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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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fühlen, ob die Schmerzen noch da waren. Sie waren fast verschwunden. Elina streckte Muskeln und Sehnen und stand auf. Obwohl es der Mittsommertag war, hatte sie ganz andere Pläne, als draußen in der Sonne zu faulenzen. Sie duschte und nahm ein schnelles Frühstück ein. Eifer verbreitete sich wie Freude in ihrem ganzen Körper.
     
    Das Präsidium war fast leer. Nur der Wachhabende und die Funkbereitschaft waren zu sehen.
    »Wolltest du unser düsteres Dasein ein wenig aufhellen?«, fragte der Wachhabende.
    »Ich wollte mir ein bisschen Mittsommerlektüre besorgen«, sagte sie. »Eine schon abgeschlossene Polizeiermittlung. Sie müsste in der Registratur liegen. Weißt du, wie man da jetzt reinkommt?«
    »Ich weiß, wo der Generalschlüssel ist«, sagte er und stand auf. »Komm mit, das kriegen wir hin.«
    Er nahm den Schlüssel aus einem Schrank, der mit einem Code verschlossen war, und gab ihn ihr.
    »Schließ hinterher wieder ab und bring mir den Schlüssel zurück. Verlier ihn bloß nicht. Das könnte teuer werden.«
    Sie ging in die Registratur und begann zu suchen. Ziemlich bald musste sie einsehen, dass die Unterlagen nicht hier waren. Eine Weile stand sie da und klopfte die Fingerspitzen gegeneinander.
    Trau ich mich?, dachte sie. Wenn ich bis Montag warte, muss ich es begründen. Im Augenblick überflüssig und nur anstrengend.
    Elina ging zum Kriminaldezernat im ersten Stock hinauf und steckte den Schlüssel in Jönssons Türschloss. Sie betrat das Zimmer, machte die Tür hinter sich zu und begann zu suchen. Die Akte lag im obersten Regalfach. Ein dickes Bündel Papiere. Die Ermittlung der Brandstiftung.
    Um nicht überrascht zu werden und unliebsame Fragen zu vermeiden, nahm sie die Unterlagen mit in ihr Zimmer. Sie begann zu lesen, von Seite eins an, mit dem Notizbuch daneben.
    Der größte Teil der Ermittlungen bestand aus Verhören. Er enthielt auch Fotos, den Bericht der Spurensicherung, Protokolle über Beschlagnahmungen und Zusammenstellungen von Personenangaben der Verdächtigten. Elina erkannte schnell, dass die Unterlagen ordentlich zusammengestellt waren. Sie hatte häufig das Gegenteil gesehen. Außerdem gab es ein Inhaltsverzeichnis, was die Suche erleichterte.
    Jönsson hatte sich seltsamerweise eine Kopie des Urteils beschafft, es lag ganz zuunterst.
    Besten Dank, dachte Elina. Das erspart mir eine Fahrt zum Amtsgericht in Köping.
    Peter Adolfsson war dreimal verhört worden. Das erste Verhör, das am Tag nach dem Brand stattgefunden hatte, war am ausführlichsten. Dann gab es ein ergänzendes Verhör und schließlich das, bei dem er den Discjockey Fredrik Tillman genannt hatte. Außerdem hatte Jönsson Peter einige Male angerufen, um einzelne Angaben zu überprüfen. Alles war genau wiedergegeben und registriert.
    Als Elina die ganze Ermittlung und das Urteil gelesen hatte, lehnte sie sich zurück. Sie war überwältigt von dem Eindruck, wie Polizei, Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht in jeder Lage die Zeugenaussagen zum Nachteil der Verdächtigten auslegten.
    Sie hatten keine Chance, dachte Elina. Keine alternativen Erklärungen wurden untersucht. Was zum Teufel machen die Rechtsanwälte? Aber was sagt das alles über Peter aus? Konzentrier dich darauf, Elina.
    Sie schlug noch einmal das erste Verhör von Peter Adolfsson auf. In ihr Notizbuch schrieb sie: »Kennt alle Automarken, besonders Mercedes und BMW.«
    In Surahammar gibt es nur zwei Mercedes 280 SE des älteren Modells, dachte sie. Ein ziemlich auffälliges Auto. Wie kann es angehen, dass er, der sich so sehr für Autos interessiert, sie nicht vorher schon mal gesehen hat?
    Ganz unten auf den Block schrieb sie: »Viele Details über den Kanistermann, obwohl Peter Angst hatte und es ziemlich dunkel war.« Und dann: »Wie ist das möglich?«
    Er phantasiert, dachte sie. Oder erfindet jedenfalls mehr dazu, als er gesehen hat. Warum sollte ein Brandstifter, der gerade das Bürgerhaus angezündet hat, durch die Fußgängerzone rennen und riskieren, gesehen zu werden? Warum sollte der Brandstifter den Kanister behalten, statt ihn im Haus verbrennen zu lassen? Warum sollte er das Auto gut sichtbar parken?
    Sie klopfte mit dem Stift aufs Papier und versuchte, ein Muster zu erkennen.
    Das ist unsinnig, dachte sie. Aber überzieh jetzt nicht, Elina. Du weißt doch, dass die unsinnigsten Sachen passieren können. Menschen verhalten sich nicht immer rational.
    Es fiel ihr schwer, sich nicht vom Inhalt der Ermittlungen einfangen zu

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