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Der Winterschmied

Der Winterschmied

Titel: Der Winterschmied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bogels töten kann!«
    »Ja, aber ohne ein Schwert sieht ein Held einfach nicht heldenhaft genug aus«, erwiderte Rob und eilte weiter. »Ein Held, der Gefahren mit bloßen Händen trotzt, ist doch noch heldenhafter, oder?«, fragte Roland, während die anderen Größten hinter ihnen hertrotteten.
    »Ja, nun, eigentlich schon«, sagte Rob Irgendwer widerstrebend. »Aber er könnte auch noch toter sein.« »Außerdem habe ich einen Plan«, sagte Roland.
    »Du hast einen Plan?«, fragte Rob.
    »Ja.«
    »Aufgeschrieben?«
    »Bisher nur gedacht und...« Roland verstummte. Die ständig umhergleitenden Schatten hatten sich geteilt, und vor ihnen wurde eine große Höhle sichtbar.
    Drinnen leuchtete ein schwaches gelbes Licht, in dessen Mitte sich etwas befand, das wie eine Steinplatte aussah. Darauf lag eine kleine Gestalt.
    »Da sind wir«, sagte Rob Irgendwer. »War doch gar nich' so schlimm, oder?«
    Roland blinzelte. Hunderte von Bogels drängten sich um die Steinplatte, wahrten aber einen gewissen Abstand, als hätten sie irgendwie Respekt davor.
    »Da... liegt jemand«, sagte er.
    »Die Sommerfrau«, erwiderte Rob. »Das wird jetzt ganz schön figeliensch.«
    »Figeliensch?«
    »Ah... kompliziert«, erklärte Rob. »Göttinnen können 'n bisschen heikel sein. Achten sehr auf ihr Imädsch un' so.«
    »Können wir sie uns nicht einfach schnappen und weglaufen?«, fragte Roland.
    »Oh, ja, früher oder später wird's dazu kommen«, sagte Rob. »Aber vorher musst du sie küssen. Kriegst du das hin?«
    Roland wirkte ein wenig angespannt, brachte aber hervor: »Ja... äh... ich denke schon.«
    »Die Frauen erwarten das, weißt du«, fuhr Rob fort.
    »Und dann laufen wir weg?«, fragte Roland hoffnungsvoll.
    »Ja, denn dann versuchen die Bogels wahrscheinlich, uns aufzuhalten. Sie mögen's nich', wenn jemand weglaufen will. Los mit dir, Junge.«
    Ich habe einen Plan, dachte Roland, während er auf die Steinplatte zuging. Und ich konzentriere mich darauf, damit ich nicht daran denken muss, dass ich durch eine Horde Kritzelmonster gehe, die nur da sind, wenn ich blinzle und meine Augen tränen. Was man im Kopf hat, ist für sie also Nahrung, ja?
    Gleich muss ich blinzeln, gleich muss ich blinzeln, gleich muss ich blinzeln...
    ... blinzel. Es war sofort wieder vorbei, aber das Schaudern dauerte viel länger. Sie waren überall gewesen, und jeder Mund voller Zähne sah ihn an. Eigentlich sollte man mit Zähnen nicht sehen können.
    Roland lief vorwärts, und seine Augen tränten, weil er sie die ganze Zeit über offen hielt. Er blickte auf die Gestalt hinab, die dort in dem gelben Licht lag. Es war ein Mädchen, und es atmete, es schlief, und es sah wie Tiffany Weh aus.
    Von der höchsten Stelle des Eispalastes konnte Tiffany meilenweit sehen, und meilenweit sah sie nichts anderes als Schnee. Nur im Kreideland zeigte sich Grün. Es war wie eine Insel.
    »Siehst du, wie ich lerne?«, fragte der Winterschmied. »Das Kreideland gehört dir. Dort wird der Sommer kommen, damit du glücklich bist. Und du wirst meine Braut sein, damit ich glücklich bin. Und alle werden glücklich sein. Glück ist, wenn die Dinge richtig sind. Jetzt bin ich Mensch. Ich verstehe diese Dinge.«
    Schrei nicht, heul nicht, sagten Tiffanys Dritte Gedanken. Und erstarre auch nicht zu Eis.
    »Oh... ich verstehe«, sagte sie. »Und im Rest der Welt bleibt es Winter?«
    »Nein, es gibt einige Breiten, die meinen Frost nie spüren werden«, erwiderte der Winterschmied. »Aber in den Bergen, und in den Ebenen bis hin zum Runden Meer... allerdings.«
    »Millionen von Menschen werden sterben!«
    »Aber nur einmal, verstehst du? Das ist es, was es so wundervoll macht. Und danach gibt es keinen Tod mehr!« Und Tiffany sah es vor sich, wie auf einer Silvesterkarte: an Zweigen festgefrorene Vögel; Pferde und Kühe, die reglos auf den Feldern standen; gefrorene Grashalme, spitz wie Dolche; kein Rauch aus irgendeinem Schornstein; eine Welt ohne Tod, weil es nichts mehr gab, das sterben konnte, und alles glitzerte wie Lametta.
    Sie nickte bedächtig. »Sehr... vernünftig«, sagte sie. »Aber es wäre schade, wenn sich überhaupt nichts mehr regen würde.«
    »Oh, das ist kein Problem«, entgegnete der Winterschmied. »Schneeleute. Ich kann sie zu Menschen machen!« »Genug Eisen für einen Nagel?«, fragte Tiffany.
    »Ja! Es ist leicht. Ich habe eine Wurst gegessen! Und ich kann denken! Ich habe nie zuvor gedacht. Ich war ein Teil. Jetzt bin ich für mich. Man muss

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