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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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zurück: »Was für ein Typ ist die Sonne?«

    »Sie ist ein O-Typ«, erwiderte Detringer.
    »Gepriesen sei Gottes Gnade«, intonierte Ichor und brach dann infolge verbrauchter Batterien zusammen.

2
    Die letzten Ausläufer des Sturmes hatten sich bereits gelegt, bevor das Raumschiff die Umlaufbahn des äußersten Planeten passierte, des neunzehnten, von der robusten, mittelgroßen, lebensspendenden O-Typ-Sonne aus gezählt. Detringer lud Ichor mit dem Schiffsakku wieder auf, obwohl der Mechanoide dabei ständig protestierte, er möge den Energievorrat sinnvollerweise für einen Schiffsnotfall aufheben.
    Dieser Notfall trat schneller ein, als Detringer sich vorgestellt hatte. Eine Prüfung der Instrumente ergab, dass der fünfte Planet der einzige war, auf dem er ohne technische Hilfe überleben konnte. Aber für den verbliebenen Treibstoffvorrat des Schiffs lag er zu weit weg und im Raum herrschte nun wieder eine totale energetische Flaute, so dass nichts dem Schiff den notwendigen Antriebsimpuls auf sein neues Ziel zu geben konnte.
    Eine Möglichkeit wäre gewesen, sich entspannt hinzusetzen und zu hoffen, dass eine passende Energieströmung oder gar ein neuer Sturm auftauchte. Dieser Plan war zwar verführerisch, barg aber die Gefahr in sich, dass in dem kurzen Zeitraum, in dem die Ressourcen des Schiffes den beiden noch das Überleben sicherten, eben nichts Passendes auftauchte. Und außerdem, dass, falls eine Strömung oder ein Sturm tatsächlich einsetzen sollte, sie in eine ihren Plänen entgegengesetzte Richtung getrieben würden.

    Aber wie immer sie sich entschließen mochten, jede Entscheidung war mit Risiken verbunden. In für ihn charakteristischer Weise entschloss sich Detringer zu dem unterhaltsameren und vielleicht auch gefährlicheren Vorgehen. Nach der Berechnung des ökonomischsten Kurses und der ökonomischsten Geschwindigkeit ließ er das Schiff, soweit der verbliebene Treibstoff es erlaubte, auf den Planeten zufliegen und bereitete sich innerlich darauf vor, den Rest der Vorsehung zu überlassen.
    Durch nervenaufreibende Pilotenarbeit und ständige manuelle Überprüfung des Treibstoffstandes gelang es ihm, bis auf weniger als dreihundert Millionen Kilometer an sein Ziel heranzukommen. Danach musste er die Maschinen abschalten, um sich noch einen Rest Treibstoff für etwa eine Viertelstunde inneratmosphärischer Manöver aufzuheben.
    Das Raumschiff trieb durch das System, noch immer mit Kurs auf den fünften Planeten, aber so langsam, dass es nicht einmal in tausend Jahren in die Atmosphäre des Planeten eintreten würde. Ohne sonderliche Übertreibung konnte man das Schiff als Sarg und Detringer als den darin Bestatteten betrachten. Aber Detringer wies solche Gedanken weit von sich. Er unterwarf sich wieder seiner Gymnastik, der Hochgeschwindigkeitsmeditation und den autosexuellen Ritualen.
    Ichor war über den Verlauf der Dinge ein wenig schockiert. Da er selbst über eine eher herkömmliche Grundeinstellung verfügte, wies er Detringer höflich darauf hin, dass sein Gebaren der Situation nicht angemessen und deshalb nicht in Ordnung sei.
    »Damit hast du völlig Recht«, antwortete ihm Detringer vergnügt. »Aber ich darf dich daran erinnern, dass die Hoffnung, selbst wenn sie unrealistisch ist, als eine der ›Acht Irrationalen Segnungen‹ gilt und deshalb – gemäß dem Zweiten Patriarchen – ein höheres Maß an erstrebenswerter
Herrlichkeit besitzt als die erlangte ›Urteilskräftige Geistige Gesundheit‹.«
    Von dieser Ausführung irritiert, gab Ichor schnarrend seine Zustimmung zu Detringers Übungen und ging sogar so weit, mit Detringer gemeinsam die Hymne der Harmonie zu singen – das Resultat war ebenso lächerlich wie kakophon.
    Unaufhaltsam gingen indes ihre Energievorräte zur Neige. Erst auf die halbe, schließlich auf ein Viertel der notwendigen Energieration gesetzt, näherten sich alle Bordsysteme dem Kollaps. Vergeblich flehte Ichor seinen Herrn an, seine eigene Batterie zum Aufladen der fast vereisten Schiffsheizung verwenden zu dürfen.
    »Mach dir keine Sorgen«, erklärte Detringer, vor Kälte zitternd. »Wir werden gemeinsam als gleichberechtigte Wesen enden, im Vollbesitz dessen, was uns als Verstand mitgegeben wurde, wenn wir überhaupt enden – was ich ernsthaft bezweifle, auch wenn es inzwischen beeindruckende Gegenanzeigen dafür gibt.«
    Vielleicht lässt die Natur sich vom Beharrungswillen ihrer Geschöpfe beeinflussen. Auf jeden Fall war Detringer sicher

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