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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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immer hilfreich war – und diese Eigenschaften sind, so bedeutend sie für einen Philosophen auch sein mögen, bei einem Menschenführer eher eine Schwäche.
    Es klopfte und Colonel Kettelman betrat unaufgefordert den Raum. »Sieht gut aus da unten, was?«, sagte er.
    »Das planetare Oberflächenprofil macht einen recht günstigen Eindruck«, erwiderte Macmillan ein wenig steif.
    »Das ist ja erfreulich«, sagte Kettelman und starrte verständnislos auf die Computerausdrucke. »Irgendetwas Interessantes dabei?«
    »Eine ganze Menge. Schon die Fernerkundung hat ergeben, dass wir es dort mit einigen einzigartigen Vegetationsformen zu tun haben werden. Außerdem zeigen unsere bakteriologischen Scanner gewisse Anomalitäten, die …«
    »Ich meine nicht dieses Zeugs«, unterbrach Kettelman und offenbarte damit die für einen Berufssoldaten in gewissen Situationen durchaus typische Ignoranz gegenüber der Tier- und Pflanzenwelt. »Ich meine wichtige Sachen, wie fremde Armeen oder unbekannte Raumflotten oder Ähnliches.«
    »Es gibt gar keine Anzeichen für eine Zivilisation«, erklärte ihm Macmillan. »Ich zweifele sogar daran, ob wir irgendwelche Hinweise auf intelligentes Leben finden werden.«

    »Nun ja, so genau weiß man das ja vorher nie«, sagte Kettelman hoffnungsvoll. Er war ein stämmiger, ungestümer Mann mit einem Brustkasten wie ein Fass. Er war Veteran der amerikanischen Blitz-Eingreiftruppe und der Hilfsaktionen von’34 und er hatte sich seinen Titel als Major in den Dschungeln von Honduras erkämpft, im sogenannten United Fruit War, aus dem er am Ende als Lieutenant-Colonel hervorgegangen war. Den vollen Colonel erwarb er sich dann bei der Niederschlagung des unglückseligen New Yorker Aufstandes, als er seine Männer persönlich beim Sturm auf die Stadtkasse führte und danach die zweiundvierzigste Straße erfolgreich gegen das gefürchtete New Yorker Schwulen-Bataillon verteidigte.
    Völlig furchtlos, als kompromissloser Soldat bekannt, Inhaber eines unschlagbaren Gefechtsrekordes, finanziell unabhängig, ein Freund vieler US-Senatoren und Texas-Millionäre, dabei nicht einmal unintelligent, hatte Kettelman unangefochten die Ausschreibung für den Militärischen Kommandanten der Jenny Lind gewonnen.
    Nun fieberte er dem Augenblick entgegen, an dem er sein Gefechtsteam von zwanzig Marinesoldaten auf den fünften Planeten führen konnte. Das ganze Unternehmen brachte seinen Kreislauf ordentlich in Schwung. Und trotz aller Instrumentenauswertungen wusste Kettelman, dass alles Mögliche dort unten auf ihn warten konnte, bereit zuzuschlagen, zu packen, zu töten, wenn Kettelman ihm nicht zuvorkam – und das würde er.
    »Ach, da ist noch eine Sache«, sagte Macmillan. »Wir haben ein Raumschiff auf dem Planeten ausgemacht.«
    »Ah«, sagte Kettelman, »ich wusste, dass dort etwas sein würde. Nur ein einziges Schiff, sagen Sie?«
    »Ja. Ein kleines, mit nicht einmal dem zwanzigstel Volumen unseres eigenen Schiffes und offenbar unbewaffnet.«

    »Das ist es, was man Sie glauben machen will«, entgegnete Kettelman. »Ich frage mich, wo die anderen wohl stecken.«
    »Welche anderen?«
    »Die anderen fremden Raumschiffe und Crews und Boden-Raum-Abwehrraketen und der ganze Rest natürlich.«
    »Die Anwesenheit eines fremden Raumschiffes lässt logischerweise keine Rückschlüsse auf irgendwelche anderen Raumschiffe zu«, versuchte Macmillan zu beschwichtigen.
    »Nein? Hören Sie mir gut zu! Ich habe meine Art von Logik in den Dschungeln von Honduras gelernt«, sagte Kettelman. »Die Regel dort lautete, dass, wenn man einen verfluchten Rebellen mit einer Machete vor sich hatte, in den Büschen ringsum mindestens fünfzig andere darauf warteten, einem die Ohren abzuschneiden, wenn man ihnen die Chance dazu gab. Bevor man sich da durch logische Überlegungen vergewissert hatte, war man längst tot.«
    »Die Umstände hier sind etwas anders«, sagte Macmillan.
    »Und was ändert das?«
    Macmillan seufzte und wandte sich ab. Jedes Gespräch mit Kettelman tat ihm fast körperlich weh und er vermied sie, soweit er es irgend konnte. Der Colonel war ein kampflustiger Hahn, dickköpfig, leicht erregbar und von einer ganzen Reihe positivistischer Überzeugungen besessen, die auf nichts anderem als dem Felsen seiner nahezu unüberwindlichen Ignoranz beruhten. Und Macmillan wusste, dass die Abneigung zwischen ihm und Kettelman auf Gegenseitigkeit beruhte – er war sich durchaus darüber im Klaren, dass der Colonel ihn

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