Der Widerstand

im entscheidenden Moment an der sprachlichen Hürde scheiterten. Und zumindest war ihnen jetzt allen klar, in welcher Situation sie sich befanden.
    Ausweichen. Verstecken. Alles Erdenkliche unternehmen, um dafür zu sorgen, dass die – mittlerweile fast zweihundert – Zivilisten in Sicherheit waren. Straßen und Städte meiden. Immer Ausschau halten nach möglichen Quellen für Nahrungsmittel.
    Wie sich inzwischen gezeigt hatte, war Calvin Meyers ein erfahrener Jäger, der mit zwei Gleichgesinnten – Förstern im Dienst des rumänischen Staates – ganz erheblich dazu beitrug, dass die Leute etwas zu essen bekamen. Der Sommer neigte sich allmählich seinem Ende entgegen, und der Herbst nahte unweigerlich, und schon bald würden Hunger und Kälte zu ernsthaften Bedrohungen für die Menschen werden.
    Aber damit es dazu kommen kann, müssen wir erst mal den Sommer überleben, hielt er sich vor Augen. Also müssen diese Hurensöhne gestoppt werden, bevor sie dahinterkommen, dass hier ein Flüchtlingstreck unterwegs ist, den sie auslöschen können. Und das müssen wir auch noch so machen, dass die keine Nachricht mehr an ihre Basis absetzen können.
    Es gefiel ihm nicht. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Aber er sah keine andere Lösung. Diese Aliens konnten nicht mit so vielen Soldaten angerückt sein, dass sie genug Leute hatten, um jeden kleinen Wald auf diesem ganzen verdammten Planeten nach Menschen zu durchforsten. Aus einem unerfindlichen Grund schienen sie aber fest entschlossen zu sein, mit allen Mitteln seine Gruppe Flüchtlinge ausfindig zu machen. Allmählich begann er zu glauben, dass sie unwissentlich den Sohn oder Bruder oder sonst einen engen Verwandten irgendeines hohen Tiers getötet hatten.
    Aber egal, welchen Grund sie haben mochten, ihm blieb trotzdem keine andere Wahl als auch die nächste Bande aus schlappohrigen Hurensöhnen zu erledigen, bevor die auf seine Leute aufmerksam wurden. Mit Cantacuzènes Hilfe war es ihm möglich, jeden zu befragen, der die Shongairi in Aktion erlebt hatte, um auf diese Weise etwas über die Taktiken und die Doktrin dieser Aliens in Erfahrung zu bringen.
    Offensichtlich war, dass sie in der Lage waren, größeren Truppen und Einheiten mit schweren Waffen ein jähes Ende zu bereiten. Zum Teil hatte das vermutlich damit zu tun, dass Panzerbesatzungen im Gegensatz zu Infanteristen die Schwingungen nicht »hören« konnten, die von den Aufklärungsdrohnen ausgingen. Vielleicht war das ein Hinweis darauf, dass die Sensoren der Aliens in erster Linie so ausgelegt waren, mechanische Einheiten wahrzunehmen, zumindest aber solche Trupps, von denen intensive Emissionen ausgingen. Diese Mutmaßung war auch der Grund dafür, dass sie alle Funkgeräte zurückgelassen hatten und dass er selbst sich – wenn auch mit großem Bedauern – von seinem GPS getrennt hatte. Seitdem fühlte er sich nur noch isolierter, aber zumindest war er in den Besitz von ein paar rumänischen Straßenkarten gelangt. Das war zwar hilfreich, dennoch fühlte er sich beim Blick auf die rumänischen Ortsnamen endlos weit von zu Hause entfernt.
    Aus Befragungen und eigenen Beobachtungen hatte sich der Eindruck ergeben, dass die Infanteriepatrouillen im Gegensatz zu den schwebenden Panzern und den Transportfahrzeugen ihre Umgebung nicht so ausgeprägt durch Sensoren überwachten. Bei den wenigen Konfrontationen mit dieser Infanterie war auch deutlich geworden, dass sie nicht durch irgendeine Art von Kommunikationsnetz mit anderen Einheiten verbunden waren, sondern dass ihr Netz nur die jeweilige Einheit umfasste. Andernfalls hätte es einer der von ihnen überfallenen Truppen gelingen müssen, einen Notruf an die Vorgesetzten zu senden, damit die einen kinetischen Schlag ausführten oder zumindest deren Luftwaffe losschickten.
    Und deshalb müssen wir schnell sein und ihre Fahrzeuge beim ersten Schlag unbrauchbar machen … und dafür sorgen, dass niemand, der irgendeine Art Funkgerät bei sich führt, lange genug überlebt, um es noch benutzen zu können.
    Alles sprach dafür, dass sie sich hier häuslich niederlassen wollten. Ganz eindeutig hatten sie keine Ahnung davon, dass Buchevsky mit seinen Leuten nur einen Steinwurf entfernt war. Das konnte ihm nur recht sein.
    Macht schon, forderte er sie in Gedanken auf. Macht es euch gemütlich. Legt euch schlafen, ich habe hier genau das richtige Schlafmittel zur Hand. Nur noch fünf …
    »Entschuldigen Sie, Sergeant, aber halten Sie das wirklich für