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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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heran, und dann streckte es mit größter Vorsicht eine Hand in Richtung Hundeschnauze aus. Holloway erhöhte unmerklich den Druck auf Carls Brustkorb und schloss die andere Hand fester um die Leine, um bereit zu sein, falls Carl überreagierte.
    Das Katzenwesen berührte Carls Schnauze, zog die Hand ein kleines Stück zurück und berührte sie erneut. Dann streichelte es vorsichtig über das kurze Fell der Schnauze.
    Carl reagierte, indem er leicht mit dem Schwanz auf den Boden klopfte.
    »So ist es gut«, sagte Holloway. »Siehst du? Es ist doch gar nicht so schlimm.«
    Carl drehte den Kopf ein wenig, streckte die Zunge aus und leckte dem Wesen über das Gesicht.
    Das Wesen zuckte zurück, prustete entrüstet und versuchte sich das Gesicht abzuwischen.
    Holloway lachte. Carls Schwanz klopfte wieder.
    Dann riss das Wesen plötzlich den Kopf hoch, als hätte es etwas gehört. Carl spannte sich an, aber Holloway hielt ihn fest. Das Katzenwesen öffnete den Mund und keuchte, als wäre es außer Atem. Es sah Holloway an und blickte dann zur Tür. Es rannte los und war im nächsten Moment nach draußen gestürmt.
    Etwa eine Minute später nahm Holloway Carl das Halsband ab. Der Hund sprang auf und rannte nach draußen. Holloway erhob sich und folgte etwas gemächlicher.
    Der Hund war am Rand der Plattform stehen geblieben. Er blickte in die Krone eines Stachelbaums auf der Ostseite und wedelte entspannt mit dem Schwanz. Holloway vermutete, dass ihr Gast die Plattform in dieser Richtung verlassen hatte.
    Holloway rief Carl und kehrte zum Haus zurück. Er gab ihm einen Hundekeks, sobald er zur Tür hereingekommen war. »Guter Hund«, sagte Holloway.
    Carl klopfte mit dem Schwanz und legte sich hin, um sich seinem Leckerli zu widmen.
    Holloway ging zu seinem Schreibtisch, aktivierte das Infopanel und sah sich das Video von ihrem Gast an. Inzwischen war er davon überzeugt, der erste Mensch zu sein, der ein solches Tier gesehen hatte. Ansonsten würde man diese intelligenten und freundlichen Wesen längst als Haustiere halten. Züchter würden sie auf Messen vorstellen, und man würde Werbung für Fuzzy-Food machen. Holloway war froh, dass sich seine Habgier nicht auf diesen Bereich erstreckte. Das Züchten von Haustieren machte mehr Arbeit, als er zu investieren bereit war.
    Wie auch immer, jedenfalls war die Entdeckung einer bislang unbekannten säugetierähnlichen Spezies etwas ganz Besonderes. Nicht für Holloway, der große Schwierigkeiten hätte, damit Geld zu verdienen, und auch nicht für ZaraCorp. Die Firma war eigentlich nur dann an der einheimischen Flora und Fauna interessiert, wenn sich ihre Überreste zu einer öligen und verwertbaren Substanz verarbeiten ließen. Holloway kannte jedoch eine Person, die sehr an diesen Katzenwesen interessiert wäre. Seltsame Katzenwesen wären genau ihr Fall.
    Holloway sicherte und schloss die Videodatei, dann lächelte er. Ja, sie wäre begeistert, wenn sie diese Aufzeichnungen zu sehen bekam.
    Die Frage war nur, ob sie begeistert wäre, Holloway wiederzusehen.

5
    Trotz gewisser Fluktuationen hielten sich immer etwa 100000 Menschen auf Zara XXIII auf. Allerdings waren nicht alle dieser 100000 Menschen. Gelegentlich war auch ein Urai oder Negad darunter, die ZaraCorp in mittlerer leitender Stellung einsetzte, um zu zeigen, dass die Firma in ihrer Personalpolitik die Regeln der Spezies-Diversität einhielt. Doch sie blieben selten für längere Zeit, und weder ZaraCorp noch die menschlichen Firmenangestellten bemühten sich sonderlich, sie zum Bleiben zu überreden. Zara XXIII war letztlich durch und durch eine »Menschenwelt«.
    Von den Leuten, die sich auf Zara XXIII aufhielten, arbeiteten 60000 unmittelbar in den Bergbaulagern, jeweils in Gruppen von 1500 bis 2000 Personen, je nach Größe und Komplexität des Minengeländes. Die Mehrheit von ihnen waren einfache Arbeiter – Männer und einige Frauen, die die Bergbau- und Erntemaschinen bedienten, die Rohstoffe von Bergen herunterschleppten oder aus Schächten oder Gruben heraufholten. Der Rest rekrutierte sich aus den wenigen Führungskräften und Vorarbeitern. Darüber hinaus gab es noch die »betreuenden« Berufe, zu denen die Köche, IT -Experten, Hausmeister, Ärzte und »Entspannungsgehilfen« beider Geschlechter gehörten.
    Diese Bergbau- und Erntelager übersäten den Planeten vom Äquator bis zu den Polen. Die Rohstoffe wurden nach Aubreytown geschickt, der einzigen Stadt auf dieser Welt, die auf einem Hochplateau

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