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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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erwähnte.
    Sobald er das Büro verlassen hatte, nahm ich sie mir vor.
    Und sobald ich sie geöffnet hatte, starrte ich sie perplex Ja erschüttert an. Die erste Seite trug folgende Überschrift: »Signora Renata dell’Angela, Alter 22, Tochter von Benedetto dell’Angela, in Hauptkategorie AA eingestuft, ohne Beruf.« Es gab noch weitere Einzelheiten, aber über das Ganze lief in großen Buchstaben ein roter Stempel:
    Police ungültig – Neueinstufung: Kategorie E.
    Das bedeutete, daß Rena, Rena mit den traurigen Augen, absolut unversicherbar war.

 
4
     
    Telephon oder nicht – ich hatte immer noch ihre Adresse.
    Als ich aus dem Taxi stieg, war es noch hell, und ich konnte mir das Haus genauer betrachten. Bei Tag besehen war es ein ansehnliches Anwesen; die Größe der imposanten weißen Stuckmauer paßte nicht zu der Notiz »unversicherbar« auf Renas Unterlagen. Die Mauer umschloß einen Garten, und dieser Garten konnte kaum etwas Geringeres als ein AA-Haus beherbergen. E-Kategorieler wurden entweder in öffentliche Obdachlosenasyle geschickt – auf Kosten der Gesellschaft, versteht sich – oder lebten von der Mildtätigkeit ihrer Freunde oder Verwandten. Und E-Kategorieler hatten selten Freunde in AA-Häusern.
    Ich klopfte an die Pforte. Eine dicke Frau von unbestimmbarem, aber hohem Alter öffnete ein kleines Fenster und blinzelte mich an. Höflich fragte ich: »Miss dell’Angela?«
    »Che dice?« Ein finsterer Blick traf mich.
    »Kann ich Miss dell’Angela sehen?« wiederholte ich. »Ich bin Anspruchsregler im Auftrag der Gesellschaft. Ich möchte in einer Angelegenheit, die ihre Policen betrifft, mit ihr sprechen.«
    »Ha!« sagte die Frau. Dabei beließ sie es für einen Moment, schürzte die Lippen und betrachtete mich nachdenklich. Dann hob sie die Schultern. » Momento«, sagte sie und ließ mich vor der Pforte stehen.
    Drinnen murmelten unbekannte Stimmen. Ich glaubte eine sich öffnende Tür und das Geräusch von Schritten zu hören, aber als die fette Frau zurückkam, war sie allein.
    Schweigend öffnete sie die Tür und winkte mich mit einer Bewegung des Kopfes hinein. Ich machte mich automatisch auf den Weg zum großen Haus, sie aber faßte mich am Arm und wies mich auf einen anderen Pfad. Er führte durch ein Blumenspalier zu etwas, das einmal die Hütte des Gärtners gewesen sein mochte. Ich klopfte an die Tür, jetzt begreifend, wo Rena dell’Angela als Unversicherbare der Kategorie E lebte.
    Rena öffnete selbst, mit glühenden Wangen und überraschtem, fast ängstlichem Ausdruck. Es war das erste Mal, daß ich sie bei Tageslicht sah. Sie war – und das läßt sich nicht anders sagen –, sie war schön.
    »Mr. Wills! Auf Sie war ich wirklich nicht gefaßt«, sagte sie schnell.
    »Sie haben mich angerufen, und ich bin gekommen, so schnell ich konnte.«
    Sie zögerte. »Ja, es war … es tut mir leid, Mr. Wills. Das war nur so ein spontaner Impuls. Ich hätte es gar nicht machen sollen.«
    »Was für ein Impuls, Rena?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid. Es ist überhaupt nicht wichtig. Aber ich bin eine schlechte Gastgeberin. Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    Der Raum hinter der Tür war lang und schmal, mit abgenutzten Möbeln und einer weiteren Tür, die vielleicht zu einem zweiten Raum führte. Er schien staubig zu sein, und – ich haßte mich selbst dafür, daß ich hier wie ein Narr herumschnüffelte – ich bemerkte deutlich, daß ein schwacher Duft von Tabak in der Luft hing. Ich war mir ziemlich sicher, daß sie an dem Abend, als wir einander begegnet waren, nicht geraucht hatte.
    Sie wies auf einen Stuhl – es gab nur zwei, beide standen an einem grob zusammengezimmerten Tisch, auf dem sich zwei Tassen mit Kaffee befanden. »Bitte setzen Sie sich«, lud sie mich ein.
    Ich mußte mich daran erinnern, daß es schließlich ganz und gar nicht meine Sache war, wenn es ihr beliebte, Freunde zu empfangen – auch wenn diese Freunde einen besonders ranzigen Tabak rauchten. Und wenn sie es vorzogen, nicht anwesend zu sein, wenn ich kam, so war das auch ihre Sache und nicht meine. Behutsam sagte ich: »Ich wollte Sie nicht stören.«
    »Mich stören?« fragte sie und sah, wie meine Augen auf den Tassen ruhten. »Oh, aber nein, Mr. Wills, die zweite Tasse ist für Sie. Ich habe sie eingegossen, als Lisa mir sagte, daß Sie an der Pforte seien. Er ist nicht allzu gut, fürchte ich«, sagte sie entschuldigend.
    Ich machte einen Versuch, ihn zu trinken. Er war schrecklich. Ich

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