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Der Widerstand

Der Widerstand

Titel: Der Widerstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Pferde bereits zu einem morastigen Brei zertreten worden, und nun verwandelten Tausende von Füßen das Ganze in eine noch weichere Masse, die das Vorankommen umso beschwerlicher machte. Was unter normalen Umständen schon mühselig gewesen wäre, entwickelte sich so zu einem Albtraum für die Männer, die fünfzig bis sechzig Pfund schwere Rüstungen am Leib trugen, unter denen sich die Luft staute. Einige von ihnen, die sich in der Mitte des Felds befanden, mussten sich durch knietiefen Schlamm kämpfen, und bei jedem Schritt, den sie zustande brachten, schlug ihnen das Trommelfeuer der englischen Pfeile entgegen.
    Henry verfolgte mit unerbittlichen Blicken das Geschehen, während er über die Narben in seinem Gesicht strich. Die schweren Kettenhemden und Rüstungen der Franzosen mochten zwar die Pfeile seiner Bogenschützen abwehren, aber es waren auch diese Pfeile, die die Angreifer dazu zwang, die Visiere ihrer Helme zu schließen und sich zu ducken, damit keinem von ihnen das widerfuhr, was Henry und Percy bei Shrewsbury erlebt hatten. Aus eigener Erfahrung wusste Henry, wie sehr die Sicht bei geschlossenem Visier eingeschränkt war. Sogar das Atmen erwies sich durch die wenigen Löcher im Metall als Tortur – vor allem, wenn man sich durch knietiefen Morast kämpfen musste und dabei in dem heißen, verschwitzten Gefängnis der eigenen Rüstung steckte. Erschöpfung war ein wichtiger Faktor, ging es ihm ohne Gefühlsregung durch den Kopf, und das galt auch für Gedränge. Je weiter die Franzosen sich vorkämpften, umso schmaler wurde der Streifen Land zwischen den Wäldern. Die Männer mussten zwangsläufig näher zusammenrücken, was sie noch langsamer werden ließ, als sie es ohnehin waren.
    Und nicht einmal die beste Rüstung war in der Lage, jeden Pfeil abzuwehren. Immer wieder gingen Männer zu Boden – manche von ihnen tot, andere verwundet, während wieder andere lediglich den Halt verloren hatten und hingefallen waren –, die alle dafür sorgten, dass der Platz für ihre Kameraden noch enger wurde. Indem sie versuchten, einen Bogen um die Gestrauchelten zu machen, damit sie die nicht noch tiefer in den Morast drückten, geriet dann auch noch die ursprüngliche Formation aus den Fugen. Wer sich noch auf den Beinen halten konnte, der wurde immer wieder von irgendeinem der Tausende von Pfeilen getroffen, die zwar nur in seltenen Fällen die Rüstung durchdrangen oder jenen schmalen Freiraum fanden, der das Fleisch darunter ungeschützt ließ. Aber ein mit einem Langbogen abgeschossener Pfeil konnte mit der Wucht von rund hundertvierzig Pfund und manchmal sogar zweihundert Pfund auf sein Ziel treffen, und ein solcher Aufprall hatte etwas von einem Treffer mit dem Vorschlaghammer. Diese schmerzhaften Schläge, die neben allem anderen den Franzosen zu schaffen machten, mussten irgendeine Wirkung zeigen.
    Garsuls Haut zuckte vor Unbehagen. Das war kein Schock mehr, den hatte er bereits hinter sich gelassen. Nein, das war ein dumpferes, fast schon betäubendes Gefühl.
    Aller Gegenwehr zum Trotz erreichte der schleppende Vormarsch der Franzosen schließlich die englische Verteidigungslinie. Mittlerweile standen die Krieger so gedrängt, dass keiner von ihnen noch einen Schritt nach vorn machen konnte, wenn sich nicht die Menge insgesamt bewegte. Nach Garsuls Schätzung war ihr Vorrücken um mindestens siebzig Prozent allein aus dem Grund verlangsamt worden, dass sie keinen Platz hatten. Und doch hatten sie diese dreihundert qualvollen Yards zurückgelegt, die der Feind von ihnen entfernt gewesen war.
    Die französischen Waffenknechte waren erschöpft, Henrys Männer dagegen ausgeruht und zum Kampf bereit. Die kurze Front seiner eigenen Waffenknechte war nur vier Reihen tief, während die Bogenschützen von ihrer Position am Rand aus nun die Flanken des Gegners unter Beschuss nahmen, bis ihnen buchstäblich die Pfeile ausgingen. Als dann aber die vorderste Linie der Franzosen auf die Engländer traf, mussten die vor der geballten Wucht des Gegners zurückweichen – zwar nicht weit, aber es genügte die Tatsache, dass sie zurückgedrängt wurden. Dennoch kämpften sie mit aller Energie, um jeden Yard so lange wie möglich zu verteidigen, ehe sie ihn aufgaben. Die Formation der Franzosen stand so dicht gedrängt, dass die einzelnen Soldaten nicht genug Freiraum hatten, um ihre individuellen Waffen zum Einsatz zu bringen. Dann rückte auch schon die zweite Welle heran, und das Gedränge wurde noch

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