jesus, »und damit das klar ist: Papa ist niemals nicht da gewesen.«
»Was also geschieht jetzt?«
»Jetzt«, sagte Großmutter triumphierend, »kommt das Beste!«
NACHWORT
UND DANKSAGUNG
F alls Sie Der Weg noch nicht gelesen haben, sollten Sie dies zunächst tun und das Nachwort hinterher lesen – denn es werden hier ein paar Dinge preisgegeben, die Ihnen die Spannung nehmen könnten.
Der Name Anthony Spencer beruht auf einem Computerspiel-Avatar unseres jüngsten Sohnes. Zwar setzen sich Charaktere meistens aus Merkmalen verschiedener mir bekannter Personen zusammen, aber während des Schreibens gewinnen sie dann doch ihre ganz einzigartigen Züge. Auf Cabby, Mollys Sohn, trifft das allerdings nicht zu. Er ist bis ins Detail Nathan nachempfunden, dem Sohn eines mit uns befreundeten Paares. Dieser junge Mann mit Down-Syndrom starb vor ein paar Jahren. Er hatte sich in der Arena, der Sporthalle von Portland, die Portland Trailblazers angeschaut und kam dabei, wie häufig, auf die Idee, Verstecken zu spielen. Deswegen lief er hinaus auf den Freeway, wo er von zwei Autos überfahren wurde. Selbst Cabbys Neigung, Kameras mitgehen zu lassen und sie in seinem Zimmer zu verstecken, habe ich von Nathan übernommen. Während ich an dem Roman arbeitete, versorgte mich Nathans Mutter mit Einzelheiten für die Figur des Cabby. Eines unserer Gespräche veranlasste sie, Nathans persönliche Gegenstände zu durchforsten, die alle aufbewahrt werden. Und tatsächlich: Im Koffer seiner Spielzeuggitarre fand sie eine Kamera. Sie schaltete sie ein, und zu ihrer Überraschung waren Bilder von unserer Familie darauf gespeichert. Zwei Jahre vor seinem Tod war Nathan bei uns zu Besuch gewesen und hatte die Kamera unserer Nichte stibitzt. Die ganze Zeit hatten wir geglaubt, sie hätte die Kamera verlegt oder irgendwo liegen lassen.
Es gibt sehr viele Menschen, denen ich Dank schulde. Nathans Familie dafür, dass sie mir gestattete, ihren Sohn zum Teil eines fiktionalen Werkes zu machen – was mir eine Ehre war. Ich hoffe, es ist mir gelungen, sowohl die kindliche Freude und das Staunen wie auch den Kampf sichtbar zu machen, die in Nathans Herz existierten und die alle Familien erleben, die tagtäglich mit Behinderungen und Einschränkungen zurechtkommen müssen.
Bei den medizinischen Einzelheiten dieser Geschichte konnte ich auf sachkundige Hilfe zählen. Mein Dank geht an Chris Green von Responder Life, Heather Duty, einer Krankenschwester mit großen notfallmedizinischen Kenntnissen, die mir bei der Schilderung von Anthonys körperlichem Zusammenbruch wertvolle Informationen gab, sowie Anthony Collins und vor allem
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