Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)
im Kino?«, fragte sie.
»Egal.«
»
Casablanca
.«
»Was ist Ihre Lieblingsfarbe?«
Sie sah an sich hinab. »Grau jedenfalls nicht, da können Sie Gift drauf nehmen«, sagte sie. »Schwarz vielleicht. Ja, ich mag Schwarz.«
»Was von beiden ist schwerer – ein Pfund Kohle oder ein Pfund Federn?«
»Mensch, Jamie, das hatten wir in der Schule. Die wiegen gleich viel.«
»Was hätten Sie lieber, einen Hund oder eine Katze?«
»Weder noch.«
»Sie mögen keine Tiere?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Sie sind mir gleichgültig.«
»Wissen Sie, warum Sie hier sind?«
»Ja.«
Ich wartete, aber es kam nichts mehr; sie lehnte sich nur zurück und sah mich an.
»Warum sind Sie denn Ihrer Meinung nach hier?«
»Die glauben halt, dass ich jemanden umgebracht habe.«
»Und stimmt das?«
»Sind Sie Psychologe oder Polizist?«
»Eine gute Frage«, räumte ich ein. »Was empfinden Sie?«
»Sie meinen, weil ich hier bin?«
Ich nickte.
»Keine Ahnung – Angst? Bin durcheinander. Und halt irgendwie sauer. Ja, ganz bestimmt sauer.«
»Warum wollten Sie keinen Anwalt?«
»Ich habe nichts Unrechtes getan.«
Ich stellte ihr Fragen zum Allgemeinwissen und Zeit geschehen, dann schaltete ich das Aufnahmegerät aus und steckte meinen Stift in die Brusttasche meines Jacketts. »Okay, Terry. Das wars. Ich sagte ja bereits, es wird kurz und schmerzlos.«
»Ist das alles?«
»Damit ist der erste Teil abgeschlossen.« Ich hob meine Aktentasche auf, öffnete sie, zog das MacBook heraus und schaltete es ein. Mein Passwort wurde abgefragt und ich gab es ein.
»Okay«, sagte ich. Ich rückte meinen Stuhl neben ihren und drehte den Computer so herum, dass wir beide den Bildschirm sehen konnten. Dann sah ich die Beamtin an und fragte, ob sie Terry die Handschellen abnehmen würde.
»Da muss ich nachfragen«, sagte sie und ging hinaus, vermutlich um De’Ath zu suchen und sich seinen Segen zu holen.
»Sie sollten wirklich einen Anwalt verlangen«, sagte ich.
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich habe doch gar nichts gemacht«, sagte sie. »Ich meine, das ist doch das Problem der Polizei, nicht meins. Deren Fehler. Ich bin im Nu wieder auf der Straße. Ich sehe das recht locker.«
»Ich kann einen guten Anwalt empfehlen. Falls Sie es sich anders überlegen.«
Sie lächelte und nickte. »Nein danke, Jamie.«
Die Polizistin kehrte mit zwei uniformierten Beamten zurück, was ich stark übertrieben fand, denn das Mädchen war überhaupt nicht aggressiv und mit Sicherheit nicht auf Angel Dust oder sonst irgendwas, das ihr die Kraft von zehn Männern oderauch nur einem verleihen würde. Einer der Männer stand an der Tür, die Hand an der Waffe in seinem Holster. Die Beamtin schloss Terrys Handschellen auf, während ihr Begleiter hinter uns trat.
Terry massierte sich die Handgelenke.
»Besser?«, fragte ich.
»Ja, danke. Was soll ich denn jetzt machen?«
»Okay, jetzt kommt noch ein weiterer Test, genau wie die Fragen von eben, nur dass sie dieses Mal auf diesem Bildschirm sind. Sie müssen nur zwischen verschiedenen Möglichkeiten auswählen.«
»Multiple-Choice-Fragen?«
»Ja, genau wie in der Schule. Auf jede Frage können Sie mit Ja oder Nein antworten. Das machen Sie mit der Maus.« Ich zeigte ihr, wie sie die Maus verwenden musste, und sie nickte. Ich drückte den Startknopf und ein einziger Satz erschien auf dem Monitor.
»Kaltes Wetter mag ich lieber als warmes«, stand da. »Das ist ein Beispiel«, erklärte ich. »Wenn Sie dem zustimmen, klicken Sie ‹Ja› an, sonst eben ‹Nein›. So einfach ist das. Der Computer stellt Ihnen fünfhundert Fragen. Manche sind sehr direkt, wie diese hier, andere kommen Ihnen vielleicht etwas komisch vor. Aber Sie müssen mit Ja oder Nein antworten. Sie können keine überspringen oder ‹beides› oder ‹weder noch› antworten. Wählen Sie also die Antwort, die Ihrem Gefühl am ehesten entspricht.«
Sie nickte und starrte auf den Monitor.
»Es gibt keine zeitliche Begrenzung, aber versuchen Sie die Fragen möglichst zügig zu beantworten. Konzentrieren Sie sich. Keine Tagträumereien. Alles klar?«
Sie sah mich unverwandt an und grinste. »Klar, Jamie, das ist ja keine große intellektuelle Herausforderung. Wie soll ich denn, äh, anfangen?«
»Das mache ich schon«, sagte ich. »Sind Sie bereit?«
Sie nickte, und ich startete das Programm und rückte meinen Stuhl weg, um sie ans Notebook zu lassen. Ich lehnte mich zurück und sah ihr zu, wie sie die Fragen beantwortete.
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