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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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im ganzen Universum der Einzige, für den sie bereit war, eine starke Gravitationsströmung in Richtung des fünften Planeten zu senden, gerade als die Bordenergie nur noch eine Erinnerung ihrer selbst war.
    Die Landung selbst war für einen Piloten mit Detringers Fähigkeiten und Glück eine Kleinigkeit. Er brachte das Schiff wie ein vom Wind herangewehtes Samenkorn sanft auf die grüne, einladende Oberfläche des rettenden Planeten herunter. Als er die Triebwerke zum allerletzten Mal einsetzte, hatte er noch Treibstoff für genau achtunddreißig Sekunden.
    Ichor fiel auf seine Ferroniumknie und pries die »Gnade Gottes«, der sich ihrer angenommen und ihnen diese Zuflucht gewährt hatte. Aber Detringer unterbrach roh die
Lobpreisung. »Lass uns nachsehen, ob wir überhaupt hier überleben können, bevor du dich heiser singst.«
    Der fünfte Planet erwies sich als durchaus gastfreundlich. Alles für das Leben Notwendige ließ sich ohne allzu große Mühe finden, nur mit den darüber hinausgehenden Annehmlichkeiten des Lebens sah es schlechter aus. Eine Flucht von diesem Planeten war unmöglich: ausschließlich eine hoch technologisierte Zivilisation hätte Treibstoff für das Raumschiff liefern können. Und eine kurze Oberflächenerkundung des Planeten während der Landung hatte eindeutig ergeben, dass es keine Zivilisation gab – es gab nicht einmal Anzeichen für irgendeine Form intelligenten Lebens.
    Durch einen dummen Kurzschluss in einem Teil seines Programms war Ichor darauf vorbereitet, an diesem Ort die restliche Zeit seiner Existenz verbringen zu müssen. Er empfahl Detringer, es ähnlich zu halten. Selbst wenn es ihnen tatsächlich gelingen sollte, irgendwo Treibstoff aufzutreiben, erklärte Ichor, wohin konnten sie schon gehen? Die Chancen, eine hoch entwickelte planetare Zivilisation zu finden, wären selbst mit einem gut ausgerüsteten Forschungsraumschiff winzig gewesen – in einem so kleinen Fahrzeug wie ihrem Raumschiff war schon ein Versuch glatter Selbstmord.
    Detringer zeigte sich von diesen Überlegungen nicht sonderlich beeindruckt. »Besser zu suchen und zu sterben«, bemerkte er, »als dahinzuvegetieren und zu leben.«
    »Herr«, bedeutete ihm Ichor mit allem Respekt, »das ist Häresie.«
    »Das wird es wohl sein«, erwiderte Detringer bester Laune, »aber so empfinde ich eben. Und meine Intuition sagt mir, dass sich schon irgendetwas ergeben wird.«
    Ichor schüttelte sich und freute sich für seines Herrn Seelenheil, da er, entgegen aller Intuitionen Detringers, hier
auf diesem Planeten die »Segnung Fortgesetzter Einsamkeit« empfangen würde.

3
    Captain Edward Makepeace Macmillan stand im Hauptkontrollraum des Forschungsraumschiffes Jenny Lind und sah sich die Ergebnisse an, die der Coordinating-Computer der 1100-Baureihe ausgespuckt hatte. Offensichtlich wies der neue Planet keine Gefahren auf, die mit den Instrumenten des Schiffes hätten entdeckt werden können.
    Macmillan hatte einen weiten Weg zurücklegen müssen, um diesen Moment zu erleben. Nach einem brillanten Abschluss in Bio-Wissenschaften an der Universität von Taos qualifizierte er sich als Graduierter in Nukleonen-Theorie und -Technik. Seine Doktorarbeit mit dem Titel Einige einführende Bemerkungen zu bestimmten Voraussetzungen der (noch zu erarbeitenden) Wissenschaft der Ortsbestimmung im interstellaren Raum fand in der Fachwelt eine enthusiastische Aufnahme und erschien später als erfolgreiches Buch mit dem für eine breitere Öffentlichkeit wirksameren Titel Wohin im Weltraum?. Das – in Verbindung mit seinem in Nature erschienenen Artikel Die Anwendung der »Declension«-Theorie bei Landeunternehmen großmassiger Raumfahrzeuge - machte ihn zu dem einzig akzeptablen Auserwählten, als es galt, einen Captain für Amerikas erstes interstellares Raumschiff zu finden.
    Er war ein hochgewachsener, gutaussehender, kräftig gebauter Mann. Sein Haar wies schon einige graue Strähnen auf und schien seine erst sechsunddreißig Jahre Lügen strafen zu wollen. Seine Reaktionen in Bezug auf navigatorische
Entscheidungen waren entschlossen und sicher und sein Instinkt für die Möglichkeiten seines Schiffes war bewunderungswürdig.
    Weniger bewunderungswürdig war sein Instinkt im Umgang mit Menschen. Macmillan war mit einer gewissen Schüchternheit geschlagen, einer überbetonten Zurückhaltung gegen andere, einem zu ausgeprägten Wissen um die Zweifelhaftigkeit allen menschlichen Tuns, das bei Entscheidungsprozessen nicht

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