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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Antworten des Stadtrats durch sie filtern zu können. Damit würde er warten, bis er mehr wusste.
    »Sie hören von mir«, sagte er deshalb nur.
    Irving hob die Hand und ließ zwei Finger vorschnellen. Zwischen ihnen steckte eine Visitenkarte.
    »Das ist meine private Handynummer. Ich rechne damit, bis spätestens heute Abend von Ihnen zu hören.«
    Weil du sonst das Überstundenbudget um weitere zehn Millionen kürzt?
Bosch gefiel das ganz und gar nicht. Aber er nahm die Karte und ging zum Lift.
    Auf der Fahrt in den siebten Stock dachte er über die befangene Unterhaltung mit Irving nach. Am meisten störte ihn daran, dass Irving sein Motto kannte, und er glaubte auch schon zu wissen, wie der Stadtrat an diese Information gekommen war. Das war etwas, womit er sich später befassen würde.

[home]
    5
    D ie oberen Etagen des Hotels waren L-förmig angelegt. Bosch verließ den Fahrstuhl im siebten Stock und ging links um die Ecke zu Zimmer Nummer neunundsiebzig, das am Ende des Flurs lag. An der Tür stand ein Polizist in Uniform. Bosch unterschrieb auf dessen Klemmbrett, trug die Zeit ein und betrat die Suite. Die offenen Glastüren des Wohnzimmers führten auf einen nach Westen gelegenen Balkon. Der Wind bauschte die Vorhänge, und Bosch sah Chu auf dem Balkon stehen. Er schaute nach unten.
    Im Zimmer befanden sich Glanville und Solomon. Fass und Kiste. Sie machten keinen glücklichen Eindruck. Als Jerry Solomon Bosch sah, breitete er in einer »Was gibt’s?«-Geste die Hände aus. Aber eigentlich, merkte Bosch, war es eine »Was soll das?«-Geste.
    »Was soll ich groß sagen?«, sagte Bosch. »High Jingo. Wir tun, was wir gesagt bekommen.«
    »Du wirst hier nichts finden, was wir nicht schon gefunden haben. Keine Frage, der Typ ist gesprungen.«
    »Genau das habe ich dem Chief und dem Stadtrat gesagt, aber hier bin ich.« Bosch breitete in einer »Was soll ich machen?«-Geste die Hände aus. »Wollt ihr jetzt weiter rumjammern, oder erzählt ihr mir langsam, was ihr rausgefunden habt?«
    Solomon nickte Glanville, dem jüngeren der beiden Partner, zu. Der zog einen Notizblock aus seiner Gesäßtasche und blätterte kurz darin, bevor er begann. Währenddessen kam Chu vom Balkon herein, um ebenfalls zuzuhören.
    »Gestern Abend um 20 : 50  Uhr ruft an der Rezeption ein Mann an, der sich als George Irving ausgibt. Er bucht ein Zimmer für die Nacht und sagt, er ist bereits auf dem Weg zum Hotel. Er erkundigt sich speziell nach Zimmern mit Balkon im obersten Stock. Sie machen ihm ein paar Vorschläge, und er nimmt neunundsiebzig. Um das Zimmer zu reservieren, nennt er ihnen eine American-Express-Nummer. Sie stimmt mit der Nummer der Kreditkarte in seiner Geldbörse überein, die im Safe im Schlafzimmer ist.«
    Glanville deutete in einen Gang links von Bosch. An seinem Ende waren eine offene Tür und dahinter ein Bett zu sehen.
    »Okay, er taucht also um 21 : 40  Uhr im Hotel auf«, fuhr Glanville fort, »lässt sein Auto von einem Hotelangestellten in die Garage bringen, checkt mit der AmEx-Karte ein und fährt dann zu seinem Zimmer hoch. Danach hat ihn niemand mehr lebend gesehen.«
    »Bis er unten auf dem Gehsteig gefunden wird«, ergänzte Solomon.
    »Wann?«, fragte Bosch.
    »Um 5 : 50  Uhr kommt ein Küchenhelfer zur Arbeit. Er geht den Gehsteig zum Hintereingang hoch, wo sich die Stechuhr befindet. Er findet die Leiche. Als Erstes kommt die Streife her, sie nehmen eine vorläufige Identifizierung vor, und dann werden wir gerufen.«
    Bosch nickte und blickte sich um. Neben der Balkontür war ein kleiner Schreibtisch.
    »Kein Abschiedsbrief?«
    »Hier drinnen haben wir jedenfalls keinen gefunden.«
    Bosch bemerkte einen Radiowecker mit Digitalanzeige auf dem Fußboden. Das Stromkabel führte zu einer Steckdose neben dem Schreibtisch. »Stand der Wecker hier? Der gehört doch eigentlich ins Schlafzimmer, oder?«
    »Hier haben wir ihn gefunden«, antwortete Solomon. »Keine Ahnung, wo er sonst steht.«
    Bosch ging neben dem Wecker in die Hocke und streifte sich ein Paar neue Handschuhe über. Vorsichtig hob er die Uhr hoch und betrachtete sie. Sie besaß eine Dockingstation für einen iPod oder ein iPhone.
    »Wissen wir, was für ein Telefon Irving besessen hat?«
    »Ja, ein iPhone. Es liegt im Safe im Schlafzimmer.«
    Der Alarm des Weckers war ausgeschaltet. Bosch drückte auf einen Knopf, um zu sehen, welche Weckzeit eingestellt war. Die Anzeige wechselte: Zuletzt war vier Uhr morgens als Weckzeit eingegeben

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