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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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sollte, aber die Expedienten waren vor ihm da. Sie haben ihn mitten auf der Straße erschossen. Und jetzt sind sie auf dem Weg hierher.«

 
16
     
    Es war schnell und brutal vor sich gegangen. Irgendwie war Benedetto verraten worden; die Expedienten hatten gewußt, daß er kam, hatten gewußt, woher er kam. Und das war das Ende unserer Freiheit.
    Sie stürzten sich in mehreren Wellen auf uns, mindestens hundert waren es, die einen Mann, eine Frau und einen Krüppel gefangennehmen wollten – Zorchis Diener hatten uns im Stich gelassen, sie waren in die Hanffelder getaucht, wie Schaben in einen Müllhaufen. Zorchi hatte eine kleine Pistole, eine Baretta. Er feuerte sie einmal ab, verwundete einen Mann, und dann war er sie los.
    Der Rest war kurz und unschön.
    Sie banden und knebelten uns, und wir wurden – zusammengeschnürt wie Ochsen für den Spieß – zur Klinik geflogen. Ich konnte einen flüchtigen Blick auf die durcheinanderquirlenden Massen außerhalb der langen, niedrigen Mauern werfen, als die Maschine landete. Alles was ich dann noch sah, war das Dach des Hubschrauberhangars.
    Sie brachten uns in einen winzigen Raum, in dem Defoe an einem Schreibtisch saß. Er lächelte. »Hallo, Thomas«, sagte er, und mit den Augen begutachtete er den Bluterguß auf meiner Wange. Dann wandte er sich nachdenklich Rena zu. »So also sieht Ihre Wahl aus Thomas?« Er studierte Rena kühl. »Nicht gerade mein Typ. Trotzdem, falls Sie so etwas mögen, hätten sie einen ganzen Harem davon haben können, wenn Sie bei mir mitgemacht hätten.«
    Zusammengeschnürt wie ich war, versuchte ich, auf ihn loszugehen, aber schon nach dem ersten Schritt traf mich etwas in den Rücken, und ich spürte einen furchtbaren Schmerz, der von den Nieren ausgehend meinen ganzen Körper überzog. Ohne die Mine zu verziehen, sah Defoe zu, wie ich nach Atem rang.
    »Meine Männer sind sehr wachsam, Thomas. Versuchen Sie das bitte nicht wieder. Einmal ist es ja ganz amüsant, aber eine Wiederholung würde mich nur ärgern.« Er seufzte. »Ich scheine mich in Ihnen getäuscht zu haben, Thomas. Ich habe Sie überschätzt, vielleicht weil ich jemanden brauchte, der mir half. Vor langer Zeit habe ich mal gedacht, daß sich unter Ihrer Konditionierung ein Verstand verbirgt. Manning ist eine Maschine, gut, um Befehle auszuführen. Lawton ist loyal – das hat er bewiesen –, aber nicht intelligent. Und wenn ich zwischen Loyalität und Intelligenz wählen soll, dann entscheide ich mich für das letztere. Für Loyalität kann ich selber sorgen.« Er neigte den Kopf nüchtern in Richtung der Expedienten.
    Zorchi spuckte aus. »Töten Sie uns, Schlächter«, verlangte er. »Es reicht, wenn ich sterbe, ohne ihr närrisches Geschwätz anhören zu müssen.«
    Defoe betrachtete ihn. »Sie interessieren mich, Signore. Eine Überraschung, Sie wiederbelebt und zusammen mit Wills anzutreffen. Bevor wir fertig miteinander sind, müssen Sie mir einiges darüber erzählen.«
    Ich sah, wie sich Zorchis Bart sträubte und er eben den Mund öffnen wollte, aber eine eiskalte, berechnende Überlegung, die sich in rasender Schnelle in meinem Kopf abspulte, ließ mich eingreifen. »Um dell’Angela als Begleitperson herauszubekommen, brauchte ich eine Rollbahre mit einem Patienten für ihn. Zorchi hatte Geld, und ich hoffte auf seine Dankbarkeit, wenn ich ihn später wiederbelebte.«
    »Lawton!« Defoe schnitt eine Grimasse, schien die Geschichte aber zu akzeptieren. Plötzlich lächelte er mich an. »Zu jenem Zeitpunkt setzte ich noch meine Hoffnungen auf Sie. Die Flucht war gut gemacht – einfach und direkt. Nicht gerade elegant, aber ein guter Einstieg. Sie hätten mein Assistent sein können, Thomas. Ich dachte an so etwas, als ich von den Äußerungen hörte, die Sie nach Mariannas Tod von sich gaben … ich dachte, sie seien dabei, aufzuwachen.«
    Ich leckte mir die Lippen. »Und als Sie mich aus dem Gefängnis geholt und sich um mich gekümmert hatten, stellten Sie sicher, daß das Expedientenkorps die Information bekam, ich sei möglicherweise unzuverlässig. Dann sorgten Sie genauso dafür, daß die Information auch den Untergrund erreichte, damit man sich mit mir in Verbindung setzte und ich dann für Sie spionieren konnte. Sie brauchten einen ahnungslos unschuldigen Lockvogel!«
    Das Lächeln wurde jetzt strahlend. »Natürlich – so lange, bis Sie beweisen konnten, was mit Ihnen los ist. Und wegen Ihrer Äußerungen wurden sie natürlich ins Gefängnis

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