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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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versagten irgendwann. Diese Tatsachen konnten katastrophale Folgen haben, wenn man bis zu tausend Meter über dem festen Boden unterwegs war. Im Notfall ließen sich kleine Motoren aktivieren, die direkt in die Rotoren eingebaut waren. Sie waren zu schwach, um sich damit fortzubewegen, und ihre Energie reichte nur für einige Minuten. Ihr einziger Zweck war der, das Fahrzeug zu stabilisieren und eine sofortige Landung zu ermöglichen.
    Holloway packte die Zugschnüre mit aller Kraft. Sie spannten sich an und rissen, als die Schnüre die Aktivierungsbolzen aus den Notfallmotoren zogen. Wenn Holloway überlebte, würde er die Notfallmotoren aufladen und die Schnüre und Bolzen wieder einsetzen lassen müssen. Dieses System war so konstruiert, dass man diese Arbeiten unmöglich selber erledigen konnte, sondern einen ausgebildeten und konzessionierten Fachmann brauchte. Aber wer bestand darauf, sämtliche Notfallmotoren überholen zu lassen und nicht nur die, die man benutzt hatte? Es würde Holloway etwa tausend Credits kosten.
    Doch im Moment waren die tausend Credits seine kleinste Sorge. Im Moment betete er, dass die Notfallmotoren noch genug Saft hatten, seit sie das letzte Mal erneuert worden waren, was über ein Jahr her war.
    Sie hatten. Die Frontrotoren gingen in die Grundstellung und erwachten stotternd zum Leben. Eine Zeitanzeige blinkte auf der Konsole des Gleiters. Für die Landung blieben ihm noch zwei Minuten und dreizehn Sekunden. Holloway minimierte die Zeitanzeige und schaltete die Unterbodenkameras an, um sich auf die Parkplatzsuche zu machen.
    Der Bereich, den Holloway während der vergangenen drei Tage auftragsgemäß erkundet hatte, war dicht bewaldet. Es war auch unter normalen Umständen schwierig genug, den Gleiter durch das Blätterdach zu manövrieren, so dass er sich auf kleine ferngesteuerte Roboter verlassen hatte, die akustische Sprengladungen und Datensonden absetzten. Sie hatten ihre Aufgabe zuverlässig erfüllt, aber es dauerte wesentlich länger als sonst, wenn er mit dem Gleiter landen und den ins Fahrzeug eingebauten Bohrer benutzen wollte.
    Aber nun blieb ihm keine andere Wahl. Er würde runtergehen müssen. Holloway gab ein klein wenig Schub mit den Heckrotoren, bis er über einer Stelle war, wo der Wald nicht ganz so undurchdringlich wirkte. Er überprüfte seine Sitzgurte und schlug dann auf die Taste mit der Aufschrift NOTLANDUNG .
    Die Sitzgurte strafften sich, bis sie Holloway fast den Atem raubten, dann hörte er den Knall, als sich der Kopfschutz aufblies und in Passform seinen Schädel umschloss. Nun konnte er nichts mehr sehen. Weitere Luftpolster fixierten Arme und Beine. Der Sitz, der normalerweise drehbar war, rastete ein. Holloway hatte nun keine Bewegungsfreiheit mehr; alles lag nun sozusagen in den Händen der automatischen Systeme des Gleiters. Für einen Moment war er dankbar, dass er Carl bei Isabel und den Fuzzys zurückgelassen hatte. Ihm stand zweifellos eine harte Landung bevor.
    Und so war es. Holloway wurde leicht übel, als der Gleiter absackte und der schnelle Abstieg begann. Er konnte nur hoffen, dass der Computer wusste, was er tat. Das Gefährt stürzte schneller als unter bloßer Schwerkrafteinwirkung ab. Es nutzte seine Masse und stabile Konstruktion, um die Baumäste zu brechen, die im Weg waren. Das heftige Ruckeln und das laute Krachen verrieten Holloway, dass er auf einem gewaltigen Haufen Holz landen würde.
    Sieben Meter über dem Boden zündeten zwölf Raketenladungen an der Unterseite des Gleiters. Der kurze Schub war präzise kalkuliert, um den Sturz des Gefährts zu bremsen, es in die Waagerechte zu bringen und mehr oder weniger sanft auf dem Dschungelboden landen zu lassen. Als die Raketen zündeten, spürte Holloway das schmerzhafte Ziehen an seinen inneren Organen, die sich schätzungsweise einen Zentimeter verschoben, bevor sie durch seine übrige Körpersubstanz abgefangen wurden. Der nervenzerreißende Schlag der Landung verriet ihm, dass sie nicht mehr, sondern eher weniger sanft verlaufen war.
    Die Sitzgurte entspannten sich, und die aufblasbaren Polster entleerten sich zischend. Gleichzeitig erstarb der Antrieb der Gleiterrotoren. Holloway zog sich aus dem Sitz und griff nach seinem Infopanel, um einen Statusbericht abzurufen. Der Gleiter hatte einige Dellen registriert, und der Steuermechanismus des linken Heckrotors war während der Landung zertrümmert worden. Falls Holloway den Gleiter je wieder zum Laufen bringen konnte, würde

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