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Der Wohlfahrtskonzern

Der Wohlfahrtskonzern

Titel: Der Wohlfahrtskonzern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl - Lester del Rey
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hin und sagte: »Rena, gerade eben erst habe ich herausgefunden, was mit ihren Policen los ist. Bitte, glauben Sie mir, es tut mir aufrichtig leid. Als wir gestern zusammen gesessen haben, hatte ich noch keine Ahnung davon. Ich hätte … Na ja, ich weiß nicht, was ich getan hätte. Offen gestanden, es gibt da nicht viel, was ich tun könnte; ich will nicht, daß Sie glauben, ich hätte irgendwelchen großen Einfluß. Aber wissen hätte ich es müssen. Ich hätte sie dann auf jeden Fall nicht zum Weinen gebracht.«
    Sie lächelte ein sonderbares Lächeln … »Das war es nicht, was mich zum Weinen gebracht hat, Mr. Wills.«
    »Bitte nennen sie mich Tom«, bat ich. »Warum haben Sie dann geweint?«
    »Es ist nicht wichtig. Bitte.«
    Ich hüstelte und versuchte es anders. »Verstehen Sie mich richtig, ich habe natürlich eine gewisse Autorität, und ich möchte Ihnen wirklich helfen, wenn ich kann. Wenn Sie mich lassen.«
    »Sie lassen? Könnte ich es denn verhindern?«
    Ihre Augen waren tief und dunkel. Ich riß mich zusammen, nahm meine Notizen über ihre Versicherungen aus der Tasche und sagte so geschäftsmäßig, wie ich es gerade fertigbrachte: »Sehen Sie, bei der Auslegung der Fakten be steht vielleicht noch etwas Spielraum. Allerdings, so wie es steht, also offen gestanden – viel Hoffnung gibt es nicht. Aber wenn Sie mir ein paar Informationen geben könnten …«
    »Natürlich.«
    »Ihr Vater, Benedetto dell’Angela, ist ein Opfer des Krieges mit Sizilien; er hat eine Dosis Strahlung abbekommen und befindet sich gegenwärtig im Zustand herabgesetzten Stoffwechsels in der Klinik in Anzio und wartet darauf, daß die Radiogene seinen Körper verlassen. Ist das richtig?«
    »So steht es im Bericht der Gesellschaft«, antwortete sie.
    Da schwang ein seltsamer Unterton mit. Sie zweifelte doch bestimmt nicht die Richtigkeit eines Berichts der Gesellschaft an? Ich fuhr fort: »Sie waren eine abhängige Familienangehörige und haben um Unterstützungszahlungen auf Grundlage des Blauen Generalschirms und um Kriegsrisikoleistungen unter dem Blauen Riegel nachgesucht. Beide wurden Ihnen verweigert, Blauer Generalschirm, weil Ihr Vater sich technisch gesehen nicht im Zustand des Krankseins befindet, und Blauer Riegel und Ihre anderen persönlichen Policen …« – ich zögerte es auszusprechen – »… wegen Tätigkeit gegen die elementaren Interessen der Gesellschaft. Besonders weil sie einen bekannten Unruhestifter namens Slovetski unterstützt haben sollen.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Soviel weiß ich auch, Tom«, sagte sie.
    »Warum?« verlangte ich zu wissen. »Dieser Mann soll zum Krieg mit Sizilien aufgehetzt haben!«
    »Tom, das ist eine Lüge!« platzte sie heraus. »Slovetski ist ein alter Freund meines Vaters. Sie haben vor vielen Jahren zusammen in Berlin studiert. Er ist absolut und ganz und gar gegen Krieg eingestellt, gegen jeden Krieg!«
    Ich zögerte. »Über die Einzelheiten weiß ich nicht Bescheid, aber prinzipiell ist die Lage so, daß die Gesellschaft davon ausgehen kann, daß Sie – zumindest rein theoretisch – zum Krieg beigetragen haben und daher keinen Anspruch auf Kriegsrisikoleistungen geltend machen können. Man hat Sie sogar gewarnt, und Sie können nicht behaupten, Sie hätten nicht gewußt, was Sie tun.«
    »Tom …« Renas Stimme klang unendlich geduldig und traurig. »Ich wußte, was ich tat.«
    »In diesem Fall müssen Sie doch zugeben, daß es allem Anschein nach gerecht ist, Rena. Trotzdem, vielleicht können wir für Sie noch etwas herausbekommen – und wenn es nur eine Rückerstattung der Prämien ist. Die Gesellschaft folgt nicht immer den Buchstaben des Gesetzes, also …«
    Ihr Gesichtsausdruck ließ mich innehalten. Sie lächelte. Aber es war das gequälte Lächeln des Prometheus, der über den kosmischen Scherz nachsann, der auf immer an seinem Leben fraß, ihn aber nie tötete. Unsicher fragte ich: »Glauben Sie mir nicht?«
    »Ihnen glauben, Tom? Natürlich glaube ich Ihnen.« Diesmal lachte sie laut auf. »Nach allem, was meinem Vater passiert ist, kann ich Ihnen nur zustimmen. Tom, ich bin sicher, daß die Gesellschaft nicht immer dem Gesetz folgt.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Sie verstehen nicht. Ich …«
    »Ich verstehe sehr gut.« Sie sah mich einen Augenblick prüfend an und berührte leicht meine Hand. »Trinken Sie Ihren Kaffee, wenn Sie wollen, und lassen Sie uns über etwas anderes reden.«
    »Wollen Sie mir nicht sagen, warum Ihre

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