Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
abzuziehen, sollen sie es tun.«
    »Aber dann bleiben sie weiterhin eine Gefahr für diese Gegend«, wandte Walther ein.
    »Ich glaube nicht, dass sie so schnell wiederkommen. Gewiss werden sie auf Santa Ana warten. Aber haltet ruhig eure Waffen bereit!« Bowie trieb sein Pferd mit einem leichten Zungenschnalzen an und ritt den Mexikanern entgegen. Diese entdeckten jetzt die Gruppe und zügelten die Pferde.
    Gut hundert Schritt von ihnen entfernt hielt Bowie sein Pferd an und winkte mit seinem Hut. »Ich will mit euch reden, Señores«, rief er auf Spanisch.
    »Legt eure Waffen nieder, Rebellen, und ergebt euch!«, brüllte Capitán Velasquez zurück.
    »Das wollte ich gerade euch vorschlagen!« Bowie grinste dabei, als wäre es ein Riesenspaß, während der mexikanische Hauptmann vor Wut fast platzte.
    Velasquez schätzte die Zahl der Siedler und sagte sich, dass seine Leute diesen um das Dreifache überlegen waren. Mit einer energischen Geste zog er Pistole und Säbel und rief: »Angriff!«
    Gehorsam setzten sich seine Dragoner in Bewegung. Einige von ihnen schossen ihre Karabiner auf Bowie ab, verfehlten ihn aber.
    Bowie sah ein, dass Reden nichts brachte, zog sein Pferd herum und trabte gemütlich zu seiner Gruppe zurück.
    »Sieht aus, als hätten die Soldaten in letzter Zeit zu wenig Bohnen bekommen. Dem sollten wir abhelfen. Wir feuern die erste Salve auf äußerste Reichweite und laden nach, so schnell wir können.«
    Walther nickte kurz, spannte seine Büchse und zielte auf den Hauptmann, der seinen Soldaten mittlerweile gut zehn Schritte voraus war. Es zwickte ihn in den Fingern, abzudrücken, doch er wartete, bis Bowie lässig die eigene Waffe hob und gleichzeitig mit dem Feuerbefehl abdrückte.
    Noch im gleichen Atemzug schoss auch Walther und sah zufrieden, dass Capitán Velasquez aus dem Sattel stürzte. Ein knappes Dutzend Dragoner folgte seinem Anführer, darunter auch Leutnant Calientes. Ohne die Offiziere erlosch der Angriffsgeist der Soldaten, und sie rissen ihre Pferde herum. Ein paar Texaner schossen hinter den Fliehenden her und holten mehrere von ihnen aus den Sätteln. Auch drängte einer, die Mexikaner zu verfolgen, doch Bowie schüttelte den Kopf.
    »Wir können sie nicht einholen, denn unsere Pferde sind zu erschöpft. Kümmern wir uns lieber um die Verletzten. Die armen Hunde sollen sehen, dass wir nicht gegen sie die Waffen erheben, sondern gegen ihren aufgeblasenen Oberbefehlshaber.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ritt Bowie zu den am Boden liegenden Soldaten und schwang sich dort aus dem Sattel. Sieben Mexikaner waren tot, zwei würden seiner Ansicht nach den Tag nicht überleben, während fünf weitere nur leicht verletzt waren und verängstigt zu den Texanern hochblickten.
    »Nehmt ihnen die Waffen ab!«, befahl Bowie den Männern, die ihm gefolgt waren, und trat dann zu Velasquez. Dieser hatte nur eine Fleischwunde an der Schulter. Sein Gesicht war jedoch bleich, und seine flackernden Augen zeigten, dass er erwartete, jeden Augenblick erschossen zu werden.
    »Können Sie aufstehen?«, fragte Bowie.
    Statt einer Antwort quälte Velasquez sich hoch. »Ich danke Ihnen, dass Sie mir gestatten, aufrecht und als Mann zu sterben«, antwortete er mit schwacher Stimme, als er es geschafft hatte.
    »Wie kommen Sie auf den Gedanken, dass wir Sie umbringen wollen?«, fragte Bowie grinsend. »Wir verbinden Sie und Ihre Männer, und dann können Sie zur nächstgelegenen mexikanischen Siedlung reiten. Allerdings sollten Sie anschließend einen längeren Genesungsurlaub antreten, bevorzugt in den südlichen Bundesstaaten von Mexiko. Hier in der Gegend ist es für Sie zu ungesund. Es fliegen zu viele Bleihummeln herum, müssen Sie wissen.«
    Velasquez wand sich unter dem Spott, der in Bowies Worten mitschwang, und schalt sich selbst einen Narren, weil er sich von dem Reiter, der sich jetzt als Indianerweib entpuppte, vor die Flinten der Amerikaner hatte locken lassen. Nun musste er diesen Männern auch noch dankbar sein, weil sie ihn und die restlichen Verwundeten am Leben ließen. Es war fast zu viel für seinen Stolz, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als sich von Friedrich Belcher den Uniformrock ausziehen und verbinden zu lassen. Seine Männer kannten da weniger Hemmungen und nahmen auch dankbar die Wasserflaschen entgegen, die die Amerikaner ihnen reichten.
    Verwundert sah Nizhoni zu, wie Walthers Begleiter ihre Feinde versorgten. Sie selbst beteiligte sich nicht an dem Samariterwerk,

Weitere Kostenlose Bücher