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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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Schulter. Wir sagten lange kein einziges Wort. Nach dieser Zeit von Gewalt und Tod tat es gut, zu schweigen. Dann hob sie den Kopf und sagte: »Ein seltsamer Mann.«
    »Wer, ich?«
    »Nein. Oh, oder doch, wenn du so willst, ganz schön seltsam. Aber ich habe an Zorchi gedacht. Ist das wirklich wahr, was du mir über seine problemlos nachwachsenden Arme und Beine gesagt hast?«
    »Ich dachte, alle Menschen in Neapel wüßten davon. Ich dachte, er sei ein Nationalheld.«
    »Natürlich. Aber man hat mir niemals gesagt, daß die Geschichten, die man sich erzählt, stimmen. Wie geht das vor sich, Tom?«
    »Das mag der Himmel wissen, ich jedenfalls weiß es nicht. Ich glaube, Zorchi weiß es selbst nicht. Vielleicht hatten seine Eltern mit kernphysikalischen Experimenten oder so zu tun, haben sich dabei radioaktiven Strahlen ausgesetzt und so eine Mutation hervorgebracht. So etwas ist durchaus möglich, weißt du.«
    »Natürlich weiß ich das, Tom.«
    »Oder es ist einfach nur so passiert, rein zufällig. Irgend etwas, das er gegessen hat, eine Krankheit, auf die seine Drüsen in besonderer Weise reagiert haben, irgendein Medikament. Wer weiß?«
    »Könnten die Wissenschaftler das herausfinden?«
    »Na ja …« Ich fing an zu reden, als würde ich unserer alten Argumentation folgen. »Also, ich glaube schon. Reine Grundlagenforschung wird heutzutage allerdings nicht sonderlich unterstützt oder gefördert.«
    »Und das sollte anders sein, meinst du?«
    »Natürlich sollte es das. Die einzige Hoffnung der Welt ist …« ich verstummte. Durch die Bäume drang ein weit entfernter Schimmer, und ich hatte mich gerade daran erinnert, was es war.
    »… ist was Tom?«
    »Es gibt keine Hoffnung mehr«, sagte ich – mehr zu mir selbst. Sie drängte sich dicht an mich, sie vergrub sich förmlich in meinem Arm.
    Vielleicht hatte der Wind sich gedreht, und der Geruch der Hanffelder wurde stärker, vielleicht waren es aber auch nur die bösen Gedanken, die der glühende Himmel hervorgerufen hatte, die meine Stimmung vergifteten. Eben noch glücklich und entspannt und ohne jeden Gedanken an die Bombe, war ich mir jetzt der Dinge, die uns allen bevorstanden, um so bewußter.
    »Laß uns zurückgehen, Rena«, sagte ich. Sie fragte nicht, warum. Vielleicht bedrückte sie genau wie mich die Bürde unseres Todesurteils. kamen gerade noch zu den Abendnachrichten zurecht. Die Inhalte unterschieden sich wenig von den vorhergegangenen Sendungen.
    Benedetto schlief immer noch, aber Zorchi gesellte sich zu uns, als wir vor dem Bildschirm saßen. Der Nachrichtensprecher, der seinem Gesicht die gewichtigen, ernsthaften und zugleich zuversichtlichen Züge verliehen hatte, die seinen Berufsstand auf der ganzen Welt auszeichnen, sagte: »Die letzten Nachrichten über die Bombe, die über dem Nordatlantik explodierte, lassen die Gefahrdung dieses Gebiets durch das Abregnen geringer Mengen radioaktiven Fallouts möglich erscheinen. Die Gefahrenzonen werden zur Stunde genau erfaßt, und dann in einem Übersichtsplan ausgewiesen. Die Einwohner der betreffenden Sektionen werden entweder evakuiert oder in die Suspendierung versetzt, bis die Gefahr vorüber ist. Blauer-Riegel-Policen gewähren umfassenden Schutz gegen alle Gefahren dieser Explosion. Ich wiederhole, Blauer-Riegel-Policen gewähren umfassenden Schutz gegen alle Gefahren dieser Explosion. Überprüfen Sie Ihre Policen und vergewissern Sie sich über deren Höhe. Wer durch die Blauer-Riegel-Mindestdeckung oder besser abgesichert ist, hat nichts zu befürchten.«
    Ich schaltete das Gerät aus. »Was wohl die Leute in Shanghai heute zu hören bekommen«, sagte ich nachdenklich.
    Zorchi hatte am Nachmittag nur kommentarlos zugehört, als ich ihm von der Bombe berichtete, und auch jetzt hörte er kommentarlos zu.
    »Tom«, sagte Rena, »ich frage mich schon die ganze Zeit etwas. Du weißt, daß ich … ich habe keine Versicherung. Ebenso wenig wie mein Vater, seit unsere Policen annulliert wurden, und wir beide sind nicht die einzigen.«
    Ich tätschelte ihre Hand. »Das kriegen wir schon hin«, versprach ich. »Ihr bekommt eure Deckungskarten zurück.«
    Sie warf mir einen skeptischen Blick zu und schüttelte dann den Kopf. »Ich rede nicht nur von Vater und mir. Was ist mit all den Unversicherteren, die es in der ganzen Welt gibt? Die Bombe explodiert, und jedermann mit einer Police reiht sich in den Marsch in die Gewölbe ein – aber was ist mit denen, die keine haben?«
    »Für die gibt es

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