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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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du das? Was hat mich in der zweiten Nacht an dir interessiert? Warum bin ich aus dem Auto gestiegen und dir gefolgt? Das ist wichtig, hörst du? Warum wollte ich wissen, wie du die Zeitungen verteilst?
    Sie bemühte sich, Bilder der beiden Nächte in ihrem Kopf hervorzurufen. Ein Radfahrer kam vorbei, und sie versuchte, Peter in ihm zu sehen. Aber es half nichts.
    Ich geb’s auf, dachte sie und drehte den Zündschlüssel um.
    Elina wollte auf die Fahrbahn einbiegen, bremste jedoch jäh vor einem kleinen Mädchen, das die Straße auf einem Fahrrad mit Stützrädern überquerte. Sie ließ das Kind vorbei, blieb jedoch regungslos hinterm Steuer sitzen. Ein Autohupen von hinten rief sie in die Wirklichkeit zurück.
    Das habe ich gesehen, dachte sie. Jetzt weiß ich es.
    Sie fasste schnell einen Entschluss, fuhr hinaus auf den Herrgårdsvägen, über den Kanal, nach links auf die 252 und hinunter auf den Schotterplatz vor Adolfssons Haus. Draußen war kein Mensch zu sehen und auch an keinem Fenster, einen Augenblick erwog sie, an der Tür zu klingeln. Dann entschied sie, es bleiben zu lassen, ging stattdessen zum Schuppen und schloss die Tür hinter sich.
    Systematisch durchsuchte sie alles, was sich in den Regalen befand. Eine Viertelstunde später kehrte sie zum Auto zurück und holte eine Plastiktüte aus dem Handschuhfach. Im Garten rechts vom Haus stand ein großer Stachelbeerbusch. Sie kehrte das Innere der Plastiktüte nach außen, zog sie über die rechte Hand und griff eine Hand voll Erde. Dann drehte sie die Plastiktüte wieder um und verschloss sie.
    Sie setzte sich ins Auto und fuhr zurück zu Mehmedović’ Haus, stieg mit einer neuen Plastiktüte aus dem Auto und nahm eine Hand voll von der Erde unter der Gartenhecke an der Grund­stücksgrenze. Sie kennzeichnete die Tüte mit »Mehmedović«, und ohne einen Blick aufs Haus zu werfen, setzte sie sich wieder ins Auto und fuhr davon.
    Das Handy lag auf dem Beifahrersitz. Sie nahm es und drückte mit dem Daumen eine Nummer.
    »Spurensicherung, Määttä«, meldete sich Erkki Määttä.
    »Genau die Person, die ich haben wollte«, sagte Elina.
    »Hast du viel zu tun, Erkki?«
    »Wie kommst du denn darauf? Ich sitz hier rum und dreh Däumchen.«
    »Das ist gut, dann werde ich dich davor bewahren, den Tod der Langeweile zu sterben. Ich brauche nämlich Hilfe.«
    »Wiik, ich hab keine Zeit.«
    »Wir sehn uns also in einer Viertelstunde«, sagte Elina und drückte auf »No«.
    Sie schaltete das Radio an. Im dritten Programm sang Loreena McKennitt Night ride across tbe Caucasus. Elina hörte die CD oft zu Hause, konnte den Text jedoch nicht und summte nur mit. Das beruhigte sie ein wenig, und Ruhe brauchte sie vor dem, was nun kommen würde.
     
    Erkki Määttä schüttelte langsam den Kopf, als sie eintrat.
    Sie legte die verschlossenen Plastiktüten vor ihn hin.
    »Und was ist das nun?«, fragte er.
    »Erde«, sagte Elina. »Ich erzähl dir, was du tun sollst.«
    Es dauerte nicht lange, da unterbrach er ihre Erklärung.
    »Ich verstehe. Du brauchst nicht weiterzureden. Hast du mit Jönsson darüber gesprochen?«
    »Nein«, sagte Elina und sah ihm starr in die Augen.
    »Es gibt Krach, wenn er das erfährt.«
    »Er braucht es ja nicht zu erfahren. Ich werde jedenfalls nichts sagen, wenn sich herausstellt, dass ich mich täusche. Es hängt also von dir ab, Erkki.«
    »Und wenn du Recht hast?«
    »Dann muss ich mit Kärnlund reden.«
    Määttä rieb sein Kinn und holte tief Luft.
    »Okay, ich mache es. Aber du musst mir einen Antrag auf technische Untersuchung quittieren. Und falls Jönsson mich fragt, sage ich, wie es ist. Ich werde deinetwegen nicht lügen.«
    »Selbstverständlich nicht, es reicht schon, dass du deine Karriere und Zukunft riskierst. Ich bin ja mit so wenig zufrieden. Wie lange dauert es?«
    »Ein paar Tage, glaube ich.«
    Elina sah auf die Uhr. Es war halb elf.
    »Dann ruf ich dich Mittwoch um halb elf an«, sagte sie. »Falls du nicht vorher von dir hören lässt. Danke, Erkki.«
    Er schüttelte den Kopf, als sie ging.
     
    Henrik Svalberg rief »Herein!«, als Elina an seine Tür klopfte.
    »Ich war die ganze Zeit am Telefon, seit du gefahren bist«, sagte er. »Setz dich, ich hab dir etwas zu erzählen.«
    Elina hängte ihre Jacke auf und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl, den es gab.
    »Der Pathologe ist geneigt zu glauben, es handle sich um einen Kuhfuß«, sagte Svalberg. »Teils weil die Verletzungen am Schädel auf eine achteckige

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