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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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lassen, und sie zwang sich ständig, sich auf Peter Adolfssons Verhalten zu konzentrieren. Sie schlug das letzte Verhör von Peter auf, als es um den Discjockey ging.
    Er sieht Tillman im Auto kommen, dreht mit dem Fahrrad um und folgt ihm, dachte Elina. Erkennt ihn als den Kanistermann. Den Discjockey der »Scheune«. Und dann stellt sich heraus, dass der ein Alibi hat. Warum ist er so sicher, dass es Tillman war, obwohl es nicht stimmt?
    Elina kehrte zurück zum ersten Verhör. Dann wieder zum letzten. Und wieder zurück.
    Der Mercedes, dachte sie. Und dann Tillman. Der Mercedes, dann Tillman. Der Mercedes. Tillman.
    Sie sprang heftig auf. Der Stuhl fiel zu Boden.
    »Warum hat niemand nachgedacht!«, rief sie laut. Keiner hat das Offensichtliche gesehen. Sind denn alle blind?
    Sie klappte die Akte mit einem Knall zusammen, öffnete die Tür und spähte in beide Richtungen den Korridor entlang. Er war menschenleer. Dann nahm sie die Ermittlungen, schloss rasch Jönssons Tür auf und legte die Papiere in das richtige Regal. Sie sperrte hinter sich ab und ging hinunter zum Wachhabenden.
    »Hier ist der Schlüssel«, sagte sie, »vielen Dank.«
    »Jetzt mach mal Wochenende, Wiik«, sagte er.
    Elina grüßte militärisch und ging.
     
    Als sie nach Hause kam, rief sie sofort Susanne an.
    »Du hast doch hoffentlich nicht geschlafen?«, fragte Elina.
    »Nein, aber ich hab lange geschlafen. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass man sich als Mutter eines kleinen Kindes einfach platsch ins Bett fallen lassen kann. Emilie ist noch bei ihren Großeltern.«
    »Susanne, ich hab die Ermittlungen von der Brandstiftung gelesen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, es ist ein abgekartetes Spiel. Alles ist auf eine Verurteilung angelegt. Und das Urteil kam ja auch wie bestellt.«
    »Genau das fand ich auch. Ich war noch nie so wütend. Wahrscheinlich hab ich zum ersten Mal in meinem Job die Wut rausgelassen, als ich bei diesem Jönsson war. Geht aus den Unterlagen hervor, wie der Rechtsbeistand, der mich ersetzt hat, agiert hat? Harald Eneby?«
    »Lahm«, sagte Elina. »Scheint sich nicht übermäßig angestrengt zu haben.«
    »Weißt du, dass er bei uns der einäugige Harald genannt wird?«
    Elina lachte.
    »Was steht im Urteil?«, fragte Susanne.
    Elina nahm ihre Notizen und las sie vor. Susanne hörte zu, ohne sie zu unterbrechen.
    »Das Gericht macht einen Fehler, der häufig vorkommt«, sagte sie, als Elina fertig war. »Sie nehmen eine Anzahl schwacher Indizien, legen sie zusammen und glauben, dass das einen starken Beweis ergibt. Man könnte genauso gut umgekehrt argumentieren, sodass die Beweiskette mit jedem schwachen Indiz, das man hinzufügt, abgeschwächt wird.«
    »Keine Kette ist stärker als das schwächste Glied«, philosophierte Elina.
    »Aber was hast du über Peter Adolfsson herausgefunden?«
    »Dass man seine Beziehung zur Realität in Frage stellen sollte.«
    »Er hat bedeutend mehr gesehen, als man unter den Umständen hätte sehen können«, sagte Susanne. »Das habe ich auch daraus gefolgert. In meinen Augen hätten Mehmedović und Shimi beide freigesprochen werden müssen. Aber …«
    »Was?«, fragte Elina.
    »… ich brauch dir ja keinen Vortrag zu halten, aber man darf eine Sache nicht mit der anderen verwechseln. Dass die Indizien schwach sind, sagt eigentlich nichts über die Schuldfrage aus. Eine Ermittlung mit weniger Voraussetzungen hätte vielleicht auch zu einer Verurteilung geführt.«
    »Ja, vielleicht. Die Punkte, auf die das Gericht verweist, sprechen ja eigentlich auch gegen die beiden. Vor allen Dingen gegen Mehmedović. Dragan Shimi scheint eher im Eifer des Gefechts mit verurteilt worden zu sein.«
    »Was wirst du jetzt machen?«, fragte Susanne.
    »Eigentlich brauchte ich eine Unterredung mit Kärnlund. Mir ist nämlich noch etwas anderes in den Ermittlungen aufgefallen, was noch bemerkenswerter ist. Ich verstehe nicht, wie es allen anderen entgehen konnte. Aber die Brandstiftung ist nicht mein Fall. Wenn ich das aufgreife, stelle ich mich offen gegen Jönsson, und dann gibt’s Ärger. Da warte ich lieber noch eine Weile. Ich habe alle Hände voll mit meinem Fall zu tun.«
    »Was machst du jetzt, also heute?«
    »Ich fahre zu meinen Eltern. Sie haben mich zu einem Mitt­sommeressen eingeladen. Bis Montag lege ich eine Pause ein.«

31
    Margareta Adolfsson schlich zur Tür.
    »Mikael«, sagte sie, »das Frühstück ist fertig.«
    Unten in der Küche hatte sie für sich

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