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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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‚bitte’ sagen, aber das ist eine List, die ihr ‚Vertreter der Gesellschaft’ augenscheinlich noch nicht gelernt habt. Glauben Sie mir, Signore, ich komme um vor Sehnsucht nach Ihnen, nach Ihnen und Ihren beiden Freunden, wer auch immer sie sein mögen. Hören Sie mir jetzt gut zu.« Er gab mir eine Adresse und, als ich ihn hilflos ansah, Erklärungen, wie man hinkam. Dann hängte er auf.
    Zorchis Haus lag weit außerhalb der Stadt, an der Straße nach Caserta. Es stand an einer Biegung des Schnellwegs, und ich glaube, ich hätte hundertmal daran vorbeifahren können, ohne je einen Blick hineingeworfen zu haben, so eindeutig sah es nach dem weißgetünchten, großen, aber leicht verfallenen Heim eines einigermaßen wohlhabenden Bauern aus. Es war groß genug, um einen Innenhof zu haben, der teilweise von der Straße verdeckt wurde. Wir fuhren direkt hinein.
    Der Sekretär erwartete uns an der Tür – und das war ein Schock.
    »Sie müssen Rollschuhe haben«, sagte ich zu ihm.
    Er hob die Schultern. »Mein Arbeitgeber ist zu nachsichtig«, sagte er mit eisiger Stimme. »Ich hatte gehofft, ihn noch zu erreichen, bevor er einen Fehler macht. Wie Sie sehen, war es zu spät.«
    Wir hoben Benedetto vom Sitz. Er war momentan fast ohne Bewußtsein, und unter der Mittelmeerbräune schimmerte sein Gesicht kalkweiß. Ich schüttelte den Sekretär ab und hielt Benedetto vorsichtig in den Armen, als Rena mir die Tür offenhielt. »Einen Moment«, sagte der Sekretär. »Wie ich vermute, ist der Wagen gestohlen. Sie müssen sich seiner augenblicklich entledigen.«
    »Er ist nicht gestohlen«, knurrte ich. »Aber die Leute, denen er gehört, haben natürlich ein Auge darauf, daß ihm nichts geschieht. Werden Sie ihn los.«
    Er sprudelte irgend etwas hervor und wandte sich um, aber dann sah ich ihn doch in den Wagen steigen. Wir gingen hinein. Zorchi wartete in einem motorisierten Rollstuhl auf uns. Er hatte Beine! Wie es schien, waren sie noch nicht vollständig entwickelt, aber in den wenigen Tagen, seit ich ihn befreit hatte, war etwas gewachsen, das, in Decken eingewickelt, nach annähernd normalen Gliedmaßen aussah. In der kurzen Zeit war ihm auch ein dichter Bart gewachsen.
    Der Sarkasmus war auf jeden Fall derselbe geblieben.
    Ich machte dann den Fehler zu sagen: »Signor Zorchi, würden Sie bitte für diesen Mann einen Arzt rufen?«
    Die dicken Lippen unter dem Bart verzogen sich. »Signore heißt es jetzt, wie? Nicht mehr der Freak Zorchi, der Fall Zorchi, der Halbmensch? Gott läßt viele Wunder geschehen, Wiehls. Hier sehen Sie das größte … es hat einen Hund in einen Signore verwandelt!«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Um Gottes willen, Zorchi, rufen Sie einen Arzt!«
    »Das haben Sie bereits am Telephon erwähnt, oder?« fragte er kühl. »Wenn Sie nur einfach weitergegangen wären, anstatt sich aufzuspielen, hätten Sie den Doktor bereits gefunden …«
     
    Plasma und Antibiotika flössen aus einem halben Dutzend Plastikflaschen in den Körper von Benedetto wie Öl in einen Tanker. Ich konnte sehen, wie die Farbe fast augenblicklich in sein Gesicht zurückkehrte, und die eingesunkenen Augen schienen wieder lebendig zu werden. Der Arzt gab ihm etwas zum Schlafen und erklärte uns, daß Benedetto weitere Belastungen nicht mehr überstehen würde. Aber falls er drei oder vier Wochen ruhig im Bett blieb, sagte der Arzt, während er die Lire zählte, die Zorchis Sekretär ihm hingeblättert hatte, bestünde keine große Gefahr …
    Falls er für drei bis vier Wochen ruhig im Bett blieb! Es würde kaum mehr zehn Tage dauern, bis man mit der Atmosphäre des Planeten den Tod einatmete! In dieser Zeit konnte viel mit Benedetto geschehen, aber ruhig liegenzubleiben gehörte mit Sicherheit nicht dazu.
    Und dennoch, wir hatten eine Atempause. Zorchi zog sich in sein eigenes Quartier zurück, nachdem der Arzt gegangen war, und Rena und ich verließen Benedetto, als er eingeschlafen war.
    Wir fanden einen Fernsehapparat, schalteten ihn ein und warteten auf einen Hinweis auf die Kobaltbombe. Wir bekamen eine Canzoni- Aufnahme herein, von einem Tenor mit quäkender Stimme vorgetragen. Wir schalteten um und sahen eine der üblichen kitschigen Familienserien, komplett mit einer weisen, fetten, alten Mutter und einer schluchzenden Schwiegertochter. Bei den anderen Stationen war es das gleiche. Wir starrten uns ungläubig an. Als schließlich die normale stündliche Nachrichtensendung lief, gab es die erste Andeutung: »Eine

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