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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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und gar nicht guten Mutes. Die Kantine hatte sich gefüllt, und wir aßen unser Abendbrot, aber ich nahm weder wahr, was ich aß, noch beteiligte ich mich an irgendeinem Gespräch. Rena und ihr Vater ließen mich rücksichtsvoll allein. Zorchi saß, wie es schien, schmollend in unserem Zimmer, denn er war nicht aufgetaucht. Aber ich machte mir keine Gedanken um ihn; ich hatte meine eigenen Probleme.
    Ich hätte mir Gedanken machen sollen …
    Nach dem Essen entschuldigte ich mich und ging in die winzige Schlafzelle, die man Zorchi und mir zugewiesen hatte. Er war nicht da. Nun fing ich an, nachzudenken; würde Zorchi auf eine Mahlzeit verzichten?
    Die Antwort war ein eindeutiges Nein. Bei seinem Metabolismus benötigte er ein Mehrfaches des Nahrungsbedarfs eines gewöhnlichen Menschen, und seine Leistungen bei Tisch waren in der Tat spektakulär. Irgend etwas stimmte nicht. Ich fühlte mich aus meiner Selbstversunkenheit gerissen, rannte zu Benedetto dell’Angela und berichtete ihm, daß Zorchi verschwunden war.
    Wir brauchten nicht lange, um das Rätsel zu lösen. Das unterirdische Versteck war nicht groß, es hatte nur viele Ausgänge. Es dauerte nur einige Minuten, bis einer der Männer, die Benedetto mit der Suche beauftragt hatte, mit bestürztem Gesicht zurückkehrte, um zu berichten.
    Der Ausstieg, der durch die U-Bahnstation führte, war offen. Irgendwie mußte Zorchi sich auf seinen Stümpfen durch den langen Gang und den Ausstieg gezerrt, geschleppt und geruckt haben. Es mußte während des Abendbrots geschehen sein; er hätte es nie geschafft, wenn sich nicht alle in einem Raum befunden hätten.
    Aber wie er es gemacht hatte, war nicht so wichtig. Es blieb die Tatsache, daß Zorchi weg war. Und damit war auch das Geheimnis unseres Zufluchtsorts kein Geheimnis mehr.

 
10
     
    Wir mußten weg. Wir hatten keine andere Wahl.
    »Zorchi haßt die Gesellschaft«, protestierte ich. »Ich glaube nicht, daß er zu ihnen gehen wird und …«
    »Nein, Wills.« Slovetski schüttelte geduldig den Kopf. »Wir können kein Risiko eingehen. Wenn wir fähig gewesen wären, ihn wieder einzufangen, könnten wir hierbleiben. Aber er ist uns einfach entschlüpft.« In seinen Augen lag Bewunderung. »Was für einen Untergrundkämpfer er abgeben würde. Diese Stärke und Entschlossenheit! Denken Sie doch nur, Wills, ein beinloser Mann in einer Stadt wie Rom. Er kann es überhaupt nicht umgehen, Aufsehen zu erregen. Er kann sich kaum selber bewegen. Und doch … haben unsere Männer seine Spur nur bis zu einer Telephonzelle in der U-Bahnstation verfolgen können … und Schluß. Irgend jemand hat sich um ihn gekümmert. Wer? Ein Freund, sollte man annehmen – bestimmt nicht die Gesellschaft, sonst wären sie schon längst hier. Aber dieses schnelle und prompte Handeln, Wills!«
    Benedetto dell’Angela hüstelte. »Vielleicht sollten wir uns mehr um den Punkt kümmern, Slovetski, daß wir jetzt schnell handeln müssen.«
    Slovetski grinste. »Alles fertig«, versprach er. »Sehen Sie, die Evakuierung hat schon begonnen!« Kleine Gruppen von Männern verpackten in aller Eile Aktenordner in Kartons und trugen sie davon. Sie gingen nicht weit, wie ich später erfuhr, nur zu einem unbenutzten Abschnitt der uralten römischen Katakomben, aus dem sie zu einem späteren Zeitpunkt nach und nach herausgeholt werden konnten.
    Bei Sonnenuntergang standen Rena und ich vor der kleinen Kirche, durch die man in die Katakomben gelangen konnte. Wir beide gingen zusammen, nur wir beide, denn man war davon ausgegangen, daß ein junger Mann und eine junge Frau, die zusammen reisten, weniger auffallen würden, insbesondere da meine Haut in einem passenden Ton gebräunt worden war und ich anstelle meiner Berufskleidung jetzt erstklassige römische Konfektion trug. Mir war es zu dem Zeitpunkt nicht bewußt, aber Rena mußte sich darüber im klaren gewesen sein, daß ihre eigene Sicherheit durch das Zusammensein mit mir gefährdet war. Rena hatte allein nichts zu befürchten, selbst dann nicht, wenn sie durch einen Agenten der Gesellschaft aufgegriffen und befragt wurde. Sie würden sie wegen ihres Vaters verdächtigen, aber ein Verdacht konnte ihr nicht ernsthaft schaden. Aber in der Begleitung eines gesuchten und zudem auch noch verkleideten »Mörders« zu reisen, war erheblich gefährlicher …
    Wir fanden ein altes Taxi, das sich mit uns durch fast ganz Rom schlängelte. Wir umrundeten den uralten Steinklotz des Kolosseums, fuhren an einem

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