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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein
Autoren: Kanger
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wegen etwas anderem an.«
    »Stimmt es, dass Peter Adolfsson, ein Gemeindemitglied, festgenommen wurde, weil er das Haus unseres Herrn angezündet hat?«, fragte der Gemeindeleiter.
    »Ich muss Sie bitten, mir formell zu antworten«, sagte Elina. »Wenn ein Mensch festgenommen wird, fällt das normalerweise unter die Geheimhaltung. Erst wenn eine Person in Untersuchungs­haft genommen wird, wird sein Name öffentlich genannt. In diesem Fall muss mein Kollege, der die Ermittlungen zum Brand fortführt, dazu Stellung nehmen. Ich rufe, wie gesagt, wegen etwas anderem an. Ich möchte mit Simon Benjaminsson sprechen. Wissen Sie, wo er ist?«
    »Er ist in Urlaub, das ist alles, was ich weiß.«
    »Wissen Sie, wen er im Urlaub besuchen könnte?«
    »Simon ist unverheiratet und hat keine Kinder. Auch keine Geschwister. Aber seine Mutter lebt noch. Mehr weiß ich nicht. Aber was sollte Simon über den Brand wissen?«
    »Nichts. Ein Kollege wird, wie gesagt, sobald er kann, von sich hören lassen. Ich habe noch eine Frage. Sie gilt der Gemeinde in Familie Adolfssons früherer Heimat Blekinge. Ich würde gern Kontakt zu dem Pfarrer dort aufnehmen.«
    »Wo sie wohnten, gibt es keine Gemeinde. Sie gehörten zu Karlskrona. Der Gemeindeleiter heißt Melker Hedin. Seine Telefonnummer und die der Gemeinde stehen im Telefonbuch.«
    »Dann vielen Dank«, sagte Elina und legte auf.
    Wo lebt Benjaminssons alte Mutter? , dachte Elina und rief beim Einwohnermeldeamt an.
    Nach zwei weiteren Gesprächen bekam sie den Namen von Simon Benjaminssons einundachtzigjähriger Mutter. Sie wohnte in Skåne.
    Zwei Minuten später hallte eine Stimme in ihrem Ohr.
    »Beata Benjaminsson.«
    Elina hielt den Telefonhörer zehn Zentimeter vom Ohr entfernt.
    »Ich heiße Elina Wiik und rufe von der Polizei in Västerås an«, sagte sie. »Ich suche Ihren Sohn, Simon Benjaminsson.«
    »Simon?«, schrie die Frau. »Dieser Unglücksrabe. Und jetzt ruft auch noch die Polizei an. Was hat er getan? Den Tempel des Teufels abgebrannt, in dem er seinen Gottesglauben heuchelt?«
    »Er hat nichts getan«, antwortete Elina. »Ich muss nur in einer Ermittlungssache mit ihm reden, bei der es um eine Person an seinem Arbeitsplatz geht. Wissen Sie, wo er im Augenblick ist?«
    »Darauf können Sie Gift nehmen, dass ich das weiß!«, schrie Beata Benjaminsson noch lauter, was Elina rein physisch nicht für möglich gehalten hätte. »Er ist hier mit seinem jämmerlichen kleinen Auto angekommen und wollte es unterstellen, solange er in Jerusalem ist. Hat man so was schon gehört? Jerusalem! Wozu soll das gut sein? Aber dort ist er jedenfalls, das wollten Sie doch wissen.«
    »Und wann erwarten Sie ihn zurück?«
    »Nie«, antwortete die liebevolle Mutter. »Ich warte nie auf ihn. Aber er hat davon geredet, dass er einen Monat wegbleiben will.«
    Um die Gefahr, einen Gehörschaden zu bekommen, einzuschränken, beendete Elina das Gespräch. Jetzt wusste sie wenigstens das Wichtigste. Simon Benjaminsson teilte nicht das Schicksal von Bertil Adolfsson. Er war weder verschwunden noch tot. Nur in aller Eile verreist. Offenbar nur von ihr selber und von Mikael vermisst.
    Dann wählte sie die Telefonnummer der Gemeinde in Karlskrona. Ein Anrufbeantworter teilte mit, dass bis zum 30. Juli geschlossen sei. Zu Hause bei Melker Hedin teilte ein anderer Anrufbeantworter mit, dass niemand das Gespräch entgegennehmen könne.
    Welches Gespräch?, dachte Elina Wiik.
    Sie ging in den Flur und klopfte an eine Tür, die einige Schritte entfernt war von ihrem Zimmer. Auf dem Schild neben dem Türrahmen stand: Krim.-Kom. John W. Rosén. Sie wusste nicht, ob er da war, es war noch keine neun Uhr. Aber nach einigen Sekunden öffnete er die Tür – ein ungewöhnliches Verhalten im Polizeipräsidium. Die meisten pflegten nur »Herein!« zu rufen.
    »Kommen Sie rein«, sagte Rosén und zog ihr den Besucherstuhl hervor.
    »Danke, sehr freundlich.« Elina lächelte.
    »Wir haben uns noch nicht kennen gelernt«, sagte Rosén. »Sie wissen vielleicht, dass ich erst vor einem Monat aus Göteborg hierher gezogen bin. Und in der ganzen Zeit hab ich Sie fast nie gesehen.«
    »Ich bin in den letzten zweieinhalb Wochen nachts und frühmorgens unterwegs gewesen und hab mich kaum im Haus blicken lassen.«
    »An der Morgenbesprechung, als Sie und Jönsson aneinander geraten sind, hab ich teilgenommen. Ich hab Sie deswegen zwar nicht angesprochen, aber Ihre logischen Ausführungen haben mir wirklich imponiert. Da
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