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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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Ekel vor mir selbst. Ich vernachlässigte meine Freunde, achtete nicht mehr auf mein Äußeres. Jeden Abend verließ ich das Restaurant, vollgestopft mit dem zu stark gewürzten Essen. Ich ging zu Bett und träumte von dem Jungen, wartete ungeduldig auf den nächsten Abend, um ihn wiedersehen zu können.
    Unsere Blicke wurden kühner und schamloser. Manchmal, wenn er servierte, legte er die Hand auf den Tisch, so als stünde er kurz davor, mich zu berühren. Und ich räusperte mich, während meine Augen ihn wegen seiner unzüchtigen Annäherung schalten.
    In diesen Wahnsinn verstrickt, weiß ich nicht, wie lange es so hätte weitergehen oder wie es hätte enden können. Ich verlor meine Scheu, meinen Stolz, ich war nahe daran, den Jungen anzusprechen. Da fiel mir eines Abends etwas Sonderbares auf.
    Ich bemerkte, dass ich der einzige Gast war, den das Lokal noch hatte.
    Ich dachte darüber nach, ich zerbrach mir den Kopf. Ich hatte meine Freunde in den vergangenen Monaten aufgegeben oder sie mich. Trotzdem, weshalb aßen sie nicht mehr in dem Rijstaffel-Restaurant?
    Ich ging Abend für Abend hin und es war immer dasselbe, ich war der einzige Gast. Dennoch ließ die Qualität des Essens und der Musik nicht nach. Alles war gleich, bis auf mich.
    Dann erkannte ich plötzlich den Grund dafür.
    Es war an einem Abend wie jedem anderen, während ich auf die gewohnte Weise die riesigen Portionen verschlang. Ich sah mich auf einmal in einem der großen Spiegel des Restaurants und erkannte, dass ich im
Laufe von nur wenigen Monaten ungeheuer fett geworden war.
    Und einen Augenblick lang betrachtete ich mich von außen.
    Ich sah einen widerlich fetten Mann in einem Lokal sitzen. Einen Mann, der so unförmig war, dass man sich vor ihm ekeln musste. Einen Mann, in dessen Gesellschaft niemand würde essen mögen.
    Da wurde mir klar: Ich war der Grund, weshalb der Ungar alle seine Gäste verloren hatte. Denn welcher Mensch, der bei Sinnen war, würde in meiner Gegenwart speisen wollen? Und ich war ständig dort.
    Aus einer solchen Erkenntnis müssen sofort Konsequenzen gezogen werden, oder sie war umsonst. Ich schob meinen Stuhl nach hinten und stand mühsam vom Tisch auf. Der Wirt und der Kellner starrten mich an. Ich watschelte zur Tür.
    »Ist mit dem Essen etwas nicht in Ordnung?«, rief der Besitzer.
    »Nicht mit dem Essen«, erwiderte ich, »mit mir.«
    Der Junge sagte mit gesenktem Blick: »Vielleicht habe ich Sie beleidigt …«
    »Ganz im Gegenteil, du hast mir viel Freude gemacht, aber ich habe mich selbst maßlos beleidigt.«
    Sie begriffen mich nicht.
    »Wollen Sie nicht wenigstens einen Teller frisch zubereitetes, köstliches Schweinefleisch-Sate essen?«, rief der Besitzer.
    Und der Junge sagte: »Wir haben eine neue Aufnahme von Armstrong, die Sie noch nicht gehört haben.«
    Ich blieb an der Tür stehen. »Ich bedanke mich bei euch beiden sehr herzlich. Ihr seid gute Menschen. Aber ich zerstöre mich hier vor euren Augen. Ich gehe jetzt fort und vollende das allein.«

    Sie starrten mich an, mit weit aufgerissenen Augen, verständnislos. Ich schleppte mich aus dem Restaurant, ging zu meiner Wohnung, packte den Koffer und ließ mich von einem Taxi nach Ibiza bringen. Ich kam gerade noch rechtzeitig, um die nächste Maschine nach Barcelona zu besteigen.
    Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Die Zeit und die Entfernung haben mich von meiner Besessenheit befreit. Ich habe mich seither wieder verliebt, aber nie mehr in einen jungen Mann.
    Ich lebe jetzt in San Miguel de Allende in Mexiko mit meiner Frau – nicht mit jener, mit der ich nach San Eulalia gekommen war – und unseren beiden Kindern.
    Ich habe mich oft gefragt, was aus dem Wirt und dem Kellner wurde. Vermutlich sind sie geblieben und begüterte Leute geworden. Sie könnten sogar immer noch in Santa Eulalia sein. Es sei denn, meine lusterfüllte Sünde hätte sie unfreiwillig zerstört.
    Ich bereue meine Sünde ernsthaft.
    Ich versuche noch immer, Schriftsteller zu werden.

EIN ERSTER KONTAKT

1
    Detringer wurde von seinem Heimatplaneten Ferlang verbannt, weil er mehrere »Handlungen von unglaublicher Unschicklichkeit« begangen hatte – er hatte während des Meditationsmorgenvergnügens unverschämterweise Luft durch die Zähne gezogen und mit der Schwanzlocke gezuckt, als der regionale Groß-Ubiquitor sich dazu herabließ, ihn anzuspucken.
    Diese Impertinenzen hätten ihm in der Regel nicht mehr als ein paar Jahre »Strafverstoßung« eingebracht. Aber

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