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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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der Kirchengemeinde bekam. Was war es?«
    Lange blieb es in der Leitung still, und Elina überlegte schon, ob die Frau den Telefonhörer hingelegt hätte. Aber sie wartete geduldig.
    »Das fällt mir nicht leicht«, sagte Inez Wigren.
    »Es ist sehr wichtig.«
    Elina hörte, wie die Frau am anderen Ende schwer atmete.
    »Es ist ein Jahr vorher passiert, bevor sie weggezogen sind«, sagte Inez Wigren schließlich. »Stina kam zu mir. Ich hatte gemerkt, dass sich das Mädchen verändert hatte. Einige Male hab ich versucht, sie zum Reden zu bringen. Sie spürte wohl, dass ich es gut mit ihr meinte, schließlich ist sie von sich aus gekommen.«
    Die Stimme der Frau zitterte.
    »Stina hat abgehackt und unzusammenhängend erzählt. Ich brauche vielleicht nicht zu wiederholen, was sie sagte, es war auch ziemlich unklar. Aber ich hab daraus geschlossen, dass sie sexuellen Übergriffen ausgesetzt war. Nicht vollzogen, das glaube ich nicht, aber ich war überzeugt, dass es sich nicht um etwas Normales handelte.«
    »Was haben Sie mit diesem Wissen gemacht?«
    »Ich hab mit Bertil gesprochen, o Gott, wie habe ich mich gefürchtet. Aber es war sinnlos. Er wurde nur wütend und verbot mir, mit Margareta zu sprechen. Da hab ich mir keinen anderen Rat gewusst und bin zu Melker Hedin gegangen, unserem Gemeindeleiter also.«
    »Ich weiß, wer das ist. Was hat er gesagt?«
    »Hedin wollte mit Bertil sprechen. Und außerdem wollte er die Angelegenheit im Gemeinderat diskutieren. Dazu gehören fünf Personen. Ich war bei dem Treffen dabei. Sie beschlossen, die Sache nicht anzuzeigen.«
    »Nicht? Warum nicht?«
    »Es gab keine Beweise. Und das Aufsehen hätte Stina eher geschadet. Außerdem hätte der Skandal dem Ruf der Gemeinde geschadet.«
    »Das haben sie gesagt? Dass der Ruf der Gemeinde geschädigt würde?«
    »Ja. Ich wusste weder ein noch aus. Es war wie ein Alptraum.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Eigentlich nichts. Ich habe das Mädchen sehr genau beobachtet. Mit Bertil war ein Auskommen fast unmöglich geworden. Er fand, die Leute guckten ihn schief an. Und er bekam keine Arbeit in der Nähe.«
    »Hingen die Probleme bei der Arbeitsfindung damit zusammen, dass die Sache bekannt wurde?«
    »Nein, das glaub ich nicht. So viele wussten es ja nicht.«
    Wenn die Mitglieder des Gemeinderats nicht etwas verbreitet haben, dachte Elina. Immer nur im Geheimen einem Einzelnen erzählt.
    »Schließlich sind sie also weggezogen«, sagte Inez Wigren. »Das war gewissermaßen eine Erleichterung. Aber gleichzeitig hab ich mir Sorgen um das Mädchen gemacht. Ich wollte, dass jemand davon wusste, jemand, der vielleicht aufpassen würde, dass es nicht wieder vorkommen würde.«
    »Das Beste wäre eine Anzeige bei der Polizei gewesen«, sagte Elina. »Haben Sie etwas getan?«
    »Ja, ich habe eine Person in Surahammar angerufen, die Margareta mir genannt hat, als sie ihre Mutter hier unten besucht hat. Aber ich hab vergessen, wie er hieß. Es war gleich nach ihrem Umzug.«
    »Versuchen Sie sich zu erinnern«, sagte Elina ungeduldig. »Es ist wichtig.«
    Inez Wigren schwieg lange.
    »Nein, der Name ist weg. Aber ich glaube, er hat ihnen irgendwie geholfen.«
    »Bertil zu einer Arbeit verholfen?«
    »Ja, genau, das hat er getan.«
    »Benjaminsson«, sagte Elina.
    »So hieß er, ja, Simon Benjaminsson.«

42
    Die Länstidningen brachte die Meldung von der Freilassung Ismail Mehmedović’ und Dragan Shimis als zweite Nachricht auf der ersten Seite der Dienstagsausgabe. »Berufungsgericht spricht die Verurteilten im Bürgerhaus-Brand frei«, hieß die Überschrift.
    Elina saß am Küchentisch und aß Jogurt. Sie blätterte weiter bis zu den Lokalseiten von Hallstahammar-Surahammar und las den Artikel.
    »Freigesprochen mangels Beweisen«, stand in der Einleitung. Dann folgte ein offenbar korrekter Bericht über das Urteil des Berufungsgerichtes. Weiter unten wurden einige Kommentare zu dem Beschluss zitiert. Kärnlund sprach sich darüber aus, dass dieser Fall schwer zu lösen war. Oberstaatsanwalt Ulf Lindengren sagte, er brauche Zeit, um die Urteilsbegründung zu analysieren.
    Der Journalist ließ auch einen anonymen Polizisten zu Wort kommen, der sich über den Stand der Ermittlungen äußerte.
    »Die Männer sind freigesprochen und müssen als unschuldig betrachtet werden. Diesmal war die Arbeit der Polizei nicht ausreichend. Aber andere Verdächtigte für die Brandstiftung gibt es nicht.«
    Jönsson, dachte Elina. Pfui Teufel, wie jämmerlich!

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