Der widerspenstige Planet
den Killer über den Haufen, der vor ihr auf dem Weg stand.
Bevor der Lastwagen in Schussweite gekommen war, war der PKW schon in Sicherheit.
Raeder lehnte sich zurück und schloss die Augen. Die junge Frau konzentrierte sich auf die Straße.
»Es hat wieder einmal geklappt!«, rief Mike Terry mit ekstatischer Stimme. »Jim Raeder ist wieder den Klauen des Todes entrissen worden, dank der Hilfe unserer Guten Samariterin Janice Morrow, New York City, Lexington Avenue 433. Haben Sie so etwas schon einmal erlebt, meine Damen und Herren? Wie Miss Morrow durch den Kugelregen raste und Jim Raeder vor dem Untergang rettete! Wir werden uns später mit Miss Morrow unterhalten und uns ihre Erlebnisse in ihren eigenen Worten schildern lassen. Inzwischen, während Jim Raeder vielleicht seiner Rettung, vielleicht aber auch neuen Gefahren entgegenfährt, hören Sie eine Mitteilung unseres Sponsors. Bleiben Sie am Apparat! Jim muss noch vier Stunden und zehn Minuten durchhalten, bevor er in Sicherheit ist. Noch ist alles offen!«
»Okay«, sagte das Mädchen. »Die Übertragung ist vorübergehend unterbrochen. Raeder, was zum Teufel ist mit Ihnen los?«
»Wie meinen Sie?«, fragte er. Die junge Frau war Anfang zwanzig. Sie sah tüchtig, attraktiv, distanziert aus. Raeder stellte fest, dass sie ein gut geschnittenes Gesicht
und eine hübsche Figur hatte. Und er bemerkte, dass sie wütend war.
»Hören Sie«, sagte er, »ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll …«
»Lassen Sie das Geredz«, erwiderte Janice Morrow. »Ich bin keine Gute Samariterin. Ich arbeite für die Fernsehgesellschaft JBC.«
»Die TV-Leitung hat mich also retten lassen!«
»Sehr klug gefolgert.«
»Und warum?«
»Hören Sie, die Sendung ist sehr teuer, Raeder. Wir müssen eine gute Show bieten. Wenn die Zuschauerzahlen geringer werden, sitzen wir alle auf der Straße. Und Sie arbeiten nicht mit!«
»Was? Wie?«
»Sie sind furchtbar. Sie sind ein Versager, eine Null. Wollen Sie etwa Selbstmord begehen? Haben Sie überhaupt nicht gelernt, wie man sich über Wasser hält?«
»Ich tue mein Bestes.«
»Die Thompsonbande hätte Sie bis jetzt schon ein Dutzend Mal erledigen können. Wir haben die Leute gebeten, die Sache auszudehnen und langsam vorzugehen. Aber es ist genau so, als würde jemand auf eine zwei Meter große Tontaube schießen. Die Thompsonleute machen mit, aber sie können auch nur bis zu einem gewissen Punkt so tun, als ob. Wenn ich nicht gekommen wäre, hätten sie Sie abknallen müssen – Sendezeit hin, Sendezeit her.«
Raeder starrte sie an und fragte sich, wie ein hübsches Mädchen so reden konnte. Sie warf ihm einen Blick zu, sah dann schnell wieder auf die Straße.
»Schauen Sie mich nicht so an!«, sagte sie. »Sie haben sich entschieden, Ihr Leben für Geld zu riskieren, Freundchen. Für sehr viel Geld sogar! Sie wussten, was gespielt wird. Tun Sie nicht wie ein unschuldiger, kleiner Junkie,
der entsetzt erkennt, dass die böse Mafia hinter ihm her ist. Das ist etwas völlig anderes.«
»Ich weiß«, sagte Raeder.
»Wenn Sie nicht ordentlich leben können, dann versuchen Sie wenigstens, ordentlich zu sterben.«
»Das ist nicht Ihr Ernst!«
»Ich würde mir da nicht so sicher sein … Sie haben noch drei Stunden und vierzig Minuten, bis die Sendung zu Ende ist. Wenn Sie am Leben bleiben können, gut. Dann gehört das Geld Ihnen. Aber wenn Sie es nicht schaffen, dann strengen Sie sich wenigstens an.«
Raeder nickte, ohne den Blick von ihr zu lassen.
»In wenigen Augenblicken geht die Sendung weiter. Ich muss eine Motorpanne vortäuschen und Sie fortschicken. Die Thompsons nehmen jetzt keine Rücksicht mehr. Sie legen Sie um, sobald sie können. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Ja«, sagte Raeder. »Können wir uns später einmal treffen, wenn ich durchkomme?«
Sie biss sich zornig auf die Unterlippe. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Nein. Ich möchte Sie wirklich gern wiedersehen. Darf ich?«
Sie sah ihn forschend an. »Ich weiß nicht. Lassen wir das. Es ist beinahe so weit. Ich glaube, Sie verschwinden am besten im Wald auf der rechten Seite. Fertig?«
»Ja. Wo kann ich Sie erreichen? Anschließend, meine ich.«
»Ach, Raeder, Sie hören mir ja gar nicht zu. Gehen Sie durch den Wald, bis Sie an einen Hohlweg kommen. Viel Schutz bietet er nicht, aber etwas doch.«
»Wo kann ich Sie erreichen?«, wiederholte Raeder.
»Ich stehe im Telefonbuch von Manhattan.« Sie brachte den Wagen zum Stehen.
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