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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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stammten.
    »Das mit dem Spaten versteh ich«, sagte Svalberg.
    »Aber was hast du mit dem Messer vor? Die Spurensicherung wird Fingerabdrücke von Mikael und Peter darauf finden, ohne dass es auch das Geringste beweist.«
    Elina saß auf ihrem Bürostuhl und klebte die Plastiktüte zu, in der das Messer steckte. Sie schaute zu Svalberg hinüber.
    »Sind Tannen Individuen?«
    »Willst du in die Politik gehen, Wiik? Willst du das Recht der Tannen verteidigen, für ihren Wald zu kämpfen?«
    »Ich meine, dass man vielleicht bei einer einzelnen Tanne eine DNA-Analyse vornehmen und sie auf diese Weise von einer anderen unterscheiden kann.«
    Sie wedelte mit der Plastiktüte in Svalbergs Richtung.
    »Wenn das möglich ist und wenn es am Messer oder in der Scheide Tannenspuren gibt, dann können wir die Spuren eventuell mit dem Tannenreisig vergleichen, das auf der Erde über Adolfsson gelegen hat. Und dann, my dear Henrik Watson, habe ich hier einen technischen Beweis in der Hand. – Machen wir jetzt Wochenende?«
     
    Elina Wiik hatte sich auf den Mittsommerabend gefreut. Zusammen mit Susanne und Johan Norman und zwei ihrer Freunde hatte sie für neun Uhr einen Tisch im Straßenlokal am Hafen bestellt. Die Gefahr, vielleicht das fünfte Rad am Wagen zu sein, bekümmerte sie kein bisschen.
    Am frühen Abend hatten sie sich ein wenig aufgewärmt. Die Kommentare zu dem phantastischen Wetter und was für ein Glück sie gerade an diesem Abend hatten, wurden so oft wiederholt, dass sie sich der Grenze der Strafbarkeit näherten. Aber die anwesende Polizistin in der Runde dachte nicht ans Eingreifen. Vielleicht weil die Rechtsanwälte in der Gesellschaft in überwältigender Mehrheit waren. Die beiden Freunde, die Elina noch nicht kannte, arbeiteten in einem Rechtsanwaltsbüro der Konkurrenz.
    Elina fand sie nett, genau wie sie Johan nett fand, aber eher oberflächlich. Susanne war etwas anderes in Elinas Augen. Nachdenklicher, intelligenter, nicht so leicht zu beeindrucken von blendenden Nichtigkeiten. Besessen von ihrem Kind, das schon, aber wer wäre das nicht? In Elinas Augen lebte Susanne mit einem Ernst, den sie bei anderen Freundinnen nicht gefunden hatte. Das und natürlich die Tatsache, dass sie einander mochten, war der eigentliche Grund für ihre Freundschaft. Elina glaubte an ihren Bestand.
    Sie saß am äußersten Ende des Tisches, neben ihr Johan und schräg gegenüber Susanne. Sie bestellte Breasola mit Ziegenkäse als Vorspeise und Anglerfisch, ihren Lieblingsfisch, als Hauptgericht. Als der Kaffee serviert wurde, waren Johan und seine Freunde in eine Diskussion über die Honorare der Rechtsanwälte vertieft.
    »Was hast du heute so gemacht, Elina?«, fragte Susanne.
    »Unseren gemeinsamen Bekannten Peter Adolfsson verhört, unter anderem. Es ist vielleicht nicht gerade ein passendes Gesprächsthema beim Essen, aber ich habe seinen toten Vater gefunden.«
    Susanne beugte sich vor und senkte die Stimme ein wenig.
    »Spannend«, sagte sie. »Dann ist dein erster Fall also wirklich ein echter Mordfall geworden. Erzähl mal.«
    » For your ears only « , sagte Elina und erzählte von ihren geografischen Dreiecken und Theorien und ließ nur aus, was sie in der Ermittlung für wirklich geheim hielt.
    Susanne beugte sich noch näher.
    »Elina«, flüsterte sie, »wenn du ein besseres Bild von Peter Adolfsson haben willst, lies die Ermittlungen im Brandfall. Ich werde nichts sagen, was dich jetzt beeinflusst. Aber lies sie. Dann können wir später drüber diskutieren, wenn du willst. Da gibt es das eine oder andere zu holen.«

30
    Elina wachte mit heftigen Kopfschmerzen auf. Der Abend war in die Nacht übergegangen, und die Nacht war früher Morgen geworden, ehe sie ins Bett kam. In ihr eigenes. Sie hatte mehr Alternativen als Finger an einer Hand gehabt. Als der Tanz im Restaurant begonnen hatte, war sie sofort von Männern umlagert gewesen, die sahen, dass sie ohne Mann dort war.
    Sie schaute auf die Uhr. Fünf Minuten vor zehn. So lange hatte sie schon seit Jahren nicht mehr geschlafen.
    Ich vernachlässige das Training, dachte sie verwirrt. Aber heute ist ja sowieso keins, warum muss ich ausgerechnet jetzt ein schlechtes Gewissen haben?
    Beim Versuch, sich aufzurichten, stöhnte sie. Ihr Kopf schien zu zerspringen. Der Körper sank zurück, sie drehte sich im Bett um und schlief wieder ein.
    Eineinhalb Stunden später zuckte sie mitten in einem Traum zusammen und wurde wach. Sie griff sich an den Kopf, um zu

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