Der Widerstand
klug?«
Stephen Buchevsky zuckte zusammen, als hätte ihm gerade eben jemand einen Stromstoß verpasst. Er riss den Kopf herum und schaute in die Richtung, aus der die Stimme an sein Ohr gedrungen war.
Die Stimme, die in einem fast akzentfreien Englisch in sein Ohr gedrungen war … die gehörte niemandem, den er kannte.
»Wie wäre es, wenn Sie mir mal erzählen, wer Sie eigentlich sind und wo zum Teufel Sie überhaupt herkommen?«, fauchte Buchevsky.
Zweihundert Meter vom Lager der Shongairi entfernt stand er einem Fremden gegenüber, und er wünschte sich, die Lichtverhältnisse wären besser. Allerdings fühlte er sich auch nicht versucht, ein Streichholz anzuzünden.
Der Fremde schien zwischen eins fünfundsiebzig und eins achtzig groß zu sein, womit er für einen Rumänen eher überdurchschnittliche Größe hatte, neben Buchevsky dagegen immer noch recht klein wirkte. Er hatte eine scharfkantige Nase, tief liegende grüne Augen, dazu dunkles Haar. Das war alles, was Buchevsky erkennen konnte, wenn man von der Tatsache absah, dass der Mann ihn mit einem leicht amüsierten Lächeln auf den Lippen ansah.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Es war nicht meine Absicht Sie zu erschrecken, Sergeant. Aber mir ist etwas bekannt, was Sie noch nicht wissen. Es gibt eine zweite Patrouille, die sich nur etwa einen Kilometer in diese Richtung befindet.«
Dabei deutete er auf die schmale Straße, die an den Shongairi vorbei verlief, und mit einem Mal fühlte sich Buchevsky so, als wäre ein eisiger Finger über seinen Rücken gestrichen.
»Woher wissen Sie das?«
»Meine Männer und ich beobachten diese Gruppe«, ließ ihn der Fremde wissen. »Und es ist eine Formation, die wir schon zuvor gesehen haben. Die haben sie sich in den letzten Tagen angeeignet. Ich glaube, sie experimentieren mit neuen Taktiken, indem sie ihre Teams paarweise losschicken, damit die sich gegenseitig Deckung geben können.«
»Verdammt. Ich hatte gehofft, sie würden länger brauchen, bis sie auf diese Idee kommen«, fluchte Buchevsky. »Scheint so, als seien sie klüger, als ich es beim Anblick ihrer ursprünglichen Taktiken für möglich gehalten hatte.«
»Ich weiß nicht, wie intelligent sie nun wirklich sind, Sergeant, aber ich vermute, wenn Sie diese Patrouille angreifen, wird die andere sofort Verstärkung anfordern.«
»Das ist genau das, was sie tun werden«, stimmte Buchevsky ihm zu, dann stutzte er. »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber … Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wer Sie sind, woher Sie kommen und wieso Sie hier sind.«
»Finden Sie nicht«, diesmal war die Belustigung im Tonfall des anderen Mannes nicht zu überhören, »dass ich mehr Grund hätte, Fragen zu stellen, was ein amerikanischer Marine mitten in der Walachei zu suchen hat?«
Buchevsky presste die Lippen zusammen, aber der andere Mann lachte nur leise und schüttelte den Kopf.
»Verzeihen Sie mir, Sergeant, aber man hat mir schon früher gesagt, dass ich einen fragwürdigen Sinn für Humor habe. Mein Name ist Basarab, Mircea Basarab. Meine Männer und ich machen vermutlich das Gleiche wie Sie: Wir versuchen, die Menschen vor diesen ›Shongair‹-Schlächtern zu beschützen.« Er setzte eine grimmige Miene auf. »Aber das sind wir gewöhnt, das ist hier in der Gegend sozusagen eine Art Nationalsport. Was sich nur ändert, sind die Namen und die Absichten der Invasoren.« Mit einer knappen Kopfbewegung deutete er in Richtung Norden. »Was die Frage angeht, woher wir kommen … die Dörfer, die von uns beschützt werden, liegen in der Nähe der Vidraru-Talsperre, so etwa fünfzig, sechzig Kilometer nördlich von hier.«
»Verstehe …«, sagte Buchevsky nachdenklich, während er in der Dunkelheit die weißen Zähne seines Gegenübers sehen konnte.
»Das glaube ich Ihnen, Sergeant. Und ja, ich glaube auch, dass diese Dörfer die Zivilisten aufnehmen könnten, die von Ihnen beschützt werden. Es sind typische Bergdörfer, die Leute ernähren sich weitestgehend selbst, und es gibt nur wenige moderne Annehmlichkeiten. Sie bauen ihre Lebensmittel selbst an, aber wenn ihre Leute auch noch mit durchgefüttert werden müssen, dann wird das ihre Vorräte ganz erheblich strapazieren. Ich bezweifle, dass sich über den Winter irgendeiner von ihnen kugelrund essen wird. Aber sie werden ihr Bestes geben, und zusätzliche Helfer sind immer willkommen, um alles winterfest zu machen. Und was ich von Ihnen und Ihren Leuten gesehen habe, würden Sie dort als
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