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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Schiff zu erreichen. Andere vermaßen das Nordpolarmeer oder versuchten, den vom geografischen Nordpol abweichenden Magnetpol zu bestimmen.
    Abb 21
    Carsten Borchgrevink (1864 – 1934) gilt als Begründer der norwegischen Antarktisforschung.
    Dass schließlich in den Jahren um die Jahrhundertwende auch wieder die Antarktis ins Blickfeld der Öffentlichkeit geriet, hatte mit einem begeisterten Laien zu tun. Gleichzeitig betrat mit ihm eine Nation die Bühne der Antarktiserforschung, die sich fortan im dauernden Wettstreit mit den bis dahin maßgeblichen Briten befinden sollte. Nansens norwegischer Landsmann Carsten Borchgrevink hatte in seiner Jugend die Expeditionsberichte von Cook, Bellingshausen oder Ross verschlungen und wünschte sich nichts sehnlicher, als eines Tages selbst als Forscher in die Antarktis zu reisen. Seinen Neigungen zum Trotz führte er zunächst eine ganz normale bürgerliche Existenz und übte, nachdem er nach Australien ausgewandert war, dort zehn Jahre lang den Beruf eines Landvermessers aus.
    Als er freilich 1894 hörte, dass im Hafen von Melbourne ein Schiff vor Anker lag, das im Südpolarmeer nach neuen Fanggründen für die Walfangflotte eines norwegischen Reeders suchen sollte, gab es für ihn kein Halten mehr: Er bestürmte den Kapitän, ihn mit an Bord zu nehmen. Mitreisen durfte er freilich erst, als ein Matrose des passenderweise Antarctic getauften Seelenverkäufers im alkoholisierten Zustand über Bord gefallen und im Hafenbecken ertrunken war, und Borchgrevink versprach, die Bordpflichten des Mannes zu übernehmen. Nach der Einfahrt in das Rossmeer überredete er Kapitän Leonard Kristensen, an einer eisfreien Bucht unterhalb von Kap Adare ein Beiboot zu Wasser zu lassen
und gemeinsam an Land zu rudern. Borchgrevink, von der plötzlichen Furcht getrieben, Kristensen könnte ihm zuvorkommen, sprang kurz vor dem Ufer aus dem Boot und watete durch das eiskalte Wasser an Land. So war er am 24. Januar 1895 der erste Mensch, der antarktisches Festland betrat.
    Ein großer Schritt für die Menschheit? Borchgrevink war davon zutiefst überzeugt. Auf eigene Kosten reiste er nach London, wo im Sommer desselben Jahres der 6. Internationale Geografen-Kongress stattfand. Wegen »unstandesgemäßer Kleidung« wurde ihm zunächst der Zutritt zum Sitzungssaal verwehrt. Im geliehenen Frack konnte er schließlich vor den Delegierten auftreten und wirbelte die gediegene akademische Atmosphäre im prächtigen Imperial Institute gehörig durcheinander. Zwar wäre es wohl vermessen zu behaupten, sein Auftritt allein hätte die Antarktisforschung aus ihrem Mauerblümchendasein gerissen, hatten sich wissenschaftliche Arbeitsgruppen doch schon zuvor mit dem Thema beschäftigt. Aber Borchgrevinks begeisterte Schilderungen und der Eindruck seiner mitgebrachten Fundstücke rissen die anwesenden Wissenschaftler aus aller Herren Länder derart mit, dass der Kongress schließlich »die Erforschung der antarktischen Regionen für das bedeutendste der noch zu lösenden geografischen Probleme« bestimmte und empfahl, »in Anbetracht der aus derselben voraussichtlich für alle Zweige der Wissenschaft sich ergebenden Vorteile, dass die verschiedenen gelehrten Gesellschaften auf dem ihnen am wirksamsten erscheinenden Weg danach trachten, diese Aufgabe vor Ablauf des 19. Jahrhunderts gelöst zu sehen«.
    Mit dieser Terminvorstellung freilich drohte es eng zu werden. Denn sosehr sich verschiedene Teilnehmer des Londoner Kongresses nach der Rückkehr in ihre Heimatländer auch bemühten, Expeditionen in die Antarktis auf die Beine zu stellen, sowenig waren Politik und Verwaltung in den europäischen Staaten angesichts der horrenden Kosten und des zweifelhaften Nutzens eines solchen Unternehmens bereit, die südwärts gerichteten Aktivitäten zu unterstützen. Auch die traditionell in der Polarforschung engagierte britische Royal Navy zeigte zunächst wenig Interesse an der neuerlich aufgeworfenen Problematik, hatte sie doch angesichts der verstärkten deutschen Flottenrüstung unter Kaiser Wilhelm
II. in erster Linie alle Hände voll mit der Modernisierung und Neuaufstellung der eigenen Verbände zu tun.
    Abb 5
    Der Belgier Adrien de Gerlache (1866 – 1934) überwinterte mit seinem Team als Erster in der Antarktis.
    So waren die – nicht selten selbst ernannten – Polarforscher darauf angewiesen, bei begüterten Privatleuten Geldquellen zu erschließen. Wie Borchgrevink gehörte auch der belgische Marineoffizier

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