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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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unangenehm, doch er wusste selbst, dass er sie halbwegs befriedigen musste, wenn er nicht als schroffer, unangenehmer Mensch gelten wollte.
    Daher beantwortete er die Fragen des anderen zwar kurz, aber halbwegs richtig, und tat dabei so, als würde er aus einem anderen Teil des preußischen Staates stammen als aus der ehemaligen Reichsgrafschaft Renitz. Im Gegenzug erfuhr er vieles über seinen Gesprächspartner und erhielt die Einladung zum nächsten Fest, das sie, wie der Mann sagte, in einem freien Texas zu feiern hofften.
    Da sie die Pferde bis an die Grenzen ihrer Kraft beansprucht hatten, ritten sie nun langsamer, und so blieb ihnen Zeit zum Reden. Zu Walthers Erleichterung übernahm es Nizhoni, von Gisela, Josef und der Farm zu erzählen. Da sie in den letzten Jahren recht gut Deutsch gelernt hatte, gingen ihr die Worte flüssig über die Lippen. Allerdings stellte die Navajo ihn als Helden hin, der es mit hundert Mexikanern und fünfzig Indianern zugleich aufnehmen konnte, und das wurde ihm dann doch zu viel.
    »Du sollst nicht so flunkern, Nizhoni«, ermahnte er die junge Frau, doch sie ließ sich kaum bremsen.
    Kurz darauf erreichten sie die Grenzen seines Landes. Noch war es zu groß für die Pferde und Rinder, die er besaß, doch er hoffte, dass sich dies bald ändern würde. Die drei erbeuteten Stuten waren ein weiterer Schritt dorthin.
    Dies sahen auch einige der anderen Farmer so, und einer schüttelte den Kopf. »Wir hätten den Hengst des Captains behalten und damit unsere Stuten decken lassen sollen, Mister Bowie. Der Kerl hätte auch auf einem anderen Gaul reiten können.«
    »Noch sind wir nicht im Krieg mit Mexiko. Dann hätte ich es so gemacht«, erklärte Bowie. »Aber das Ganze kann auch eine private Racheaktion von Velasquez gewesen sein, die nicht mit seinen Vorgesetzten abgestimmt war. Wir zeigen den Mexikanern, dass wir zwar unser Land verteidigen, aber sie immer noch als Ehrenmänner ansehen.«
    »Pah!«, schimpfte der andere und verzog das Gesicht. Wie viele der neuen Siedler hatte er noch keine Mexikaner kennengelernt und ließ sich daher von seinen Vorurteilen leiten.
    Bowie gab es auf, ihn belehren zu wollen, und schloss zu Walther auf. »Wie lange brauchen wir noch?«
    »Schätze, dass wir die Farm in einer guten Stunde erreichen«, antwortete Walther.
    »Die Indianerin hat gesagt, das Land hier gehört bereits Ihnen«, warf Andreas Belcher ein. »Aber dann haben Sie weitaus mehr Boden erhalten als wir in Austins Siedlung.«
    »Das Land hier hat ja auch ein Mexikaner verteilt«, spottete Rudledge. »Bei denen geht es nicht immer so genau.«
    »Auf jeden Fall ist es ein gutes Gebiet für eine Farm. Ich kenne andere, die es schlechter getroffen haben«, kommentierte Sam Houston das Land, das sich vor ihnen ausbreitete, und fragte Walther nach seinen Nachbarn aus. Hauptsächlich wollte er wissen, wer von diesen sich auf die Seite von Texas schlagen würde.
    »In unserem Teil, dem French Settlement, wohl alle, im Süden bei den Mexikanern wahrscheinlich gar keiner. Die wollen sich heraushalten«, antwortete Walther.
    »Heraushalten gilt nicht, entweder sind sie für uns oder gegen uns«, giftete einer der Männer.
    Houston musste lachen. »Beruhigt euch, Leute! Mir ist ein Mexikaner, der nicht gegen uns kämpft, auf jeden Fall lieber als einer, der auf Santa Anas Seite gegen uns zieht.«
    »Ich sehe schon die Gebäude«, meldete Friedrich Belcher nach einer Weile und setzte erschrocken hinzu: »Dort sind auch Männer!«
    Besorgt stellte Walther sich in den Steigbügeln auf, um besser sehen zu können. Doch seine Angst, es könnte sich um mexikanische Soldaten handeln, verflog, als er Thierry erkannte.
    »Ich bin es, Walther!«, rief er, so laut er konnte.
    Sichtlich erleichtert senkten seine Freunde die Waffen. Walther erblickte Albert Poulain, um den sich mehrere Iren und Polen versammelt hatten, sowie Lucien und einen weiteren Überlebenden der
Loire.
Eben schauten auch Gertrude und Gisela zur Tür hinaus. Bei Walthers Anblick wich die Anspannung von den beiden Frauen, und sie traten ins Freie.
    »Wir haben Schüsse gehört und wussten nicht, was los war«, erklärte Thierry. »Daher sind wir hier zusammengekommen, um nachzusehen.«
    »Es war Capitán Velasquez mit seinen Dragonern. Sie wollten unsere Farm und wohl auch einige andere in unserem Gebiet überfallen, aber das haben wir ihnen ausgetrieben.« Walther klopfte Thierry auf die Schulter und reichte dann jedem seiner Nachbarn

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