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Der wilde Planet

Der wilde Planet

Titel: Der wilde Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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es. Ich lese die Berichte mit den biologischen Folgenabschätzungen für sämtliche Planeten, die ZaraCorp ausbeutet. Einige der ersten Planeten, für die ZaraCorp Nutzungsverträge abgeschlossen hat, sind bereits ähnlich erschöpft wie die Erde, was seltene Metalle und Minerale betrifft. Selbst gewöhnliche Erzvorkommen werden mit exponentiell steigender Rate abgebaut. All das ist innerhalb weniger Jahrzehnte geschehen. Und ZaraCorp arbeitet heute wesentlich effizienter als noch vor einem Jahrzehnt.«
    Holloway dachte daran, wie schnell das Lager an der Sonnensteinader aus dem Boden gestampft wurde. Er nahm den letzten Schluck von seinem Bier.
    »Selbst wenn wir nur ein oder zwei Jahre warten, wird für sie erheblich weniger übrig bleiben«, fuhr Isabel fort. »Ressourcen, die abgebaut wurden und die sie nicht mehr für sich nutzen können.«
    »Sie haben gerade erst das Sandwich entdeckt«, sagte Holloway. »Der Abbau von Sonnensteinen steht noch lange nicht auf ihrem Entwicklungsplan.«
    »Darum geht es nicht«, sagte Isabel und stellte ihr Bier ab. »Wenn sie sich so weit entwickelt haben, werden die Rohstoffe nicht mehr da sein. Die Sonnensteinader, die du entdeckt hast, ist das Ergebnis von Druck und Hitze, die jahrmillionenlang gewirkt haben. ZaraCorp wird innerhalb eines Jahrzehnts alles aus dem Boden geholt haben, falls es überhaupt so lange dauert. Und damit wären die Sonnensteine Geschichte, denn die Lebewesen, aus denen sie entstanden, sind ausgestorben. Nicht zu vergessen all die anderen Erze und Minerale. Es wird viele Millionen Jahre dauern, bis sich neue Lagerstätten auf dieser Welt gebildet haben. Manche Vorkommen werden sich vielleicht nie regenerieren. Was bleibt dann noch für die Fuzzys übrig?«
    »Ich habe dich durchaus verstanden«, sagte Holloway. »Und wahrscheinlich hast du sogar Recht. Trotzdem finde ich, dass du dir ganz sicher sein solltest, bevor du ihnen Intelligenz zusprichst. Ich sage ja nicht, dass du grundsätzlich auf eine solche Meldung verzichten solltest. Nur, dass du dir sicher sein solltest. Das sage ich dir einfach nur als Freund.«
    »Danke«, sagte Isabel. »Ich weiß. Ich denke nur laut nach. Hast du dir schon mal überlegt, dass wir Menschen großes Glück gehabt haben? Weil wir zumindest in diesem Teil des Universums die ersten Wesen waren, die zu Intelligenzwesen wurden?«
    »Irgendwann ist mir flüchtig dieser Gedanke gekommen.«
    Isabel nickte. »Jetzt stell dir einmal vor, was geschehen wäre, wenn vor einer halben Million Jahre irgendwelche Außerirdischen auf unserem Planeten gelandet wären. Und nachdem sie sich unsere Vorfahren ansahen, entschieden sie, dass sie nicht besonders intelligent waren, worauf sie sämtliche Metall- und Erdölvorkommen unseres Planeten ausbeuteten. Was wäre dann aus uns geworden?«
    Sie zeigte auf die Fuzzys, die nun alle auf dem Boden des Hauses schliefen. »Jetzt mal ernsthaft, Jack«, sagte sie. »Was glaubst du, wie weit sie kommen werden, wenn wir irgendwann mit diesem Planeten fertig sind?«

11
    Holloway schossen zwei Gedanken durch den Kopf, als die Frontrotoren seines Gleiters ausfielen. Sein erster Gedanke war: Das kann doch gar nicht sein! Der Grund dafür war, dass es nicht völlig ungewöhnlich war, dass ein Rotor versagte, aber dass zwei versagten, war ungewöhnlich.
    Sein zweiter Gedanke war: Ach du Scheiße! Der Grund für diesen Gedanken war, dass er sich ganz allein mitten in der Wildnis befand und ihm eine Bruchlandung auf dem Dschungelboden bevorstand, wo bestimmt bald etwas Großes kommen und versuchen würde, ihn zu fressen.
    Mit einem kräftigen Schlag auf die Konsole schaltete Holloway den Autopiloten aus, um den Gleiter manuell steuern zu können. Er beschloss, sich später Gedanken über das Gefressenwerden zu machen, und riss am Knüppel. Zunächst einmal musste er eine Bruchlandung vermeiden. Wenn er den Gleiter runterbringen konnte, ohne ihn in einen Haufen Schrott zu verwandeln, war er vielleicht in der Lage, den Schaden zu reparieren und weiterzufliegen. Wenn der Gleiter zerstört wurde, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass er das Ende des Tages in halb verdauter Form erlebte, in astronomische Höhe.
    Holloway griff an der Konsole nach den Zugschnüren für den Notbetrieb der Rotoren. Alle Rotoren wurden von einem computergesteuerten Motor angetrieben, der sich in der Mitte des Gleiters unterhalb der Passagierkabine befand. Doch Antriebswellen nutzten sich ab, und auch Computerhardware und -programme

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