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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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gefahrlosen Mittel bewusstlos gemacht. Er erwachte in der Pilotenkanzel eines Sportflugzeugs, das,
auf automatische Steuerung eingestellt, in einer Höhe von dreitausend Metern kreiste. Die Treibstoffuhr zeigte an, dass die Benzintanks fast leer waren. Er besaß keinen Fallschirm. Er sollte das Flugzeug landen.
    Selbstverständlich hatte er noch nie eine Maschine geflogen. Er experimentierte behutsam mit der Steuerung, nachdem ihm eingefallen war, dass der Kandidat der letzten Sendung in einem U-Boot zu sich gekommen war, das falsche Ventil geöffnet hatte und ertrunken war.
    Tausende von Zuschauern beobachteten atemlos diesen Durchschnittsmenschen, einen Mann aus ihrer Mitte, der mit diesem Problem genauso rang, wie sie es an seiner Stelle tun würden. Jim Raeder, das waren sie selbst. Alles, was er fertigbrachte, konnten sie auch. Er war der Stellvertreter des Volkes.
    Raeder schaffte es, das Flugzeug in einer Art Landung zu Boden zu bringen. Die Maschine überschlug sich ein paarmal, aber die Sitzgurte hielten. Und der Motor explodierte entgegen aller Erwartung nicht.
    Er taumelte mit zwei gebrochenen Rippen, dreitausend Dollar und der Chance, nach seiner Gesundung in Torero aufzutreten, ins Freie.
    Endlich eine erstklassige Sendung! Torero brachte zehntausend Dollar. Man brauchte nur einen schwarzen Miura-Stier mit dem Degen zu töten – wie ein echter Matador.
    Der Kampf fand in Madrid statt, da Stierkämpfe in den Vereinigten Staaten immer noch nicht zugelassen waren. Sämtliche Fernsehsender übertrugen ihn.
    Raeder hatte eine gute Mannschaft. Die Männer mochten den großen, schwerfälligen Amerikaner. Die Picadores strengten sich bei ihren Lanzenstößen wirklich an, sie versuchten, den Stier für Raeder langsamer werden zu lassen. Die Banderillos bemühten sich, das Tier zu ermüden,
bevor sie die Banderillas hineintrieben. Und der Capeador, ein traurig wirkender Mann aus Algeciras, brach mit seiner raffinierten Capa-Arbeit dem Stier beinahe das Genick.
    Aber schließlich stand doch Jim Raeder im Sand, die Muleta, das rote Tuch, ungeschickt in der Linken, einen Degen in der Rechten, vor sich einen tonnenschweren, schwarzen, blutüberströmten Stier mit enormen Hörnern.
    Jemand schrie: »In die Lunge, hombre . Sei kein Held, stich ihm in die Lunge!« Aber Jim wusste nur, was ihm der technische Berater in New York erzählt hatte: mit dem Degen zielen und zwischen den Hörnern den Nacken treffen.
    Er stach zu. Der Degen glitt am Knochen ab und der Stier warf Raeder über seinen Rücken durch die Luft. Er stand auf, wie durch ein Wunder unverletzt, nahm einen neuen Degen und stach wieder zu, mit geschlossenen Augen. Der Schutzengel der Kinder und Narren musste ihn beschützt haben, denn der Degen glitt wie durch Butter in den Stier. Dieser machte ein erstauntes Gesicht, starrte Raeder ungläubig an und sackte wie ein angestochener Ballon in sich zusammen.
    Raeder wurden zehntausend Dollar ausgezahlt und sein gebrochenes Schlüsselbein heilte sehr schnell. Er bekam dreiundzwanzig Verehrerbriefe, darunter die leidenschaftliche Einladung eines Mädchens aus Atlantic City, die er jedoch nicht annahm. Und er wurde gefragt, ob er bei anderen Sendungen auftreten wolle.
    Er hatte seine Unschuld ein wenig eingebüßt, denn er sah jetzt deutlich, dass er sein Leben für ein Taschengeld riskiert hatte. Das große Geld wartete noch. Jetzt wollte er einmal für einen wirklich lohnenden Einsatz alles riskieren.
    Er trat also in Gefahren unter Wasser auf, einer von einer Seifenfirma unterstützten Sendung. Mit Sauerstoffmaske,
Atemgerät, bleibeschwertem Gürtel, Flossen und Messer tauchte er in das warme Wasser der Karibischen See, gemeinsam mit vier anderen Kandidaten, gefolgt von einem durch einen Käfig geschützten Kamerateam. Die Aufgabe bestand darin, einen am Meeresgrund verborgenen Schatz zu finden und zu bergen.
    Tauchsport ist an sich nicht übermäßig gefährlich. Die den Preis vergebende Firma hatte sich jedoch ein paar hübsche Dinge ausgedacht: Das Gebiet wurde mit Riesenmuscheln, Muränen, verschiedenen Haiarten, Riesenpolypen, giftigen Korallen und anderen unheimlichen Wesen der Meere bevölkert.
    Der Wettbewerb war ungeheuer aufregend. Ein Mann aus Florida fand zwar den Schatz in einer Felsspalte, aber eine Muräne fand ihrerseits den Mann. Ein anderer Taucher übernahm den Schatz und ein Hai erledigte ihn. Das blaugrün schimmernde Wasser bewölkte sich mit Blut, was im Fernsehen besonders gut herauskam.

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