Der wilde Planet
dieses gibt«, fuhr Isabel fort. »Wir haben Daten über ein paar säugetierähnliche Spezies, hauptsächlich Nagetiere, und eins der hiesigen Flugwesen ist recht säugetierähnlich. Aber nichts von alldem kommt diesem Wesen nahe. Wie groß war es, Jack?«
Holloway musterte das Wesen, das jetzt durch den Küchenbereich schlenderte. »Es hat etwa die Größe einer Katze, würde ich sagen. Einer großen Katze. Etwa wie eine Maine Coon. Wenn du eine solche Katze auf die Hinterbeine stellst.«
»Also bewegt sich das Wesen vorwiegend zweibeinig fort«, sagte Isabel. »Ich meine, so weit du bisher beobachten konntest.«
Das Katzenwesen bestieg einen Stuhl am Ecktisch in der Küche. »Es sieht ganz danach aus.«
»Auch das ist ungewöhnlich«, sagte Isabel. »Alle anderen säugetierähnlichen Geschöpfe auf diesem Planeten sind Vierbeiner. Mit Ausnahme des Flugwesens. Hast du gesehen, wie es seine Hände benutzt? Gibt es Hinweise auf ein ausgeprägtes manuelles Geschick?«
Das Katzenwesen hatte inzwischen die Sitzfläche des Stuhls erreicht und sprang zur Anrichte hinüber. Es packte die Kante und zog sich mühelos daran hinauf.
»Ein gewisses«, sagte Holloway.
»Hast du eine Vorstellung, wie ungewöhnlich dieses Wesen ist, Jack?«, wollte Isabel wissen.
»Eine ungefähre«, sagte Holloway. Das Katzenwesen hatte nun sein Ziel erreicht – die Kunststoffglocke, unter der Holloway sein Obst aufbewahrte. Holloway rappelte sich auf, verließ die Schlafnische und bewegte sich in Richtung Küche. »Zumindest klingt es, als wärst du wegen dieser Geschichte ziemlich aufgeregt.«
»Das bin ich. Ein neues, großes Säugetier wie dieses in einer Zoosphäre, die vorwiegend reptilisch geprägt ist, stellt eine bedeutende Entdeckung dar. Eine sehr bedeutende. So etwas passiert nicht oft.«
»Wie es scheint, hast du jetzt den großen Volltreffer gelandet«, sagte Holloway und benutzte unbeabsichtigt fast dieselben Worte, die Isabel während ihres letzten Treffens benutzt hatte. Jetzt war er in der Küche. Das Katzenwesen sah ihn an und blickte dann auf den Obstteller, als wollte es sagen: Würdest du mir bitte etwas davon geben?
»Nein.« Isabel war die Wiederholung offenbar nicht aufgefallen. »Nichts für ungut, Jack, aber eine Aufnahme deiner Überwachungskamera lässt sich viel zu leicht fälschen.«
»Ich habe sie nicht gefälscht«, sagte Jack und nahm die Glocke vom Teller.
»Das ist mir klar. Das wollte ich auch gar nicht andeuten. Es geht darum, dass ich es nicht als Beweis benutzen kann. Videodaten lassen sich zu leicht manipulieren. Diese Aufzeichnung ist nicht beweiskräftig. Wenn ich sie vorlege, wird man mich auslachen.«
Das Katzenwesen streckte die Arme aus und griff mit beiden Händen nach der Bindi-Frucht. »Was willst du mir damit also sagen?«, fragte Holloway.
»Jack, glaubst du, dass sich dieses Wesen noch irgendwo in der Nähe deines Hauses aufhält?«
Das Katzenwesen kam mit der Bindi zu Holloway und legte sie vor ihm auf die Anrichte.
»Möglicherweise«, sagte Holloway.
»Ich möchte gern vorbeikommen.«
»Wie bitte?« Ihr letzter Satz lenkte seine Aufmerksamkeit vom Katzenwesen ab. »Für einen Moment habe ich gedacht, du hättest tatsächlich gesagt, dass du zu mir kommen möchtest.«
»Ja«, sagte Isabel.
» Du? «, fragte Holloway nach. » Hierher? In meine Nähe?«
Isabel seufzte. »Jack … «
»Moment, streich das«, sagte Holloway. »Nicht nur in meine Nähe . In mein Haus . Denn du müsstest dich hier einquartieren. Sofern du nicht lieber in Gesellschaft der Raptoren zelten möchtest.«
»Kann es sein, dass dir diese Sache Spaß macht, Jack?«
»Kann sein.« Holloway spürte eine Berührung am Bauch. Das Katzenwesen hatte ihn angestupst, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Holloway blickte herab. Was? , fragte er das Wesen lautlos.
Das Katzenwesen hob die Bindi an und legte sie wieder ab, um Holloway dann mit einem Ausdruck anzusehen, der große Ähnlichkeit mit Ungeduld hatte. Holloway erinnerte sich plötzlich daran, dass er die Frucht beim letzten Mal aufgeschnitten hatte. Das Tier wartete auf die Bindi-Viertel.
»Ganz schön aufdringlich«, sagte Holloway und nahm ein Messer aus der Schublade.
»Ich dachte, du möchtest, dass ich dir helfe, Jack. Ich dachte, aus diesem Grund hättest du mir das Video gegeben.«
Holloway erkannte, dass Isabel glaubte, seine letzte Bemerkung wäre auf sie bezogen. »Entschuldigung«, sagte er, »das habe ich nicht so gemeint, wie du es
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