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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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ANFANG
    … eine dunkle, stürmische Nacht. Ich schlief nicht, als das Telefon klingelte, weil der Sturm an den Fenstern rüttelte und irgendwo draußen ein Tor auf- und zuschlug. Ich tastete nach dem Telefon. Die Leuchtschrift auf dem Radiowecker neben dem Bett zeigte 3:15, und die Stimme in meinem Ohr meldete sich als Lieutenant Samuel De’Ath, der fragte, wieso zum Teufel ich in einer Vollmondnacht zu schlafen versuchte.
    »Ich wusste nicht, dass wir heute Vollmond haben«, brummte ich. »Kommt mir nicht so vor wie achtundzwanzig Tage seit dem letzten.« Das war gelogen. Ich wusste immer, wann Vollmond war – dann hatte ich stets alle Hände voll zu tun.
    »Haben wir aber, und draußen wimmelt es von Irren, mein Lieber! Die Werwölfe heulen, die Vampire beißen und die Ghule ghulen. Und jetzt ergeht der Ruf an Jamie Beaverbrook, den Vampirjäger.«
    De’Ath lachte wie ein Wahnsinniger. Black De’Ath nannte ich ihn, den Schwarzen To’d, teils wegen seiner Hautfarbe, aber auch wegen seines schwarzen Humors. Es machte ihm nichts aus – er konnte genauso viel einstecken, wie er austeilte.Ich setzte mich im Bett auf und schüttelte den Kopf, um klarer zu werden. »Was geht?«
    »Nackenbeißer, in der Nähe vom Sunset Boulevard. De’Ath war – passend zum Namen – ein Detective der Mord kommission, also musste das Opfer tot sein. »Der Fall ist ganz eindeutig, mein Lieber. Von dir brauchen wir nur noch den Stempel, dass der Täter alle Tassen im Schrank hat, damit wir mit dem Papierkram weitermachen können.«
    »Kann das nicht bis morgen warten?«, fragte ich.
    »Wir wollen das Eisen schmieden, solange es heiß ist, frisch gewagt ist halb …«
    »Schon gut, ich komm ja schon, aber verschon mich bloß mit deinen dummen Sprüchen.«
    De’Ath lachte schallend und legte auf. Ich zog mich an, ohne nachzudenken, Jeans und mein Micky-Maus-Sweatshirt, aber dann überlegte ich es mir anders und schlüpfte in einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd mit roter Krawatte und nahm meine Aktentasche. Standesgemäße Kostümierung.
    Ich ging durch die Küchentür hinaus, um nicht nass zu werden, schob die Garagentür hoch und sah zum ersten Mal den Mond, der wie ein einsames weißes Auge über den Hügeln Hollywoods hing und trotzig auf Kalifornien herabglotzte, als wolle er es dazu herausfordern, sein schlimmstes Geschütz aufzufahren.
    Es war kalt. Eines meiner Vorurteile, mit denen ich in die Vereinigten Staaten gekommen war, lautete, dass es in Los Angeles immer heiß war und die Sonne immer auf die Reichen und die Schönen schien. Falsch – Los Angeles hat ein Wüstenklima und die Temperaturen fallen nachts in den Keller. Touristen sind oftüberrascht, wie kalt die Stadt ist. Buchstäblich und im übertragenen Sinn.
    Der Motor sprang beim dritten Versuch an, was nicht anders zu erwarten war. Es war ein Paradepferd britischer Autobaukunst, ein Sunbeam Alpine Mark IV, Baujahr neunzehn-hundertsechsundsechzig, ca. 1,75 Liter, knallrot mit schwarzem Stoffverdeck, das Lenkrad auf der linken Seite, denn ich hatte ihn in den Staaten gekauft. Bei starkem Regen war er nicht ganz dicht und Ersatzteile waren auch schwer zu bekommen, aber er erinnerte mich an England und das Fahren machte mir viel mehr Spaß als mit amerikanischen Modellen.
    Mir gefiel auch, dass er alt war; es lag etwas Tröstliches darin, das hölzerne Armaturenbrett zu spüren, das Lenkrad und den Geruch der Lederpolsterung. Er hatte so etwas Beständiges; er war schon fast ein halbes Jahrhundert alt und doch war er so gut wie neu, innen und außen.
    Es gab nicht viel Verkehr um diese Nachtzeit, also war ich in einer halben Stunde im Präsidium. Ich stellte den Wagen auf dem Parkplatz des Captains ab, denn ich war mir verdammt sicher, dass der gemütlich im warmen Bettchen schlummerte.
    Während der Fahrt hatte der Regen den halbherzigen Versuch aufgegeben, die Straßen aufzuweichen, obwohl die Blitze immer noch irgendwo jenseits der Hügel Hollywoods aufzuckten.
    Unter dem finsteren einäugigen Blick des Mondes kletterte ich aus dem Wagen. Abschließen unnötig – nicht weil er neben einer Polizeiwache parkte, sondern weil das Stoffverdeck keinen Dieb abschrecken würde. Ein schneller Schlitz mit dem Messer und schon wären sie drin. Besser, ihn unverschlossenzu lassen, damit sie ihn öffnen und sehen konnten, dass nichts Lohnendes darin war.
    Im Hauptempfangsbereich unterhielt sich De’Ath mit zwei Polizeibeamten in Uniform. Wie üblich war es ein

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