Der wilde Planet
er sich zwar vom Boden erheben können, aber nicht mehr vorwärtsbewegen lassen. Doch glücklicherweise hatte der Gleiter überlebt. Es war trotz allem eine Landung und kein Absturz.
Holloway nahm diese Tatsache zur Kenntnis und verdrängte sie gleich wieder aus seinen Gedanken. Nachdem er jetzt festen Boden unter den Füßen hatte, musste er sich um andere Probleme kümmern. Er ging nach hinten zu einem größeren Staufach, öffnete es und zerrte das Paket mit der Aufschrift NOTFALL - SCHUTZZAUN heraus.
»Los geht’s«, sagte Holloway zu sich selbst. Er klappte das Verdeck des Gleiters auf und kletterte nach draußen.
Wenn man mit einem Gleiter auf dem Dschungelboden landete, ob nun sanft oder unsanft, machte das in jedem Fall eine Menge Lärm. Die meisten Lebewesen in der Umgebung waren evolutionär darauf programmiert, Krach mit Raubtieren und anderen Gefahren gleichzusetzen. Also ergriffen sie die Flucht. Aber irgendwann kamen sie zurück. Diejenigen, die selber Raubtiere waren, kamen sogar noch früher zurück, weil ihre Raubtierintuition ihnen sagte, dass lauter Krach zur Folge haben konnte, dass irgendein kleines hilfloses Geschöpf verletzt oder in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, so dass es sich ohne allzu große Schwierigkeiten schnappen ließ.
Das bedeutete für Holloway, dass ihm wahrscheinlich zwei Minuten blieben, plus oder minus neunzig Sekunden, um den Notfall-Schutzzaun aufzubauen. Danach würde zweifellos etwas Großes und Hungriges eintreffen, um zu sehen, was es zum Abendessen gab.
Holloway wollte keine Sekunde dieser Frist vergeuden. Er marschierte zügig los und stellte rund um den Gleiter sechs Pfosten auf, die er zur kompletten Länge von zwei Metern auszog. Danach entrollte er das magnetische Zaungeflecht und spürte, wie es an jedem Pfosten einrastete. Die geschützte Zone war recht schmal, denn der Gleiter war groß, und der Zaunumfang war nur unwesentlich größer.
Holloway befestigte das letzte Stück Zaun am ersten Pfosten, der gleichzeitig die Energieversorgung enthielt. Nach der Aktivierung würde die Energiequelle zwei Aufgaben erfüllen. Sie stärkte den Zaun, indem sie ihn zu einem starken Elektromagneten machte. Solange die Pfosten einigermaßen stabil waren, wäre es sehr schwierig, den Zaun niederzureißen. Außerdem wurden fünfundzwanzigtausend Volt durch den Zaun gejagt, sobald die Sensoren eine Berührung registrierten, um alles zu grillen, was sich daran zu schaffen machte.
Die Energiequelle reichte für zwölf Stunden, wenn sie vollständig aufgeladen war. Nachdem Holloway erfahren hatte, was mit Sam Hamilton (und seinem Affen) geschehen war, vergewisserte er sich regelmäßig, dass die Batterie seines Notfall-Schutzzauns stets vollständig aufgeladen war.
Holloway überprüfte noch einmal die Befestigung des Zauns, dann drückte er den grünen Knopf, um die Energieversorgung einzuschalten. Er trat zurück, um die fünf Sekunden abzuwarten, die der Zaun benötigte, um sich zu laden, worauf das Summen der elektromagnetischen Spannung zu hören wäre.
Aber es war nichts zu hören.
Holloway warf einen Blick auf die Energiequelle am Fuß des Pfostens. Neben dem Einschaltknopf blinkte eine LED . Holloway musste nicht die Beschriftung unter dem Licht lesen, um zu wissen, dass die Energiequelle ohne Ladung war.
»Verdammte Scheiße!«, sagte Holloway laut. Eigentlich hätte die Batterie volle Ladung haben müssen. Holloway hatte es bei seiner letzten monatlichen Inventur überprüft.
Eine Bewegung außerhalb des Zauns erregte seine Aufmerksamkeit. Er blickte auf. Dreißig Meter entfernt erwiderten zwei Zararaptoren seinen Blick. In ihren Augen stand Neugier und Hunger – oder wahrscheinlich beides. Holloway gab sich äußerlich völlig gelassen, als er vom Zaun zurücktrat, in den Gleiter stieg und sämtliche Zugänge gründlich verriegelte. Dann machte er sich auf die Suche nach seiner Schrotflinte.
Die Zararaptoren wurden so genannt, weil sie tatsächlich an die irdischen Raptoren erinnerten, die klugen, fleischfressenden Dinosaurier, die auf der Erde ihr Unwesen getrieben hatten, zum Glück viele Millionen Jahre, bevor Menschen auf dem Speiseplan standen. Genauso wie diese Raptoren waren sie reptilisch und offensichtlich fleischfressend, und sie bewegten sich auf zwei kräftigen Beinen fort. Am Dschungelboden waren sie somit sehr schnell und zudem beweglich genug, um Hindernisse überspringen zu können, über die ein Mensch stolpern würde. Im
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