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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sondern folgte mit ihrer Stute den Pferden der toten und verletzten Mexikaner und fing die Tiere ein. Die meisten von ihnen erschienen ihr brauchbar, und sie wollte sie zu Julio, Lope und Quique bringen, damit diese sie zur Zucht verwendeten.
    »Ihre Indianerin ist tüchtig«, lobte Houston, der sich mit Walther zusammen um einen verletzten Dragoner kümmerte, der nur einen leichten Streifschuss aufwies.
    »Das ist sie!«, antwortete Walther. »Ich weiß nicht, wie Gisela und ich ohne sie auskommen würden.«
    »Hier in Texas denken nicht viele so wie Sie oder ich über die Indianer«, fuhr Houston fort. »Die meisten würden die Rothäute am liebsten vertreiben und sich das gesamte Land unter den Nagel reißen. Ihnen sind auch die Mexikaner ein Dorn im Auge. Wir werden scharf achtgeben und Exzesse verhindern müssen, wenn wir als zivilisierte Nation gelten wollen. Übrigens sind Sie ein verdammt guter Schütze, und Sie laden auch sehr schnell. Waren Sie Soldat?«
    »Ich war bei Waterloo dabei«, antwortete Walther.
    »Waterloo? Dann sind Sie der richtige Mann für diesen sogenannten Napoleon des Westens!« Sam Houston lachte und reichte Walther die Hand. »Wenn es zum Krieg kommt – und das wird es! –, kommen Sie in meine Truppe. Ich brauche Männer, die Pulverdampf gerochen haben und wissen, was für ein Gefühl es ist, wenn der Feind im Sturmschritt auf einen zurückt!«
    Walther fragte sich, ob er klarstellen sollte, dass er damals nicht als Soldat, sondern nur als Trommelbub dabei gewesen war. Doch da kam Nizhoni heran und wies stolz auf die eingefangenen Pferde.
    »Fahles Haar ist ein großer Krieger. Er hat viele Mustangs erbeutet!«
    »Ich glaube, die haben wir alle erbeutet«, schwächte Walther ihre Aussage ab. Er war bereit, auf die Tiere zugunsten seiner Begleiter zu verzichten.
    Da griff Jim Bowie ein. »Die verletzten Mexikaner sollen ihre Pferde behalten.«
    Einige Männer murrten, doch Walther stimmte ihm zu. »Das halte ich ebenfalls für das Beste. Die anderen Pferde sollten wir verkaufen und das Geld unter uns allen aufteilen.«
    Als Nizhoni begriff, was er meinte, schüttelte sie empört den Kopf. »Diese drei Stuten sind gut für die Zucht. Fahles Haar sollte sie behalten.«
    »Schlecht sind die Gäule wirklich nicht«, stimmte Jim Bowie der Navajo zu.
    »Dann werde ich sie kaufen, und ihr bekommt das Geld. Seid ihr damit einverstanden?«
    Auf Walthers Frage hin nickten einige, und ein Mann begann sogleich, den Preis der Tiere hochzutreiben. »Das sind ausgezeichnete Zuchtpferde. In Louisiana bekommt man eine solche Stute nicht unter hundert Dollar!«
    Sam Houston rief ihn zur Ordnung. »Wir sind aber nicht in Louisiana, sondern in Texas, und hier laufen so viele Wildpferde herum, dass sich jeder Mann eine ganze Herde einfangen kann. Ich würde nicht mehr als vierzig Dollar für eine dieser Stuten geben.«
    »Einigen wir uns auf fünfzig!«, schlug Walther vor.
    Da nickte auch der Mann, der hundert Dollar hatte haben wollen. »Meinetwegen! Hundertfünfzig Dollar für die drei Gäule sind zwar nicht viel, aber …«
    »Wir haben ja noch die anderen sechs Zossen, und von denen ist jeder mindestens zwanzig Dollar wert«, unterbrach Houston ihn. »Damit kommen auf jeden von uns zehn Dollar. Das ist ein hübscher Lohn für diesen kleinen Ausritt.«
    Damit waren alle einverstanden, am meisten Friedrich Belcher, der ebenso wie die Erwachsenen seinen Anteil erhalten sollte. Auch Nizhoni gab Ruhe, denn sie wusste, dass die drei Stuten um einiges mehr wert waren, als die weißen Männer annahmen.

4.
    D a der Schusswechsel bei dem vorherrschenden Wind wahrscheinlich auch auf seiner Farm gehört worden war, drängte Walther zum Aufbruch. Sie ließen den Mexikanern sogar zwei Karabiner und die Pistole des Capitán, eine schöne, mit Silber beschlagene Waffe, die einige Männer gerne als Beute behalten hätten. Houston und Bowie konnten ihre Begleiter jedoch zur Vernunft bringen.
    Der zweite Deutsche aus Austins Siedlungsgebiet gesellte sich zu Walther und sprach ihn an. »Es freut mich sehr, einen Landsmann zu treffen. Gehört habe ich ja von Ihnen, aber da die Amerikaner Sie immer Fitchner nannten, hielt ich Sie für einen der Ihren.«
    »Fichtner kommt ihnen eben nicht so leicht über die Lippen wie Fitchner«, antwortete Walther.
    »Sie sollen ein großer Mann in Gamuzanas Siedlungsgebiet sein«, sagte der Deutsche.
    »Auch nicht bedeutender als die anderen.« Walther war die Neugier des Mannes

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