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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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es so ausführlich wie möglich hören. Wo du warst, wann du an den verschiedenen Plätze angekommen und wieder gegangen bist.«
    »Ich war im Bodybuilding Club. Dann bin ich nach Hause gefahren.«
    »Kannst du sagen, wann?«
    »Am Nachmittag. Peter sagt, ich bin um zwanzig vor fünf nach Hause gekommen.«
    »Du wusstest es also nicht selber?«
    »Nein. Zeiten sind mir egal.«
    »Wann bist du im Bodybuilding Club angekommen, wenn wir da mal anfangen?«
    »Weiß ich nicht. Ich war ziemlich lange dort.«
    »Kannst du sagen, wann ungefähr du gegangen bist?«
    »Nein. Muss fünf Minuten vorher gewesen sein, bevor ich nach Hause gekommen bin.«
    »Waren andere dort?«
    »Nein. Nur der, dem der Club gehört.«
    Hoffnungslos, dachte Elina.
    »Was hast du gemacht, als du nach Hause kamst?«
    »Vorm Computer gesessen, gegessen. Nach dem Essen bin ich ein bisschen mit dem Rad rumgefahren. Mutter wollte, dass ich nach Vater suche. Dann bin ich schlafen gegangen.«
    »Wann bist du mit dem Rad unterwegs gewesen?«
    »Nach dem Essen – weiß nicht.«
    »Wo bist du herumgefahren?«
    »Nur so ein bisschen rum. Keine besonderen Stellen.«
    »Bist du auf der 252 in Richtung Norden gefahren?«
    »In welche Richtung ist das?«
    »Richtung Ramnäs. Nach Süden wäre es Hallstahammar.«
    »Ich war nur im Ort. Aber nicht ganz drin. Nur zur Fabrik und dann zum Gemeindehaus.«
    »Du hast gesehen, dass ich das Messer aus dem Schuppen mitgenommen habe, Mikael. Wozu wird das benutzt?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Hast du es benutzt?«
    »Manchmal.«
    »Erzähl mir, wofür du es kürzlich benutzt hast.«
    »Hab ich vergessen.«
    »Hast du ein eigenes Messer?«
    »Nein.«
    »Ich hab auch einen Spaten mitgenommen. Hast du den benutzt?«
    »Ja, ich hab Mutters Gartenbeete umgegraben.«
    »Wann?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht vor ein paar Tagen.«
    »Hast du noch woanders gegraben?«
    »Nein.«
    »Nie?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Kennst du Simon Benjaminsson?«
    Durch seinen Körper ging ein Zucken.
    »Ja klar. Von der Kirchengemeinde.«
    »Was glaubst du, wer deinen Vater erschlagen haben könnte?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Warum, glaubst du, ist er erschlagen worden?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Als er dich geschlagen hat, hast du jemals daran gedacht, es ihm zurückzuzahlen?«
    Er schwieg. Elina wartete. Der Sekundenzeiger an der Wand machte zwei Umdrehungen.
    »Haben Sie noch Fragen?«, sagte Mikael.
    »Ich habe eine Frage gestellt und warte auf deine Antwort.«
    »Ich hab ihn nicht geschlagen.«
    »Hättest du ihn schlagen mögen, Mikael?«
    »Das ist ja nicht mehr nötig, oder?«
    »Hast du deinen Vater erschlagen, Mikael?«
    Er sah ihr ruhig in die Augen.
    »Nein«, sagte er.
     
    Elina Wiik und Henrik Svalberg blieben im Zimmer sitzen, nachdem Mikael Adolfsson gegangen war.
    »Was meinst du?«, fragte Elina.
    »Schwierige Jungs«, sagte Svalberg. »Peter hat psychopathische Züge. Er wirkt total unberührt. Und er versucht, seine Welt in kleine Vierecke einzuteilen, die er unter Kontrolle hat. Erinnert sich an alles. Folgt bei jedem Besuch in den Autohallen in Hallstahammar demselben Muster. Weiß über seine Zeiten Bescheid. Ist irritiert, wenn jemand die peinlich genau errichtete Struktur seines Daseins in Frage stellt.«
    »Und Mikael, was für einen Eindruck hast du von ihm?«
    »Voll verdrängter Wut und Schmerz. Hält alles unter Verschluss. Eine wandelnde Bombe.«
    »Die vielleicht schon explodiert ist«, fügte Elina hinzu. »Hast du übrigens Psychologie studiert?«
    »Drei Semester, bevor ich auf die Polizeihochschule gewechselt bin«, sagte Svalberg. »Beeindruckt?«
    »Sehr«, antwortete Elina.
    Henrik Svalberg kratzte sich am Kopf.
    »Weißt du«, sagte er, »Peter hat es nicht gepasst, dass du nach Blekinge gefragt hast.«
    »Das hab ich gemerkt«, sagte Elina. »Aber ihn zum Sprechen bringen zu wollen, das ist, wie Wasser aus einem Stein zu pressen. Er verschweigt etwas, was mit dem Grund zu tun hat, warum sie umgezogen sind. Oder er verleugnet etwas vor sich selbst, genau wie er es mit den Schlägen des Vaters macht. Das müssen wir herausfinden.«
    Elina erhob sich.
    »Fahren wir zurück?«
     
    Als sie zum Polizeipräsidium in Västerås kamen, verpackte Elina das Fahrtenmesser und den Spaten ordentlich, schrieb einen Bericht über die Beschlagnahmung und klebte die Quittung an den Spaten. Kein Rechtsanwalt sollte die Chance bekommen, in Frage zu stellen, dass die Gegenstände aus dem Schuppen von Familie Adolfsson

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