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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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wird. Aus ermittlungstechnischen Gründen, das verstehen Sie ja sicher.«
    »Ich hab den Rest der Woche frei. Ich werde umziehen. Also werde ich meistens in der Wohnung sein.«
    »Umziehen? Warum das?«
    »Auf Wiedersehen, Frau Wiik.«
    Er legte auf, bevor Elina ihn daran hindern konnte. Sie saß mit dem Telefonhörer in der Hand da und überlegte, ob sie noch einmal anrufen, verlangen sollte, dass er auspackte. Ihm sagen, dass es Ärger geben könnte, wenn er weiter schwieg. Beschloss jedoch zu warten.
    Du bist gerade eben aus dem Urlaub zurückgekommen, Elina, dachte sie. Denk noch mal alles genau durch, bevor du losstürmst.
    Zehn Minuten nach elf kam Kärnlund in ihr Zimmer. Das war ungewöhnlich, er pflegte eigentlich anzurufen und ihr mehr oder weniger zu befehlen, sich im Laufschritt in sein Dienstzimmer zu begeben. Kärnlund war ein Mann, der seine Beine nicht gern unnötigerweise bewegte.
    »Hallo, Wiik! Beschäftigt?«
    Er setzte sich, ehe sie geantwortet hatte.
    »Das Berufungsgericht hat gerade eben Mehmedović und Dragan Shimi freigesprochen«, sagte er. »Staatsanwalt Ulf Lindengren hat angerufen und es erzählt. Das Berufungsgericht scheint unsere Beweise förmlich geschlachtet zu haben. Sie haben alle Argumente noch einmal um und um gedreht.«
    Ungefähr wie Susanne auch, dachte Elina. Die Kette wurde mit jedem Glied schwächer, nicht stärker.
    »Die Sache mit den Arbeitshandschuhen hat bei der Verteidigung eine große Rolle gespielt«, sagte Kärnlund. »Deswegen bin ich hier. Jönsson ist auf dem Kriegspfad. Er findet, du hast dich in Sachen eingemischt, die dich nichts angehen. Praktisch gibt er dir die Schuld.«
    »Albern«, sagte Elina.
    »Sicher, aber du weißt, wie nachtragend manche Leute sein können. Und wir sind nun einmal Menschen. Wenn ich Jönsson nicht zurückhalte, stürzt er sich auf dich. Natürlich nicht physisch. Aber eben auf diese nachtragende Art. Ich werde mit ihm reden, wenn das überhaupt hilft. Du musst dich auf was gefasst machen.«
    »Damit werd ich schon fertig. Und was passiert nun mit den Ermittlungen zum Bürgerhaus?«
    »Der Staatsanwalt will noch einige Tage nachdenken. Wahrscheinlich passiert nichts.«
    »Okay. Ich nehm jetzt mal die Mordermittlungen in Angriff. Aber ich brauch noch ein bisschen Zeit, um mich zu informieren und nachzudenken.«
    »Halt mich auf dem Laufenden.« Kärnlund erhob sich.
    Elina wartete, bis er gegangen war, dann stand sie auch auf, um in die Cafeteria zu gehen. Auf dem Flur kam Jönsson ihr entgegen.
    »Hallo«, sagte sie in neutralem Ton, als sie aneinander vorbeigingen.
    Er sagte kein Wort, sah sie nicht einmal an.
    Sie zuckte mit den Schultern und beschloss, ihren Imbiss außerhalb des Hauses einzunehmen. Besseres Essen und vor allem die Möglichkeit, ungestört nachdenken zu können. Bei den Mordermittlungen gab es eigentlich nur noch eins zu tun: Sie musste Kontakt zum Gemeindeleiter Melker Hedin in Karlskrona aufnehmen. Dieser Kontakt sollte entscheiden, ob es überhaupt nötig war, nach Blekinge zu fahren. Aber wonach sie Melker Hedin eigentlich fragen sollte, wusste sie nicht. Vielleicht würde sie mit Hilfe eines Schalentiersalats eine zündende Idee bekommen.
     
    Eine Stunde später saß Elina wieder in ihrem Dienstzimmer. Sie rief bei der Gemeinde in Karlskrona an. Melker Hedin selber meldete sich. Sie stellte sich mit ihrem Titel vor.
    »Ich rufe wegen Bertil Adolfsson an«, sagte sie. »Sie wissen vielleicht, dass er tot ist?«
    »Ja, es ist furchtbar«, antwortete er. »Ich habe mit Margareta gesprochen. Ich weiß also, was passiert ist. Wird der Fall aufgeklärt werden?«
    »Davon bin ich überzeugt. In Schweden entkommt selten ein Mörder. Aber um den Schuldigen zu fassen, braucht die Polizei Hilfe. Ich benötige unter anderem ein genaueres Bild von Bertil Adolfssons Lebensumständen, bevor er mit seiner Familie nach Surahammar zog. Da habe ich einige Fragen, die Sie mir hoffentlich beantworten können. Geht das im Augenblick?«
    »Ich will mein Möglichstes tun«, antwortete Melker Hedin.
    »Das letzte Jahr in Blekinge hatte Bertil Adolfsson doch keine Arbeit und das war ja auch der Grund zum Umzug. Aber warum war er arbeitslos?«
    »Das ist nicht ganz leicht zu beantworten. Bertil war ja schon über vierzig und ist nur neun Jahre zur Schule gegangen. Und es war 1997 … sie sind doch 1997 umgezogen?«
    »Ja«, sagte Elina.
    »Damals herrschte große Arbeitslosigkeit in Schweden. Blekinge war besonders betroffen, daran

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