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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Idee zu halten.
    »Ich habe das Geld«, wiederholte Roland. »Es kostet zwei Cent, den Fluss der Toten zu überqueren. Das ist ein alter Brauch. Man legt den Toten zwei Cent auf die Augen, damit sie den Fährmann bezahlen können.«
    »Bist wirklich 'n gescheiter Bursche, kein Zweifel«, sagte Rob, als Roland zwei Kupfermünzen in die Knochenhand
    des Fährmanns legte. »Aber du hast wohl nich' daran gedacht, vier Cent einzustecken?«
    »In dem Buch stand nur, dass die Toten zwei Cent mitnehmen«, sagte Roland.
    »Ja, das mag stimmen«, pflichtete ihm Rob bei. »Aber das liegt daran, dass die Toten nich' mit einer Rückkehr rechnen!«
    Roland blickte über den dunklen Fluss zurück. An dem Ufer, das sie verlassen hatten, blitzten viele orangefarbene Lichter.
    »Ich bin Gefangener der Feenkönigin gewesen, Herr Irgendwer«, sagte er.
    »Ja, ich weiß.«
    »Ein Jahr habe ich in ihrer Welt verbracht, aber es schienen nur einige Wochen zu sein... Allerdings vergingen die Wochen wie Jahrhunderte. Es war so... langweilig, dass ich mich nach einer Weile an fast nichts mehr erinnern konnte. Weder an meinen Namen noch daran, wie sich der Sonnenschein anfühlt, oder an den Geschmack von echtem Essen.«
    »Ja, ich weiß, wir ham dabei geholfen, dich zu retten. Du hast dich nie bedankt, aber das haben wir dir nich' übel genommen, weil du die meiste Zeit über nich' bei Sinnen warst.«
    »Dann erlaub mir, dass ich dir jetzt danke, Herr Irgendwer.«
    »Schon gut. Gern geschehen. Keine Ursache.«
    »Sie hielt Geschöpfe, die einen mit Träumen fütterten, bis man verhungerte. Ich verabscheue Dinge, die einem das nehmen wollen, was einen ausmacht. Solche Dinge möchte ich töten, Herr Irgendwer. Und zwar alle. Wenn man jemandem die Erinnerungen wegnimmt, so nimmt man ihm sein Ich. All das, was ihn zu dem macht, was er ist.«
    »Das is' ein gutes Vorhaben«, sagte Rob. »Aber wir ham hier einen Dschob zu erledigen. Potzblitz, so was passiert nun mal, wenn sich keiner um irgendwas kümmert und Bogels alles übernehmen.«
    Ein großer Haufen Knochen lag auf dem Weg. Es handelte sich eindeutig um Tierknochen. Die halb zerfallenen Halsbänder und verrosteten Ketten boten deutliche Hinweise.
    »Drei große Hunde?«, fragte Roland.
    »Ein sehr großer Hund mit drei Köpfen«, sagte Rob Irgendwer. »Diese Rasse is' sehr beliebt in Unterwelten. Kann die Kehle eines Mannes durchbeißen. Dreimal!«, fügte er mit Wonne hinzu. »Aber wenn man drei Hundekekse in einer Reihe auf den Boden legt, sitzt das arme Tier den ganzen Tag davor, zerrt an seiner Kette und winselt. Is' nich' besonders intelligent.« Er trat nach den Knochen. »Ach, früher hatten solche Orte noch richtig Charakter. Guck dir mal an, was sie mit dem hier gemacht haben.«
    Etwas weiter entfernt stand etwas auf dem Weg, das vermutlich ein Dämon war. Das Wesen hatte ein schreckliches Gesicht mit so vielen Reißzähnen, dass einige davon bestimmt nur zum Angeben da waren. Es war auch mit Flügeln ausgestattet, obwohl es bestimmt nicht fliegen konnte. Das Geschöpf hatte ein Stück von einem Spiegel gefunden, blickte alle paar Sekunden hinein und schauderte.
    »Herr Irgendwer«, sagte Roland, »gibt es hier unten irgendetwas, das ich mit diesem Schwert töten könnte?« »Nein«, antwortete Rob Irgendwer. »Bogels kannste damit nicht abmurksen. Es is' kein magisches Schwert, verstehste?«
    »Warum schleppe ich es dann herum?«
    »Weil du 'n Held bist. Wer hat je von einem Helden ohne Schwert gehört?«
    Roland zog das Schwert aus der Scheide. Es war schwer und hatte ganz und gar nichts mit dem blitzschnellen silbernen Ding zu tun, das er sich vor dem Spiegel vorgestellt hatte. Es war mehr eine Keule aus Metall mit einer Schneide.
    Er nahm es in beide Händen, holte aus und warf es in die Mitte des langsamen, dunklen Flusses.
    Kurz bevor es ins Wasser fiel, reckte sich ein weißer Arm aus dem Fluss und fing es auf. Die Hand schwang das Schwert einige Male und verschwand dann damit im Wasser.
    »Ist das normal?«, fragte Roland.
    »Ein Mann, der sein Schwert wegwirft?«, brüllte Rob. »Nein! Es ist nicht normal, wenn ein Mann ein gutes Schwert ins Wasser wirft!«
    »Nein, ich meine die Hand«, sagte Roland. »Sie...«
    »Ach, die tauchen hin und wieder auf.« Rob Irgendwer winkte ab, als geschähe es jeden Tag, dass sich mitten im Fluss irgendwelche Unterwasser-Schwertjongleure zeigten. »Aber jetzt bis' du unbewaffnet!«
    »Du hast doch gesagt, dass ich mit dem Schwert keine

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