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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Explosion unbekannter Ursache, die über dem Atlantik beobachtet wurde«, sagte der Sprecher, »hat letzte Nacht viele Menschen beunruhigt. Obwohl Art und Ursache der Explosion nicht bekannt sind, geht man vorläufig davon aus, daß keine Gefahr besteht. Allerdings ist es zu einer zeitweiligen Störung der Langstrecken-Funkverbindungen gekommen, und der Luftverkehr bleibt eingestellt, während die Explosion untersucht wird.«
    Wir schalteten das Radio ein; es stimmte. Es waren nur die UKW- und Fernsehbänder zu empfangen.
    »Das begreife ich nicht – wenn es genug Störungen gibt, um die Langstrecken-Verbindungen völlig zu unterbrechen, sollte sich das doch irgendwie auch im Ultrakurzbereich bemerkbar machen.«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte Rena zweifelnd, »aber gibt es da nicht irgend etwas beim Fernsehen, das die Reichweite einschränkt?«
    »Äh … ich glaube schon, ja. Das hängt irgendwie damit zusammen, daß die Fernsehsendungen alle in den VHP- und UHF-Kanälen ausgestrahlt werden, und deren Wellen haben nur eine kurze Reichweite.«
    »Ja, das meine ich«, sagte sie. »Und ist es dann nicht möglich, daß tatsächlich nur die fernen Sender unterbrochen sind, aus Absicht, meine ich?«
    Ich schlug mit der Hand auf die Stuhllehne. »Aus Absicht! Die Gesellschaft … sie wollen die Angelegenheit auf einen engen Raum begrenzen. Diese Idioten – ist ihnen denn nicht klar, daß dies unmöglich ist? Glaubt Defoe denn, daß er nichts gegen den Weltuntergang zu unternehmen braucht, indem er den Leuten einfach die Informationen vorenthält?«
    »Ich weiß es nicht, Tom«, sagte sie.
    Ich wußte es auch nicht, aber ich stellte Vermutungen an, genau wie sie. Es war gar keine Frage, daß die Gesellschaft mit ihren unerschöpflichen Reserven und ihren Nervenbahnen, die in jeden Teil der Welt liefen, ganz genau wußte, was für eine Bombe das war und welche Wirkung sie haben würde. Und daß die Tage gezählt waren, bis der Fallout gefährlich wurde. Inzwischen hätte die Welt längst informiert sein müssen, und die ersten Gruppen sollten auch bereits mobilisiert sein und sich in die Gewölbe begeben, um dort auf den Tag zu warten, an dem die Luft wieder sauber sein würde. Falls dies verzögert wurde, so gab es bestimmt keine guten Gründe dafür.
    Der einzige Grund war … Defoe. Aber was, so fragte ich mich mit einem ganz elenden Gefühl, machte Millen Carmody die ganze Zeit? Saß er nur gemütlich da und ließ seelenruhig zu, daß Defoe alle Ideale, für die die Gesellschaft stand, vollständig pervertierte?!
    Das konnte ich von Millen Carmody nicht glauben. Es war unmöglich, daß der Mann, der die begeisternden Worte im Handbuch geschrieben hatte, sich des Völkermordes schuldig machte.
    Rena entschuldigte sich, um nach ihrem Vater zu sehen. Ich schämte mich fast meiner selbst, als ich das abgenutzte Büchlein aus der Tasche holte und Carmodys Vorwort aufschlug. Es war praktisch unmöglich, die immens beruhigenden und Sicherheit versprechenden Worte mit dem in Einklang zu bringen, was ich gesehen hatte; als ich sie las, fühlte ich mich nicht mehr zuversichtlich und getröstet wie früher.
    Es schien keine Gefahr zu bestehen, und Rena hielt es drinnen nicht mehr aus. Für Benedetto konnten wir nichts tun, außer zu warten, und das konnten Zorchis Bedienstete genauso gut tun wie wir.
    Ich nahm sie am Arm, wir schlenderten in den Garten hinaus und atmeten tief durch. Das war ein Fehler.
    In Zorchis klimatisiertem Haus hatte ich vergessen, daß wir uns genau im Zentrum der Hanffelder befanden, deren Duft mich fast um eine Mahlzeit gebracht hatte, als ich mit Hammond hier gewesen war. Es schien schon so lange zurückzuliegen, und ich fragte mich, ob ich jemals herausfinden würde, wer ihn umgebracht hatte.
    Aber der Gestank in unseren Nasen war wichtiger. »Vielleicht ist es in dem Walnußwäldchen auf der anderen Seite der Straße nicht so schlimm«, sagte Rena.
    Ich zögerte, aber in der warmen italienischen Nacht schien nirgendwo eine Gefahr zu lauern, und so probierten wir es. Der scharfe Duft der Walnußbäume half ein wenig, was jedoch mehr half, war der Umstand, daß die Geruchsnerven eine bestimmte Toleranzgrenze haben; wenn diese überschritten wird, stellen sie einfach ihre Funktion ein. Und so dauerte es gar nicht lange, bis wir den Geruch kaum mehr wahrnahmen, obwohl er genauso stark blieb wie zuvor. Wir setzten uns am Fuße eines großen Baumes hin, und Rena lehnte ihren Kopf gegen meine

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