Der wilde Planet

Holloway!«
    »Danke«, erwiderte Holloway trocken.

7
    Holloway wachte auf, als jemand gegen seine Nase stupste.
    Er fuchtelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, ohne die Augen zu öffnen. »Hör auf damit, Carl«, sagte er und schlief im nächsten Moment wieder ein.
    Stups.
    Holloway knurrte und drehte sich auf seiner Pritsche herum, weg von seinem aufdringlichen Hund.
    Stups.
    Diesmal wurde er am Hinterkopf berührt. Holloway knurrte und versuchte erneut nach dem Quälgeist zu schlagen, ohne etwas zu bewirken.
    Stups.
    Diesmal geschah es ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, als sich ein Gedanke durch die flauschige Watte in Holloways Gehirn nach vorn kämpfte: Seit wann neigt Carl, der leidenschaftliche Übers-Gesicht-Lecker, zum Stupsen? Es dauerte noch ein oder zwei Momente, bis die Schlussfolgerungen aus diesen Überlegungen in sein Bewusstsein vordrangen.
    Wieder einen Moment später schrie Holloway und erhob sich so weit von seiner Pritsche, wie es ihm physikalisch möglich war. Dann krachte er unsanft in die Lücke zwischen der Pritsche und der Hauswand. Die Hälfte seines Körpers, die noch auf der Pritsche lag, übte eine Hebelwirkung auf dieselbe aus, wodurch sie umkippte und ihm ins Gesicht knallte. Nur das fliegende Kissen bewahrte Holloway davor, sich eine ernsthafte Stirnverletzung zuzuziehen.
    Das Katzenwesen stand auf der Seite, auf der sich bis vor kurzem die Pritsche befunden hatte, und verfolgte interessiert das Geschehen. Als sich das Chaos beruhigt hatte, sah es Holloway an und blinzelte.
    »Mann!«, sagte Holloway zu dem Wesen. »Wie zum Henker bist du reingekommen?«
    Holloway blickte zum Fenster über der Stelle, wo normalerweise seine Pritsche stand. Es war fest verschlossen, genauso wie alle anderen Fenster des Hauses. Auch die Tür war verschlossen. Für den pelzigen kleinen Mistkerl gab es keine Möglichkeit, ins Haus zu gelangen, es sei denn …
    »Carl!«, rief Holloway und schaute sich von der Schlafnische aus im Rest des Hauses um.
    Carls Kopf tauchte hinter dem Schreibtisch auf. Seine Miene besagte so viel wie: Ach du Scheiße, ich sollte jetzt lieber jeden Blickkontakt vermeiden.
    »Du hast das Wesen reingelassen, nicht wahr?«, sagte Holloway. »Du bist zu deiner Hundetür gegangen und hast es hereinspazieren lassen. Gib es zu!«
    Carl entschuldigte sich mit einem Schwanzklopfen und verkroch sich wieder.
    »Unglaublich!«, sagte Holloway. Dann sah er wieder das Katzenwesen an, das völlig entspannt wirkte und sich nicht die geringsten Sorgen wegen des häuslichen Dramas zu machen schien.
    Ein Ping war zu hören. Holloway blickte sich im Chaos seiner Schlafnische um und fand sein Infopanel auf dem Fußboden neben seinem kleinen Nachtschränkchen. Er hatte Erkundungsberichte gelesen, bevor er sich schlafen gelegt hatte. Nun rief ihn jemand an. Holloway hob das Infopanel auf und aktivierte es mit einem Klaps. Nur Audio.
    »Was gibt’s?«
    »Jack?«, sagte Isabel. »Entschuldigung. Habe ich dich geweckt?«
    »Ich war schon wach«, sagte Holloway, während er das Katzenwesen betrachtete.
    »Jack, dieses Video, das du mir gegeben hast«, sagte sie. »Ist es wirklich echt?«
    »Was?«, gab Holloway zurück.
    »Ich meine das Video, das ich von dir bekommen habe. Es ist nicht zufällig etwas, das du irgendwo im Netz gefunden hast?«
    »Es stammt von mir. Eigentlich solltest du die Inneneinrichtung meiner Wohnung wiedererkennen, Isabel.«
    »Natürlich, tut mir leid«, sagte Isabel. »Es ist nur so … wie soll ich sagen, Jack? Was auch immer das für ein Wesen ist, so etwas hat noch niemand gesehen.«
    »Was du nicht sagst«, sagte Holloway. Inzwischen war es dem Katzenwesen zu langweilig geworden, ihn zu beobachten. Nun spazierte es im Haus herum, als würde es ihm gehören.
    »Auch in den Archiven gibt es nichts darüber«, sagte Isabel. »Was zugegebenermaßen nichts heißen muss. Schließlich tut ZaraCorp niemals mehr als das absolute Minimum dessen, was in den Verträgen gefordert wird. Und darin geht es sowieso um die Entdeckung von Intelligenzwesen.«
    »Mh-hm«, machte Holloway. Das Katzenwesen war zu Carl hinübergegangen. Es legte eine Hand auf die Hundeschnauze und streichelte sie. Carl klopfte mit dem Schwanz und warf Holloway dann einen schuldbewussten Seitenblick zu.
    »So ist es richtig, du Verräter «, sagte Holloway.
    »Was?«
    »’tschuldigung. Ich habe mit Carl gesprochen.«
    »Ich will damit sagen, dass es selbst in den Archiven keinerlei Hinweise auf ein Wesen wie